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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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können.
    Dass in einem Hotel einmal ein Gast starb, war auch nicht außergewöhnlich. Was die Aufmerksamkeit der Medien im Fall der beiden Toten von Cardigan Hall zumindest so weit erregt hatte, dass im kleinen Stil darüber berichtet wurde, war das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leichen - die junge Engländerin Marissa Edgecombe und der niederländische Tourist Jan van Voss waren vor Angst gestorben!
    Auf diese Todesursache war man bei der in solchen Fällen wohl obligatorischen Obduktion der Leichen gestoßen. Man hatte ein Übermaß an Hormonen wie Adrenalin und Apomorphin gefunden, die der menschliche Körper unter hohem Stress produziert und die zu Herzoder Atemstillstand führen können. Nach dem Tod kann der Körper diese Hormone nicht mehr abbauen, was bei der Autopsie entsprechende Rückschlüsse zulässt.
    Somit war diese Angelegenheit, wie Zamorra zugeben musste, durchaus ungewöhnlich, zumal sich die beiden Todesfälle innerhalb weniger Tage und kurz nach der Eröffnung von Cardigan Hall zugetragen hatten.
    Aber ob sie damit auch zu einer Angelegenheit für ihn in seiner Eigenschaft als Dämonenjäger wurden? Daran hatte er doch leise Zweifel.
    »Du glaubst also«, wandte Zamorra sich wieder an Pascal, »dass es auf Cardigan Hall wirklich spukt?«
    »Du etwa nicht?«
    »Ich halte es keineswegs für ausgeschlossen«, antwortete Zamorra.
    Schließlich wusste er aus eigener Erfahrung, dass sich in der Tat viele englische wie schottische Burgen, Schlösser und Herrenhäuser leibhaftiger Geister rühmen konnten. Aber aus derselben Erfahrung wusste er auch, dass die wenigsten dieser Gespenster wirklich gefährlich waren. Jedenfalls trachteten sie Menschen nicht nach dem Leben.
    Und aus den Berichten, die Pascal über Cardigan Hall gefunden hatte, ließ sich nicht schließen, dass Marissa Edgecomb und Jan van Voss durch irgendwelche Geister umgekommen waren. Es hieß nur, sie seien vor Angst gestorben. Vielleicht hatten beide zufällig ein schwaches Herz gehabt und sich von irgendwelchen Spukereien - ob sie nun echt waren oder künstlich inszeniert - derart erschrecken lassen, dass ihnen die ohnehin schon angeschlagene Pumpe den Dienst versagt hatte…
    Aber vielleicht eben auch nicht. Vielleicht steckte doch etwas anderes, ernsthaft Gefährliches dahinter.
    Pascal schien Zamorras Miene ablesen zu können, dass er innerlich mit sich rang.
    »Siehst du«, sagte er zwischen zwei Bissen, »mir ging’s genauso. Ich dachte zuerst auch, dass da wohl nichts dran sei. Aber dann hab ich mir gesagt, dass Vorbeugen besser als heilen ist und es nicht schaden kann, dich sicherheitshalber darauf anzuspitzen.«
    Zamorra nickte nur.
    »Und? Schaust du dir diese Spukburg, oder was es auch ist, näher an?«, wollte Pascal wissen.
    »Ich werde drüber nachdenken«, antwortete Zamorra.
    ***
    Andernorts
    Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er vielleicht gesagt: »Ich habe die Nase voll!« - auch wenn er es in einem anderen Sinne gemeint hätte, buchstäblicher, als es die Menschen taten.
    Aber er war kein Mensch, er gab sich nur den Anschein. Und niemand durchschaute den Trug.
    Die Maske, die er nun wieder »überzog«, war perfekt. Sie machte ihn zu einem von ihnen, jedenfalls für das Auge.
    Und er tat gern, als sei er ein Mensch. Weil er sie mochte.
    Was wäre er schließlich ohne Menschen? Er würde jämmerlich zugrunde gehen!
    So aber konnte er sie zugrunde gehen lassen - und das garantierte ihm sein Leben.
    Genießerisch und tief sog er auch noch das allerletzte Quäntchen des herrlichen Duftes seines Opfers ein, inhalierte den Geruch des Mannes, den er in seinen letzten Augenblicken verströmt hatte.
    Merkwürdig fand er, wovor der Ärmste sich zu Tode gefürchtet hatte -Clowns!
    Er lachte leise. Das war irgendwie lustig.
    Sie waren schon rätselhafte Wesen, diese Menschen…
    Nach einem letzten Blick auf den Mann, der mit vor Angst verzerrten und nun erstarrten Zügen und geschlossenen Augen auf dem Bett lag und aus seinem Mittagsschläfchen nicht mehr erwachen würde, ging er zur Tür des Zimmers. Dort lauschte er - in menschlicher Maske standen ihm seine Übersinne leider nicht zur Verfügung. Als er draußen nichts hörte, schlüpfte er hinaus auf den leeren Flur und schloss hinter sich ab.
    Er entfernte sich und ging wieder ganz auf in der anderen Rolle, die er spielen würde, bis er sein nächstes geeignetes Opfer im wahrsten Sinne des Wortes aufspürte.
    Es gab so viele hier, und täglich kamen
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