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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer
Autoren: Timothy Stahl
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sich mit dem Telefon etwas von den Freunden entfernt, sodass Zamorra deren Stimmen nur schwach im Hintergrund vernahm.
    Er hatte seiner Lebensgefährtin die Situation und seinen Plan geschildert.
    Und Nicole machte ihm noch einmal mit Nachdruck klar, was sie von Letzterem hielt. »Das ist viel zu gefährlich, Chef!«
    Wenn sie ihn Chef nannte, war Nicole nicht mehr zum Spaßen aufgelegt.
    »Ich gebe dir grundsätzlich Recht«, sagte Zamorra. »Aber unser Job ist immer gefährlich. Und abgesehen davon habe ich keine andere Idee, um diesen Alb in eine Fälle zu locken.«
    »Eine Falle, in der du selbst den Köder spielst - das ist Wahnsinn. Außerdem weißt du ja gar nicht hundertprozentig, ob du es wirklich nur mit einem Alb zu tun hast. Es könnte sich auch um eine sehr viel gefährlichere Kreatur handeln.«
    »Das kann ich nur herausfinden, wenn ich mir den Burschen vorknöpfe. Und das wiederum kann ich nur, wenn ich ihn vor mir habe.«
    Nicole gab einen missbilligenden Laut von sich, versuchte aber nicht länger, Zamorra sein Vorhaben auszureden.
    Sie wusste, wie sinnlos es war, ihn umstimmen zu wollen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und ebenso wusste sie, dass ihm keine andere Möglichkeit blieb. Es hatte immerhin schon drei Tote gegeben, und es galt dem unheimlichen Treiben auf Cardigan Hall einen Riegel vorzuschieben, ehe ein viertes Opfer zu beklagen war…
    Nur fürchtete sie eben, dass Zamorra dieses vierte Opfer sein könnte, wenn er sich so leichtsinnig und schutzlos in Gefahr begab.
    »Du willst also, dass ich das Amulett zu mir rufe?«, wiederholte Nicole, worum Zamorra sie vorhin bereits gebeten hatte.
    »Genau. Um den Alb - oder was es auch sein mag, das hier sein Unwesen treibt - nicht zu verscheuchen. Wenn er die magische Ausstrahlung von Merlins Stern nicht spürt, nähert er sich mir vielleicht und greift mich an.«
    »Und dann hoffst du, noch genug Zeit zu haben, um das Amulett zurückzurufen und es gegen ihn einzusetzen« Nicole seufzte. »Ich sag ja, du bist verrückt.«
    »Ich weiß, das ist der Knackpunkt in meinem Plan, aber… Na ja, wird schon schief gehen. Ein bisschen mehr Optimismus deinérseits würde möglicherweise auch schon helfen.«
    »Ich drück dir die Daumen, Cheri«, sagte Nicole, und im nächsten Augenblick spürte Zamorra, wie das infolge langer Gewohnheit ohnehin kaum noch merkliche Gewicht des Amuletts um seinen Hals verschwand.
    »Ich hab’s«, meldete Nicole, dass sie das Amulett gerufen hatte und es wohlbehalten in ihrer Hand gelandet war.
    Zamorra trug ihr noch auf, Merlins Stern zu aktivieren, damit es sofort einsatzbereit war, wenn er es zurückrief. Dann verabschiedeten sie sich und unterbrachen die Verbindung.
    Während Zamorra die Treppe zum Gästetrakt von Cardigan Hall hochstieg, dachte er wieder einmal daran, dass ein Abschied wie eben leicht einmal zum Abschied für immer werden konnte. Sowohl er als auch Nicole waren nur relativ unsterblich. Das hieß, sie alterten nicht, wurden nicht krank und konnten nicht an damit einhergehenden Begleiterscheinungen sterben.
    Wohl aber konnte ihrem Leben mit Gewalt ein Ende gesetzt werden. Und in ihrem besonderen Fall bedeutete dies, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach einmal auf einen Gegner treffen würden, der ihnen entweder derart überlegen war oder schlicht so viel Glück auf seiner Seite hatte, dass er ihnen den Garaus machte…
    »Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht«, murmelte Zamorra und wollte gar nicht daran denken, wie oft er und Nicole und auch all ihre Freunde, die ihnen im Kampf gegen die Mächte der Finsternis beistanden, das Schicksal schon herausgefordert hatten. Es war fast absehbar, wann ihnen das entscheidende Quäntchen Glück einmal fehlen würde.
    Und er hoffte, dass, wenn es einmal so weit war, er es sein möge, der…
    Er verbat sich, den Gedanken fortzuführen und bis zu Ende zu denken. Er war nicht fair, er war egoistisch, widersprach seinem Wesen.
    Und doch…
    »Ans Werk!«, lenkte er sich halblaut ab, als er den ersten Flur betrat, an dem Gästezimmer lagen. Und fast zu seiner Überraschung gelang es ihm, sich so auf die Umsetzung des zweiten Teiles seiner Planungsvorbereitungen zu konzentrieren, dass für die düsteren Gedanken von eben kein Platz mehr blieb.
    Mit magisch behandelter Kreide, die er vor dem Telefonat mit Nicole aus seinem Einsatzkoffer geholt hatte, zeichnete er verschiedene Bannzeichen auf die Türen und ihre Rahmen beiderseits des Korridors.
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