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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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verbringen. Denn so hatte Vali von Anfang an mitbekommen, was ihn neuerdings bewegte.
    Julian, selbst nackt wie das schwarzhaarige Mädchen neben ihm, erschauerte unter der Kälte dieser Gedanken.
    Er liebte Vali doch - oder?
    Jedenfalls gab er sich alle Mühe, sie zu lieben. Oder er versuchte zumindest, ihr Gefühle entgegenzubringen, die er für Liebe hielt. Er war eben in dieser Hinsicht unbeholfen, was an seiner Herkunft, seinem außergewöhnlichen Werdegang und seinem einzigartigen Wesen lag. Er war kein Mensch wie jeder andere, und viele Eigenschaften, die für andere Menschen als normal galten, waren ihm vollkommen fremd.
    Mochte er äußerlich auch wie ein junger Mann wirken, war er innerlich doch immer noch mehr ein Kind.
    Als Sohn der Telepathin Uschi Peters und des Abenteurers Robert Tendyke, der ein Sohn des Asmodis war, wuchs Julian nach seiner Geburt binnen eines Jahres zu einem 18-Jährigen heran. Seine geistige Reife allerdings hatte mit dieser körperlichen und intellektuellen Entwicklung nicht Schritt halten können. In der Zwischenzeit war er nun zwar auch geistig reifer geworden, aber es gab nach wie vor Dinge und Fähigkeiten, die ihm abgingen.
    Ein Grund dafür lag sicher auch darin, dass er sich seinerzeit schnell von seinen Eltern getrennt hatte. So hatte er sich zum Beispiel aus purer Neugier vorübergehend zum Fürsten der Finsternis aufgeschwungen, bis ihm dieses Amt zu langweilig geworden war.
    Und das war nur eine seiner Eskapaden…
    Kein Wunder also, dass er unter anderem in zwischenmenschlicher Hinsicht so seine Probleme hatte.
    Ebenso fehlte ihm die Fähigkeit, sich damit auseinander zu setzen und bewusst an einer Verbesserung zu arbeiten. Und vielleicht war das wiederum ein Grund, weshalb er ständig auf der Suche nach etwas Neuem war, mit dem er sich stattdessen befassen konnte.
    Die in der Hölle kursierenden Gerüchte, denen zufolge LUZIFER nicht oder nicht mehr existierte und die er in seinen Träumen aufgeschnappt hatte, kamen Julian daher gerade recht. Und es schien ihm wie ein zusätzlicher Wink des Schicksals, dass sein eigener Großvater, Asmodis - oder Sid Amos, wie er sich nach seiner Abkehr von der Hölle bevorzugt nannte -, gerade jetzt wiederholt von seiner Audienz beim KAISER der Hölle träumte. Julian hatte es mittels seiner Magie geschafft, sich in diese Erinnerungen einzuklinken. Nur leider hatte er ihnen bislang eben nicht bis ans Ziel folgen können.
    Und das ärgerte ihn!
    Er betrachtete es als persönliche Herausforderung, das zu ändern, es doch irgendwie zu schaffen - und merkte darüber nicht, wie kindlich im Grunde auch dieses Verhalten noch war…
    »Du hast es wieder versucht, hm?«, fragte Vali neben Julian. Sie hatte sich ebenfalls aufgesetzt. Ihre zarte Hand und ihr langes schwarzes Haar berührten ihn.
    Er widerstand dem Impuls, von der Druidin abzurücken. Sie meinte es nur gut mit ihm, verdammt, sie mochte ihn, liebte ihn vielleicht, obwohl er so - anders war.
    Dennoch wünschte er abermals, sie wäre nicht gerade jetzt bei ihm. Denn allein ihre Gegenwart nötigte ihn dazu, sich und seine Beweggründe zu erklären. Und das konnte er nicht. Er konnte es ja nicht einmal sich selbst gegenüber wirklich plausibel machen.
    Es war einfach ein Drang, der ihn antrieb. Der Drang, die Leere in sich mit allem nur möglichen Wissen zu füllen. Und diese Leere war gewaltig. Er wusste um Dinge, von denen andere Menschen ihr Leben lang nicht einmal etwas ahnten. Dementsprechend weit war sein persönlicher Horizont gesteckt, und in der Folge war sein Bedarf an Wissen größer und vielschichtiger.
    »Und es hat wieder nicht geklappt«, reagierte Julian endlich auf Valis Frage. »Es war wie all die Male zuvor: Ich wurde aus dem Traum gestoßen, bevor…« Er zuckte mit den Schultern und seufzte.
    »Warum lässt du es dann nicht sein?«, fragte Vali und strich ihm durchs blonde Haar »Ich verstehe nicht, warum es so wichtig für dich ist zu erfahren, ob LUZIFER existiert oder nicht. Du…«
    Jetzt rückte Julian von ihr ab.
    »Nein, das verstehst du nicht. Natürlich verstehst du das nicht!«, entgegnete er scharf.
    »Warum erklärst du es mir dann nicht?« Vali beherrschte sich, nicht ebenfalls lauter zu werden.
    »Weil du es auch dann nicht verstehen würdest!« Er stand auf, ging ein paar Schritte in den Raum hinein und drehte sich wieder zu Valium. »Ich muss es wissen - weil ich es wissen will Ich will es wissen ! Ich will, ich will, ich will! Kannst du das
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