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0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger
Autoren: Christian Constantin
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lief.
    »Ich kann nicht lange sprechen, also hören Sie mir gut zu und unterbrechen Sie mich nicht«, hatte Zamorra am Telefon gesagt. »Er ist unterwegs, um sein Auto holen, aber ich will keinen Verdacht erregen. Wilde ist unser Mann, er ist der Täter. Er hat sich mit mir getroffen, und ich fahre gleich mit ihm in die Chapel Road. Sein Auto ist ein grauer Toyota mit dem Kennzeichen M-7327. Es kann auch sein, dass die Sache mit der Chapel Road gelogen ist, also lassen sie das Auto suchen. Aber schauen Sie zuerst dort nach.«
    Hektisch drehte Kathy den Zündschlüssel um und setzte mit der anderen Hand das magnetische Blaulicht auf das Dach ihres Autos, das sonst nicht als Polizeiwagen zu erkennen war.
    Mit Vollgas und quietschenden Reifen bog sie in die Straße ein und schnitt dabei einem BMW den Weg ab, der sie beinahe rammte.
    »Mach den Weg frei, du Trottel!«, brüllte sie aus dem Autofenster. »Hast du noch nie ein Blaulicht gesehen, du Idiot?«
    Sicherheitshalber schaltete sie die Sirene ein. Dann raste sie zehn Minuten lang mit Höchstgeschwindigkeit durch Manchester und fluchte über andere Autofahrer, die ihren Weg kreuzten.
    Das waren glücklicherweise nicht allzu viele, denn es war praktisch kein Verkehr auf den Straßen. Aber Kathy hatte das dringende Bedürfnis, Dampf abzulassen.
    Der verdammte Wilde! Sie hätte ihn sofort überprüfen sollen, noch während er auf der Polizeiwache war.
    Unvorsichtig! Schlampig!
    Und jetzt war Professor Zamorra durch ihre Sorglosigkeit in Gefahr.
    Als sie endlich in der Chapel Road ankam, drosselte sie ihre Geschwindigkeit und fuhr langsam die Straße entlang.
    Ein silberner Toyota…
    Sie war fast bis zum Ende der Straße vorgedrungen, als sie tatsächlich einen Toyota dieser Farbe entdeckte.
    Sofort hielt sie ihren Wagen an und sprang aus dem Auto. Noch während sie zu dem Toyota lief, zog sie ihre Waffe.
    Die Scheiben spiegelten das Licht der Straßenlaternen. Sie konnte nicht genau erkennen, ob jemand in dem Auto war oder nicht.
    Sie richtete ihre Pistole auf das Fahrerfenster und näherte sich vorsichtig.
    »Aufmachen! Polizei!« rief sie, als sie nur noch wenige Meter von dem Wagen entfernt war.
    Aber als sie noch etwas näher herankam, erkannte sie, was sie schon vermutet hatte: Das Auto war leer.
    Wo sind die beiden hin?
    In diesem Moment warf sie einen unwillkürlichen Blick auf das Kennzeichen des Toyotas.
    Es war das falsche Auto.
    Zamorra und Wilde konnten überall in Manchester sein!
    ***
    »Sie haben mir mehr als genug Hinweise darauf gegeben. Der Name war der erste«, sagte Zamorra. »Das Bildnis des Dorian Gray. Und ihr Vorname… Nun ja, John ist ein recht häufiger Name, aber im Zusammenhang mit den Fakten musste ich an Dr. John Dee denken.«
    Wilde grinste und nickte anerkennend. An seinem Lächeln war jetzt nichts mehr von Humor zu erkennen. Es war das Grinsen einer Raubkatze, die ihre Zähne entblößte. »Das haben Sie auch schon herausgefunden? Meine Güte, Professor. Sie sind schnell.«
    Er machte dabei eine angedeutete Verbeugung und deutete dann in Richtung Haustür. »Wollen Sie nicht hereinkommen? Einen letzten Drink, bevor wir zur Sache kommen?«
    Zamorra hob die Schultern.
    »Sicher, warum nicht.«
    Wenn er die Chance hatte, Zeit zu gewinnen, sollte er sie dringend nutzen, überlegte er sich. Aber Zeit war letztendlich die Waffe seines Gegenspielers.
    Der Fremde plapperte vor sich hin, während er die Haustür aufschloss. »Wissen Sie, ich war tatsächlich die Vorlage für Dorian Gray. Ich habe Oscar kurz kennen gelernt, bei der Hochzeit eines Freundes. Das war relativ kurz nach meiner Verwandlung. Damals hatte ich noch ein paar Freunde…« Er drehte sich kurz um und grinste Zamorra an. »Ich glaube nicht, dass Oscar meine Lebensgeschichte geglaubt hat. Wir waren beide ziemlich betrunken. Damals konnte ich mich auch noch betrinken. Ich befürchte, dass mein Metabolismus heute nicht mehr menschlich genug ist, um von Alkohol vergiftet zu werden.«
    Mit einem Seufzen öffnete er die Tür. »Betrunken zu sein gehört zu den Dingen, die ich am meisten vermisse. Und Zigaretten. Ich kann immer noch rauchen, aber ich schmecke den Rauch nicht mehr. Und meine Lunge…« Er lachte auf. »Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich noch eine habe.«
    Der Fremde betrat sein Haus. Nach einem kurzen Zögern folgte Zamorra ihm und betrat den Eingangsbereich. Dieser bestand aus einem kleinen Flur, von dem aus eine Treppe nach oben und nach
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