Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
war.
    Anschließend fuhr er mit seinem BMW 740i hinunter ins Dorf.
    Auf halbem Weg kam ihm ein Wagen entgegen, dessen Fahrer ihm durch Aufblenden der Scheinwerfer zu verstehen gab, dass Zamorra sein Fahrzeug stoppen sollte. Sie hielten nebeneinander, ließen die Fenster herunter, und Pascal Lafitte grinste Zamorra an.
    »Wohin des Weges?«, wollte der junge Mann wissen.
    »Ins Dorf, zum ›Teufel‹«, antwortete Zamorra.
    »Trifft sich gut, ich wollte gerade zu dir hoch«, sagte Pascal, nahm eine Klarsichthülle, in der sich Zeitungsausschnitte und Computerausdrucke befanden, vom Beifahrersitz auf und wedelte damit in der Luft herum. »Ich hab was für dich.«
    Pascal Lafitte, als treu sorgender Familienvater und Ehemann im Dorf zu Hause, war für Zamorra als bezahlter »Späher« tätig. Er durchforstete internationale Zeitungen und das Internet nach Meldungen über Ereignisse, die schwarzmagische Aktivitäten vermuten ließen.
    Natürlich steckte nicht hinter allem, was Pascal auffiel, ein Dämon. Aber er hatte Zamorra schon unzählige Male wertvolle Tipps geliefert und so oft geholfen, größeres Unheil zu verhindern.
    »Treffen wir uns bei Mostache«, schlug Zamorra vor.
    »Du zahlst?«, fragte Pascal grinsend.
    »Wer sonst?« Zamorra grinste zurück und fuhr los.
    Vor der Kneipe, deren einladender Name »Zum Teufel« in blutroter Zitterschrift über einem holzgeschnitzten Teufelskopf mit mächtigen Hörnern an der Fassade leuchtete, stellten Zamorra und Lafitte ihre Autos ab. Sie tänzelten über die »mostache’sche Seenplatte« - riesige Pfützen, die sich bei jedem Regen vor dem Lokal bildeten - und nahmen drinnen am so genannten Montagne-Tisch Platz, der stets für Zamorra und seine Freunde reserviert blieb.
    »Na, Gott sei’s gedankt, gepfiffen und getrommelt, dass wenigstens ihr zwei euch bei diesem Wetter zu mir traut«, begrüßte der Wirt der besten, weil konkurrenzlosen Kneipe seine beiden einzigen Gäste an diesem Mittag. »Dachte schon, ich müsste heute zusperren, weil eh keiner kommt.«
    »Mit uns muss man immer rechnen«, erklärte Zamorra und bestellte »einen Berg Käse, Schinken und Brot«, dazu augenzwinkernd »den besten Wein, den du hast - also nicht das Zeug, das du an arglose Touristen und durchreisende Teufel ausschenkst«.
    Mostache verstand die Anspielung und schnaubte. »Was bin ich froh, dass dein feiner Freund, dieser Sid Amos, nicht schon wieder hier ist! Sein letzter Auftritt vor ein paar Wochen hat meiner Frau und mir absolut gereicht! Frisst und säuft wie ein Geborgter, und wenn’s ans Zahlen geht, verduftet er in einer Schwefelwolke, die so stinkt, dass ich zwei Wochen lüften muss!« [5]
    »Warum schenkst du dann überhaupt noch an ihn aus?«, fragte Zamorra achselzuckend.
    Mostache winkte ab, brummelte unverständlich vor sich hin und verschwand in der Küche.
    »Möchte wissen, was der gute Mostache mit dem Ex-Teufel für einen Pakt ausgeheckt hat. Irgendwie scheint er ja doch einen Narren an ihm gefressen zu haben«, meinte Pascal.
    »Vielleicht hat Assi ihm einen Trick verraten, wie man halb gefüllte Gläser voll aussehen lässt?«, vermutete Zamorra. »Aber egal.« Er zeigte auf die Klarsichthülle, die Pascal mitgebracht hatte. »Lass mal sehen, was du da hast.«
    Während Zamorra die kopierten Zeitungsartikel, von denen der längste zweispaltig war, und ausgedruckten Meldungen aus dem Internet las, trug Mostache ihre Bestellung auf. Als Zamorra seine Lektüre beendet hatte, kaute Pascal schon tüchtig.
    »Und?«, wollte er mit halb vollem Mund wissen und spülte den Bissen mit Rotwein hinunter. »Was hältst du davon?«
    Zamorra legte die Papiere beiseite, nahm einen Schluck Wein, strich Käse auf ein Stück Brot und hob dabei die Schultern. »Ich weiß nicht recht. Klingt nicht besonders spektakulär.«
    »Oh, Verzeihung, Herr und Meister des Übersinnlichen«, entgegnete Pascal in gespielter Entrüstung, »dass ich nicht jeden Tag mit einem Großangriff der Höllenmächte aufwarten kann.«
    Zamorra winkte grinsend ab, biss von seinem Brot ab und ließ den Blick noch einmal über die Meldungen wandern.
    Unterm Strich ging es darin um zwei Todesfälle in Cardigan Hall, einem angeblich »echten« schottischen Spukschloss, das unlängst als Hotel wiedereröffnet worden war. Das war keine neue Masche, sondern im Gegenteil ein dermaßen alter Hüt, dass Zamorra sich wunderte, weshalb den heute noch jemand hervorkramte in der Hoffnung, Geld damit machen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher