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0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger
Autoren: Christian Constantin
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gewesen?
    Das Leben dieses Mannes war schon in dem Moment verwirkt, in dem er das Buch geöffnet hatte.
    Zamorra ging wieder hinein, das Ve cronomicon in der Hand. Ihm war bewusst, dass dieser Text nicht nur mehr wert war als das Haus, in dem er stand, und alle Antiquitäten darin. Wenn man den richtigen Käufer fand, war es vermutlich mehr wert als dieser ganze Wohnbezirk - wahrscheinlich sogar mehr, als er sich vorstellen konnte.
    Er warf das Buch zu den Überresten des Fremden in den Kamin. Es fing sofort Feuer. Die Flammen, die daraus schlugen, waren von einer merkwürdigen grünen Farbe. Die Seiten öffneten sich, blätterten hin und her, als würde sich das Buch im Feuer ebenso winden, wie sein letztes Opfer es getan hatte.
    Innerhalb von wenigen Minuten war nichts mehr von dem Buch übrig außer ein wenig Asche, die sich mit den Überresten des Monsters vermischte.
    »Asche zu Asche«, murmelte Zamorra.
    Es war Zeit, zu gehen…
    ***
    Es wurde allmählich hell, als Kathy ihn zu seinem Hotel zurückfuhr. Sie waren beide übermüdet und sagten lange kein Wort. Kathy starrte die ganze Zeit nur stur auf die Straße. Es war, als hätte sie sich so sehr verausgabt, dass in ihrem Kopf kein Platz mehr zum Denken war.
    Sie war so erschöpft, dass sie sich sogar an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt und nicht einen einzigen Beinahe-Unfall verursachte.
    Als sie an einer Ampel hielten, kramte sie ihre Zigaretten hervor. Zamorra dachte, sie wollte sich eine anzünden, aber sie kurbelte das Fenster herunter und warf das Päckchen auf die Straße.
    »Das Leben ist zu kurz«, sagte sie nur.
    Die Ampel wurde grün und Kathy fuhr an. Nach einer Pause sagte sie: »Was dieses… Ding… zu ihnen sagte… ich habe nicht viel von dem verstanden, was ich gehört habe. Aber es wollte etwas von ihnen, oder?«
    Zamorra nickte. »Ich weiß nicht wie, aber er hat etwas über mich erfahren, das ein Geheimnis sein sollte.«
    Er machte eine Pause, unsicher, wie viel er Kathy verraten sollte.
    »Er wollte mir etwas wegnehmen«, fuhr er schließlich fort. »Etwas, das zu mir gehört. Er hatte keinen Erfolg damit.«
    »So etwas dachte ich mir schon.« Kathy schwieg einen Moment. »Sie haben gewusst, was passieren würde, wenn er das mit Ihnen versucht, oder? Deswegen sind Sie mit ihm gegangen.«
    Zamorra nickte stumm.
    Er fragte sich, wie viel sie mitgehört hatte, wie viel sie über ihn wusste. Und wie viel sie davon zu glauben wagte.
    Dann fragte sie: »Warum hat es nicht funktioniert?«
    Er hob die Schultern. »Das, was er sich nehmen wollte… Es ist kein einfaches Geschenk. Es ist nichts, was man weitergeben oder jemandem wegnehmen kann. Es ist eine Verantwortung. Teil meiner Aufgabe.«
    Kathy nickte, als reichte ihr diese Antwort.
    Sie hat schon genug von dem Land hinter dem Spiegel gesehen , dachte Zamorra. Was auch immer Kathy vermutete, war schon mehr, als sie eigentlich wissen wollte.
    »Also hat er ihnen hier aufgelauert. Aber was ich noch nicht verstehe, ist, wie er wissen konnte, dass Sie bei diesem Opfer hier auftauchen würden. In Manchester. Schließlich hat er sein Unwesen schon ziemlich lange getrieben.«
    Zamorra sah nachdenklich zum Fenster hinaus. Die Straßen von Manchester wirkten friedlich, fast schön, im grauen Licht der allmählich aufgehenden Sonne. Beinahe hatte er das Gefühl, dass die Stadt aufatmete, jetzt, da ein Schrecken von ihr genommen war, der lange wie ein Schatten über ihr gelegen hatte.
    »Er wusste es, weil er mich angelockt hat«, sagte er schließlich. »Christine Worlington war ein Köder, der mich zu ihm führen sollte. Deswegen war sie das erste Opfer, das in seiner eigenen Wohnung ermordet wurde. Und das erste, bei dem man dessen Papiere fand. Nur dadurch konnte die Polizei erraten, dass es sich um Mord handelte. Wilde, oder wie immer er wirklich hieß, wusste, dass ich der Polizei von Manchester schon einmal geholfen habe. Er hat darauf vertraut, dass ich bei einem unerklärlichen Fall wieder konsultiert werde.«
    Kathy schüttelte den Kopf. »Mein Gott. Das Ganze war so sorgfältig geplant…«
    »Es war eine Chance, auf die er wer weiß wie lange gewartet hat.«
    Eine Chance, nicht mehr das zu sein, zu dem ihn seine Verwandlung gemacht hat, dachte Zamorra. Eine Chance, nicht mehr morden zu müssen, um zu überleben. Vielleicht dachte er, dass er nach meinem Tod wieder wie ein normaler Mensch leben kann.
    Beinahe fühlte er so etwas wie Mitleid - nicht für das Monster. Aber für den
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