Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger
Autoren: Christian Constantin
Vom Netzwerk:
Fremde herausgefunden, dass Zamorra alterslos war. Deswegen hatte er ihn beobachtet.
    Sie werden mir dabei helfen, Professor!
    Er hatte das, was das Monster sich über alles wünschte.
    Ewiges Leben.
    Und der Fremde würde versuchen, es ihm zu stehlen!
    ***
    Es war immer noch völlig ruhig; in dieser Gegend ging niemand nachts auf die Straße. Nur hinter wenigen Fenstern war überhaupt noch Licht zu sehen. Langsam bewegten sich die beiden auf das Haus zu.
    »Nervös?« fragte Zamorra.
    »Ach was«, antwortete Wilde. »Warum sollte ich nervös sein? Wir haben ja nur vor, bei einem Verrückten anzuklopfen, der ihrer Meinung nach irgendwie jungen Frauen das Leben aussaugt.«
    Wilde dachte einen Moment über diese Vorstellung nach.
    »Nein, ich bin nicht nervös«, erklärte er dann. »Ich mache mir in die Hosen vor Angst.«
    »Noch können wir zurückgehen. Sie gehen nach Hause und vergessen die Sache. Sie müssen nicht dabei sein. Ich werde einfach morgen mit der Polizei zurückkommen. Hauptsache, ich habe die Adresse.«
    Während der Privatdetektiv mit seiner Angst kämpfte, beobachtete Zamorra ihn aufmerksam.
    »Übrigens«, sagte er dann beiläufig. »Hatten Sie nicht gesagt, die Adresse sei Chapel Road? Mir ist gerade aufgefallen, dass diese Straße hier Charlton Road heißt.«
    »Wirklich? Da muss ich mich versprochen haben. Nein, ich meinte Charlton Road. Keine Sorge, ich bin mir sicher, dass wir hier richtig sind.«
    Sie waren an der Gartenpforte angekommen. Im Erdgeschoss des Hauses brannte Licht.
    Zamorra legte seine Hand auf die Klinke der Pforte, drückte sie hinunter, und das Gartentor schwang auf.
    Er ging hindurch, Wilde folgte ihm. Langsam schritten sie in Richtung Eingangstür.
    Der Rasen war sorgfältig gepflegt, Blumenbeete säumten ihn auf beiden Seiten. Der Fremde legte offenbar wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild.
    Das Haus, das von fern so britisch, so durch und durch normal aussah, nahm für Zamorra jetzt eine düstere Qualität an. Dunkel ragte es über ihm auf.
    Dieses unscheinbare Haus war das Zentrum des Spinnennetzes. Hier ruhte das Monster und plante seine Jagdausflüge - und an Sonntagen würde er in kurzen Hosen den Rasen mähen, seine Nachbarn freundlich grüßen, wenn sie vorbeigingen, und den Kindern aus der Nachbarschaft zuwinken…
    Zamorra schauderte es bei dem Gedanken. Gerade die alltägliche Normalität der Umgebung ließ jetzt dieses Haus umso bedrohlicher wirken, in dessen Innern das Böse lauerte.
    »Wissen Sie, Mister Wilde, vielleicht sollten Sie es ja als Omen sehen, dass Sie heute hier sind.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der Privatdetektiv verwirrt, während er versuchte, durch ein Fenster im Erdgeschoss zu schauen. Er hatte keinen Erfolg damit. Dunkle, schwere Vorhänge verdeckten die Sicht.
    »Nun ja. Immerhin heißen Sie Wilde mit Nachnahmen. Ist es nicht ein absonderlicher Zufall, dass Sie den Namen eines Dichters tragen, der über einen Mann geschrieben hat, der nicht älter wird? Der ewig jung bleibt, während nur sein Portrait, das Sinnbild seiner Seele, alt und hässlich wird?«
    Wilde sah sich nervös um. »Sie meinen Das Bildnis des Dorian Gray?«
    »Was sonst?«
    Sie standen vor der Eingangstür.
    Wilde atmete tief durch, bevor er die Hand hob. Sein Finger schwebte über dem Klingelknopf. »Also? Soll ich klingeln?«
    Zamorra schloss kurz die Augen. Der Moment war gekommen.
    Es war an der Zeit, das Monster zu stellen.
    »Ich wüsste nicht, welchen Sinn das hat«, sagte er. »Wir wissen doch beide, dass niemand zu Hause ist.«
    Langsam drehte Wilde sich um. Seine Haltung hatte sich mit einem Schlag verändert. Sie wirkte selbstbewusst, überlegen. Jede Spur von Nervosität und Ängstlichkeit war von ihm abgefallen.
    Auch von dem Einfluss des Alkohols war nichts mehr zu spüren. Stattdessen stand ein belustigtes Funkeln in seinen Augen.
    »Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Wann haben Sie es herausgefunden?«, fragte das Monster.
    ***
    Kathy Harrold hatte es eilig. Sie sprintete das Treppenhaus der Polizeiwache hinunter, während sie gleichzeitig in ihr Handy sprach.
    »Nein, ich bin noch hier im Gebäude, aber ich weigere mich, noch länger hier herumzusitzen! Sagen Sie mir über das Mobile Bescheid, wenn der Wagen gesehen wird! Und sagen Sie den Streifenwagen, sie sollen die Chapel Road vergessen, ich fahre selbst dorthin!«
    Dann schaltete sie das Telefon aus und steckte es ein, während sie über den Parkplatz der Polizeiwache zu ihrem Auto
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher