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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri
Autoren: Horst Pukallus
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nicht mehr die zarteste Flossenspitze zu erkennen.
    Offenbar erstickte Mer'ol nicht, obwohl seine Kiemen unter der Masse lagen.
    Quart'ol zog daraus den Rückschluss, dass das poröse Gewebe ausreichend durchlässig für Feuchtigkeit war, um die Sauerstoffaufnahme zu erlauben.
    Vielleicht war also auch Ul'ba noch am Leben.
    Quart'ol zermarterte sich das Hirn, wie er sein und das Schicksal seiner Begleiter noch wenden könnte. Aber jeder Ansatz endete in einer Sackgasse.
    Ebenso wenig war von Rulfan und Dave McKenzie Hilfe zu erwarten. Die beiden Männer saßen praktisch in einer Exekutionskammer. Ohne Transportqualle würden sie irgendwann ersticken - falls eines der Wechselwesen sie bis dahin nicht geschluckt hatte.
    »Durchhalten, Mer'ol!« , rief Quart'ol. »Ich werde…«
    Was denn? Er konnte schlichtweg
    nichts mehr tun.
    Angesichts des unabwendbaren Schicksals schwand Quart'ol der Mut.
    Ohne dass es einer weiteren mentalen Attacke bedurft hätte, breitete sich eine grausige innere Leere in ihm aus…
    Zeit verstrich. Beiläufig spürte Quart'ol schwache Regungen im Gewebe des Organismus, das Pulsieren des Lebens: Abläufe eines unbekannten Stoffwechsels.
    Irgendwann schreckte ihn eine Veränderung aus der Dumpfheit der Selbstaufgabe. Das Licht schwand.
    Doch es war nicht das allmähliche Dämmern, das der Sonnenuntergang verursachte. Die Verdüsterung vollzog sich ganz anders - es schien, als würde sich von Land aus ein gigantischer Deckel über das Meer schieben.
    Sofort war Quart'ol wieder hellwach und bei Sinnen. Er kannte kein Naturphänomen, das einen derartig ungewöhnlichen Vorgang erklären könnte.
    Zwar wusste er nicht, was geschah, aber jede Veränderung gab Anlass zu neuer Hoffnung.
    Die Finsternis über dem Meer schien die Fluten des Schelfs ins Wallen zu bringen. Ein Brausen schwoll an, als näherten sich zahllose große Schwingen.
    Als sich die dunkle Wolke herab neigte und mit einem Mal Myriaden winziger grüner Sterne erstrahlten, begriff Quart'ol, was sich abspielte.
    »Mer'ol!« , rief er. »Es sind die Todes-Man'tane! Hunderte von ihnen!«
    Es schien unglaublich, aber was da über Torkur wie ein Sternenhimmel glitzerte, waren die Stirnkristalle zahlloser Todesrochen. Ein wahres Heer.
    Was sie hier wollten, ahnte Quart'ol nicht im Mindesten. Doch ihr Erscheinen eröffnete eine neue Chance.
    Denn merkliche Unruhe packte die Wechselwesen. Auf dem Dach des Hydrosseums spreizte das Muttertier mehr als ein Dutzend kurzer, sehr dicker Arme ab, bis es einem riesigen Seestern ähnelte. Auch der ältere Ableger wandelte sein Äußeres. Mit wellenförmigen Kontraktionen floss sein Gewebe von den Rändern aufwärts, bis er eine ungefähre Pilzgestalt angenommen hatte. Dann erzeugte er auf seiner Oberseite einen Kranz dünner, aber sehr langer Tentakel.
    Die Formveränderung des Geschöpfs verschob auch Quart'ol nach oben, und zwar so, dass er zu guter Letzt lediglich bis über die Knie in der Körpermasse haftete. Von Mer'ol dagegen ragten jetzt nur noch die Füße aus dem Leib des Wesens. Wo Ul'ba stecken mochte, war nicht festzustellen.
    Dennoch konnte sich Quart'ol über die Verbessung seiner Lage nicht recht freuen. Er fühlte sich im Gegenteil, als säße er zwischen den Stacheln auf der Haut eines Seeigels - und zwischen zwei Fronten. Sicherlich war die Armee der Rochen nicht gekommen, um eine Handvoll Hydriten und Menschen zu eliminieren.
    Das Geschwader der Todes-Man'tane schwebte herab, als tauchte das Land eine grün funkelnde Faust des Verderbens ins Meer. Die vordersten Tiere erhöhten die Geschwindigkeit und stürzten sie sich auf die Wechselwesen!
    Nun zeigte sich der Zweck der Verwandlungen, welche die Kreaturen an sich vorgenommen hatten: Es waren Vorkehrungen zu ihrer Verteidigung.
    Aus Drüsen in den Stummelarmen des Mutterwesens sprühten den Todesrochen Fontänen weißlichen Safts entgegen.
    Die ersten Angreifer verfingen sich in der zähen Substanz. Zu Dutzenden verstrickten sie sich in einem weit gespannten, bleichen Schleier. Miteinander verklebt, sanken sie zappelnd hinab auf den Meeresgrund oder trieben in der Strömung davon.
    Der große Ableger wehrte sich mit seinen Tentakeln. Blitzartig schnellten die dünnen Arme aufwärts, umschlangen Todesrochen und schleuderten sie mit ungeheurer Gewalt auf die Granitfelsen des Meeresbodens. Andere Todes-Man'tane zerschellten an den Mauern des Hydrosseums oder der Zentralkuppel.
    Die Fülle der Tentakel ermöglichte es dem Jungtier, die
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