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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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verstehen?«
    Die Silbermond-Druidin erwiderte nichts darauf, sah ihn nur an. Und er wusste, dass er nach diesen Worten und wie er so dastand, in ihren Augen mehr denn je wie ein Kind wirken musste.
    Diese Erkenntnis schürte seine Wut noch mehr.
    Mit einem schnaubenden Laut machte er kehrt und ging auf die Wand des Organhauses zu. Ein Gedankenbefehl schuf eine türähnliche Öffnung, durch die er in die Nacht hinaustrat.
    Draußen wehte ein frischer Wind, der ihn nach dem angenehm temperierten Innern des Organhauses frösteln ließ. Seine Wut aber vermochte die Brise nicht zu kühlen.
    Er ließ den Blick schweifen. Im Licht der Sterne machte der Silbermond seinem Namen alle Ehre. Wo der Wind über Sträucher und Gräser strich, funkelte es regelrecht silbern.
    Sonst rührte sich nichts. Die Sauroiden, die inzwischen diese einstige Heimatwelt der Silbermond-Druiden bevölkerten, blieben der Nachtkühle wegen in ihren warmen Wohneiern und Organhäusem. Letztere waren quasi lebende Behausungen, die sich den Wünschen ihrer Bewohner anpassten, sowohl was Architektur und Einrichtung als auch die Temperatur anbelangte.
    Die Sauroiden…
    Sie wurden in diesem Augenblick zu einem Anstoß für einen Plan, von dem Julian selbst noch nicht wusste, dass er ihn zu schmieden begann…
    Anfangs, als er sich hier niederließ, hatte der Träumer den Silbermond insgeheim ein bisschen als seine Welt betrachtet. Immerhin hatte er vor Jahren maßgeblich zu seiner Rettung beigetragen, als ein durch den Magier Merlin ausgelöstes Zeitparadoxon ums Haar eine universelle Katastrophe verursacht hatte.
    Nach einigen Wirren war es Julian schließlich gelungen, den Silbermond in eine seiner stabilen Traumwelten und zugleich um 15 Minuten in die Zukunft zu versetzen. Ohne ihn gäbe es diese Welt heute also nicht mehr, und daraus hatte er gewisse Ansprüche abgeleitet, wenn er sie auch nie laut formuliert hatte.
    In letzter Zeit allerdings fühlte Julian sich nur noch wie ein Gast auf ›seiner‹ Welt, noch dazu wie ein unwillkommener - und das lag einzig an den Sauroiden! Obwohl dieses Volk intelligenter und magisch hoch begabter humanoider Reptilien doch eigentlich nur Grund hatte, ihm dankbar zu sein. Denn auch für die Rettung dieser Rasse war in erster Linie er, Julian Peters, verantwortlich!
    Er war es auch gewesen, der ihnen mittels seiner Magie zur Flucht von ihrer zerfallenden Echsenwelt auf den Silbermond verholfen hatte.
    Doch ihre Dankbarkeit war mittlerweile ins Gegenteil umgeschlagen. Die Sauroiden begegneten Julian mit Misstrauen, manche sogar mit unverhohlener Ablehnung. Woran er zugegebenermaßen nicht ganz unschuldig war. Schließlich hatte er den Silbermond durch das leichtfertige Wiedererwecken der abgestorbenen Lebensbäume seiner früheren Bewohner, der Silbermond-Druiden, beinahe ins Verderben gestürzt. [3]
    Doch auch in diesem Eall hatte Julian selbst viel dazu beigetragen, das Allerschlimmste zu verhindern. Also hatte er eigentlich erwartet, dass Gras über die Sache wachsen und man ihm verzeihen würde. Immerhin hatte er doch einerseits zu keiner Zeit böse Absichten gehegt und andererseits schlussendlich doch als Held dagestanden - nach seinem Dafürhalten jedenfalls…
    Aber die Sauroiden sahen das nun einmal anders, und dementsprechend unwohl fühlte Julian sich seitdem in seiner Wahlheimat.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was ihn eigentlich noch auf dem Silbermond hielt. Ihm stand dank seiner magischen Gabe doch das ganze Multiversum offen.
    Die Antwort auf seine stumm gestellte Frage kam ebenso ohne Worte - in Gestalt Valis, die mit leisen, aber nicht ganz lautlosen Schritten aus dem Haus trat. Sie stellte sich hinter ihn, so nah, dass ihre Wärme ihn berührte.
    Ja, gestand er sich ein. Ihretwegen hatte er den Silbermond nicht längst schon verlassen. Weil sie für ihn da gewesen war nach dem Desaster um die mutierten Lebensbäume, bei dem auch T’Carra ihr Leben lassen musste. Julian hatte viel für T’Carra empfunden, und nach ihrem Tod hatte Vali ihm über den ärgsten Schmerz hinweggeholfen. Darüber wiederum waren sie einander näher gekommen, und wenn es schon nicht wirklich Liebe war, die ihn an die Silbermond-Druidin band, dann doch Dankbarkeit für ihre Hilfe. Und so etwas wie ein Gefühl der Verpflichtung. Schließlich wäre Vali ohne ihn so gut wie allein auf dieser Welt.
    Sie war die Letzte ihrer Art, die noch auf dem Silbermond lebte. Und im Gegensatz zu einer Hand voll anderer
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