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0755 - Terror in Beaminster

0755 - Terror in Beaminster

Titel: 0755 - Terror in Beaminster
Autoren: W.K. Giesa
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Château vernetzt war und als zusätzliche Datensicherung funktionierte. Die Speicher wurden ständig synchronisiert, und wenn hier etwas ausfiel, konnte dort nachgefragt werden und umgekehrt. Ein weiterer Rechner dieser Art war zur Sicherheit in Ted Ewigks Villa in Rom installiert. Die Vernetzung aller drei Rechner erfolgte über Transfunk, dessen schneller als das Licht arbeitende Frequenzen mit normalen Geräten nicht empfangen, geschweige denn angezapft und abgehört werden konnten.
    Aber das Cottage war noch mehr als Zweitwohnsitz und Computeranlage. Es steckten viele Erinnerungen an alte Zeiten darin. Vor allem an Zamorras einstige Mitstreiter Carsten Möbius und Michael Ullich. Damals hatten sie sich kennen gelernt, als der Steingötze von Cerne Abbas erwachte und nebenbei Carsten und Zamorra unbedingt dieses Cottage kaufen wollten… Carsten Möbius hatte das Rennen gemacht. Aber Zamorra hatte das Landhaus später dennoch bekommen, viel später…
    Und jetzt waren Möbius und Ullich tot, der weltumspannende Konzern, den Carsten von seinem Vater übernommen hatte, ging in Tendyke Industries auf… Nichts war mehr so wie einst. Nur das Cottage war noch da und erinnerte an die alten Zeiten mit den alten Freunden.
    Und heute würden sie dorthin zurückfahren, auch wenn sie noch eine Hotelnacht bezahlen mussten. Aber Zamorra wollte keine weitere Nacht in einem Hotelzimmer zubringen, wenn er im eigenen Bett schlafen konnte, egal, ob das nun im Cottage oder im Château stand. Und in Manchester hielt ihn nichts mehr. Der Fall, zu dem er von Detective Kathy Harrold hergebeten worden war, war erledigt.
    Der Zeitsauger…
    Ein Wesen, das anderen Menschen deren verbleibende Lebenszeit gewissermaßen absaugte, um sich selbst immer wieder zu verjüngen und nie sterben zu müssen… Es hatte zwei Fehler begangen: Es war mit seinem letzten Mord der Polizistin Kathy Harrold aufgefallen, die in dem Phänomen Magie erkannte, weil sie schon einmal mit Professor Zamorra zusammen gearbeitet hatte. Und sein zweiter Fehler war seine Gier, die es nach Zamorras Lebenszeit hatte greifen lassen. Zamorra war, wie seine Gefährtin Nicole Duval, einer der ganz wenigen Unsterblichen dieser Welt. In ihm hatte das Monster, zu dem der Mann namens John Wilde geworden war, ein unendliches Lebenspotenzial erkannt, das es sich selbst aneignen wollte.
    Es war ihm nicht gelungen.
    Wilde, der unsterblich sein wollte, war tot. [2]
    Und Zamorra fragte sich, was ihm und Nicole tatsächlich von ihrer Unsterblichkeit blieb. Sie hatten vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken. Sie alterten nie mehr, sie konnten nie mehr erkranken. Aber sie konnten getötet werden. Sie jagten Dämonen, aber die Dämonen jagten auch sie. Wer würde wann wen zur Strecke bringen? Jeder Tag konnte der letzte sein.
    Normalsterbliche hatten diese Sorgen nicht. Sie lebten ihr Leben von der Geburt bis zum Tod, dessen Zeitpunkt sie zwar nicht kannten - aber die wenigsten von ihnen standen unter dem Stress permanenter Bedrohung. Selbst ein Polizist oder Soldat, der während seiner Dienstzeit ständig damit rechnen musste, getötet zu werden, ging irgendwann in Rente und verlebte seinen Lebensabend in Ruhe. Für Zamorra würde es diesen ruhigen Lebensabend niemals geben. Es gab nur das ständige Risiko, die ständige Gefahr, die ständige Todesdrohung -bis es irgendwann tatsächlich so weit war.
    Vielleicht würden sie beide hundert Jahre leben, vielleicht fünfhundert, vielleicht fünftausend. Der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf hatte mittlerweile mehr als achttausend Lebensjahre auf dem Buckel. Jung bleiben würden sie alle, egal wie alt sie wurden. Aber - jeder Tag konnte der letzte sein. Irgendwann würde es einem Schwarzblütigen gelingen, sie zu töten.
    Es blieb die ständige, im Hintergrund lauernde Furcht, die verhinderte, die Unsterblichkeit, oder besser gesagt, die Langlebigkeit wirklich zu genießen. Viellecht waren Menschen mit normaler Lebensspanne, aber ohne die ständige Bedrohung, weit besser dran und konnten mehr aus ihrem Leben machen…
    Als Zamorra aus dem Bad zurück kam, hatte Nicole sich bereits angekleidet.
    »Eigentlich«, sagte sie, »sollten wir tatsächlich noch eine Nacht hier bleiben. Ich könnte den Rest des Tages zu einem Einkaufsbummel…«
    »Nein!«
    »Aber schau dir das hier an! Ich kann doch nicht heute in den gleichen Klamotten herumlaufen wie gestern! Und in der Eile konnte ich nicht genug einpacken und mitnehmen…«
    »Nein!«,
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