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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri
Autoren: Horst Pukallus
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sein!«
    »Na prima« , keuchte Dave McKenzie.
    Er nahm die Brille ab und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom fahlen Gesicht. »Als ob zwei nicht genug wären… hast du die Hydriten entdeckt?«
    »Keine Spur von ihnen« , sagte Rulfan.
    Eilig ging er an mehreren Bullaugen vorbei und schaute voller Argwohn in die blaugrüne Dämmerung hinaus.
    »Momentan interessiert mich etwas anderes viel mehr: Wo ist der kleinere Ableger?«
    Als hätte er damit ein Stichwort gegeben, krachte in diesem Augenblick ein Tentakel gegen die Außenwand des Fabrikgebäudes. Mit einem Schrei prallte Dave von einem Bullauge zurück.
    Begleitet von schaurigen Schleifgeräuschen, schoben sich weitere Fangarme über das gewölbte Dach. Tentakelspitzen glitten wie die Finger eines Riesen an den Bullaugen entlang, versuchten einen Zugang zu ertasten.
    Wulf lief umher, fletschte das doppelreihige Gebiss. Der mutierte Wolf knurrte jedes Stück Fangarm an, das er sah.
    »Jetzt ist wohl amtlich« , beantwortete Rulfan die eigene Frage. »Diese Bestien haben uns ausgetrickst. Wir sitzen in der Falle.«
    Mühsam schnappte Dave McKenzie nach Luft. »Aber es muss doch…«
    Anstatt den Satz zu vollenden, hob er ruckhaft das Gesicht zur Decke empor.
    Auch Rulfan richtete den Blick nach oben.
    Lautes Knarren und Knirschen drang aus dem bionetischen Material der Kuppel. Brachiale Gewalt drückte von außen dagegen. An einzelnen Abschnitten des Gewölbes ertönte ein scharfes Knacken. Schon breiteten die Gespinste feiner Risse aus.
    »Das Vieh kommt durch das Dach.«
    Rulfans Stimme knirschte fast so wie das Gewölbe. Er nahm das Lasergewehr von der Schulter und überprüfte die Ladeanzeige. »Falls dir danach ist, sprich dein letztes Gebet. Aber auf eines kannst du dich verlassen: Wenn wir hier ersaufen müssen, wird das Biest mit dran glauben.«
    Er packte die Waffe mit beiden Fäusten.
    Für ihn konnte es nur diesen Weg geben: im Kampf zu sterben. Entschlossen heftete er den Blick an die Decke. Wie du mir , dachte er grimmig, so ich dir .
    Einen Moment später erscholl ein durchdringendes Krachen. Schräg barst ein gezackter, stellenweise einen Zentimeter breiter Spalt durch das Deckengewölbe.
    Wuchtig schossen zerfächerte Strahlen eiskalten Meerwassers herein.
    Fast lotrecht legte Rulfan das Gewehr an. Seine Hand lag auf dem Abzug, ohne zu zittern. Er wusste, dass es kein Entkommen mehr gab, und hatte mit dem Leben abgeschlossen. Der Tod konnte ihn nicht mehr einschüchtern.
    Wulf stieß ein gellendes, langgezogenes Heulen aus, das in dem Raum hohl widerhallte.
    »Nein!« , kreischte Dave. »Warte! Nicht schießen!«
    Rulfan fuhr zu ihm herum. Die Mündung der Waffe zeigte wie zufällig auf Dave. In den roten Augen des Albinos blitzte es.
    »Warten?!« , brüllte er den Astrophysiker an. »Warum? Hast du Angst vor dem Tod? Ob wir jetzt sterben oder ein paar Minuten später, wo ist der Unterschied? Also - warum warten?!«
    ***
    Quart'ol hatte schon zwei Leben und die vielfältigsten Abenteuer hinter sich; trotzdem konnte er sich nicht daran entsinnen, irgendwann schon einmal in einer dermaßen demütigenden Lage gewesen zu sein.
    Als Angehöriger der Quan'rill-Kaste war er begnadet mit höchst außerordentlichen geistigen Gaben, ein erfolgreicher Forscher und Wissenschaftler.
    Und jetzt stak er bis zum Hals in der breiigen Masse eines amorphen Lebewesens rätselhaften Ursprungs und konnte nicht einmal vor Verzweiflung um sich schlagen. Auf Gnade oder Ungnade war er dem abstrusen Geschöpf ausgeliefert - und Gnade durfte er wohl kaum erwarten. Zweifellos würde er irgendwann im Darmtrakt der Kreatur landen. Was für ein Ende!
    Umso demütigender war es, dass er und seine zwei Begleiter sich derart plump hatten übertölpeln lassen. Er hätte vor Zorn platzen können.
    Die Kreatur hatte ihre tellerförmige Gestalt verbreitert und auf den Hydrosseumsplatz gesenkt. Daraus hatte sich für Quart'ol und Mer'ol eine geringfügige Verbesserung der Lage ergeben: Die Ausdehnung des Organismus geschah aus der Mitte der Unterseite, sodass sie an den Rand des Fladens befördert wurden. Dabei waren Mer'ols obere Schädelhälfte und die linke Flossenhand zum Vorschein gekommen. Er konnte Quart'ol sehen. Und nun winkte er mit der Linken… Ohne die Miene zu verziehen, nickte Quart'ol ihm zu.
    Bei ihm selbst waren zusätzlich nur eine Schulter und ein Oberarm frei geworden.
    Ul'ba dagegen hatte das Wesen inzwischen vollends einverleibt.
    Von dem Torkurer war
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