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0751 - Gespenster der Nacht

0751 - Gespenster der Nacht

Titel: 0751 - Gespenster der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Der zielsicher angesetzte Griff fand auch sofort das Geländer, an dem er sich festhielt.
    Trotzdem zitterten und schmerzten seine Beine, als er sich endlich in die Höhe gezogen hatte und auf den eigenen Füßen stand. So musste sich jemand fühlen, der nach langer Zeit wieder laufen zu lernen versuchte. Sein eigenes Gewicht kam ihm überschwer vor und auf seinem Rücken schien eine Zentnerlast zu liegen.
    Mit der linken Hand hielt er das Eisengeländer fest. Auf seiner Handfläche fühlte es sich an wie Eis. Bei jedem Schritt rutschte er daran entlang und näherte sich seinem anvisierten Ziel.
    Eigentlich hätte er jetzt Mut schöpfen müssen, was ihm aber nicht gelang. Stattdessen steigerte sich seine Furcht, und auch der Atem wurde in Mitleidenschaft gezogen, denn er ging unregelmäßiger.
    Hinter seiner Stirn klopfte es, der Druck um seinen Magen herum nahm zu, und das Organ war dabei, sich in einen schweren Stein zu verwandeln. Er spürte auch das Brennen in seinen Augen, und als er das Geländer einmal losließ, da merkte er den Schwindel, der über ihn kam und ihn kurzerhand wegzerren wollte. Bevor die Beine wegknickten, griff er noch einmal nach und bekam das Geländer zu fassen.
    Horst hielt sich fest.
    Okay, hämmerte er sich ein. Das ist schon okay. Du musst dich einfach zusammenreißen. Du darfst jetzt nicht aufgeben. Noch einmal und nur wenige Schritte, dann ist es geschafft.
    Er stieg den Rest der Stufen hoch wie ein Bergsteiger, der unter einer gewaltigen Last litt. Sie drückte gegen seinen Rücken, als wollte sie ihn auf die Knie zwingen. Auf seinem Gesicht kitzelte es. Der Schweiß hatte sich mit dem Schmutz vereint. Hin und wieder wischten Spinnweben über sein Gesicht, als wollten sie die Augen verkleben. Eine schaurige Umwelt, ein modriger Atem, diese verfluchte Dunkelheit beinhaltete einfach alles, was einen Menschen fertig machen konnte.
    Aber er schaffte es. Unter wahnsinnigen Mühen erreichte er sein Ziel. Die rechte, vorgestreckte Hand fand den rauen Widerstand des Innenholzes, und die Haut glitt darüber hinweg wie auf rauem Sandpapier.
    Er blieb stehen, obwohl es ihm in den Fingern juckte, die Tür aufzustoßen. Das jedoch konnte er nicht riskieren, er musste sich erst verhältnismäßig sicher sein, dass er nicht nach dem ersten Schritt über die Schwelle direkt in den Tod ging.
    Wehner sackte in die Knie, bis er mit dem Kopf ungefähr die Höhe des Schlosses erreicht hatte. Er traute sich nicht, das Licht einzuschalten. Sollte sich dort hinter der Tür jemand aufhalten, würde er den flackernden Schein sofort bemerken und hätte damit genau gewusst, was sich auf der Treppe abspielte.
    Das Holz der Tür war nicht nur dick, sondern auch feucht. Zudem kam es ihm aufgeweicht vor, und Wehner befürchtete, dass sein Ohr daran kleben bleiben konnte.
    Er hörte nichts. Keine Tritte, kein Schaben, auch keine flüsternden Stimmen, die ihn erreicht hätten. Nur die Stille.
    Jedoch eine Stille, der er nicht traute. Sie lastete wie Blei auf ihm, als wollte sie ihn zu Boden drücken.
    Dann holte er wieder das Feuerzeug hervor. Wehner ließ die Flamme nur kurz aufleuchten. Das Licht reichte aus, um ihn das Schlüsselloch und dessen Umgebung erkennen zu lassen.
    Das Schloss sah rostig aus. Es hatte auch ein Schlüsselloch, durch das er in die Halle schauen konnte. Da war nichts, nur Schatten, die wie lange Bahnen durch den großen Raum zogen. Starre Schatten, von den Wänden geworfen, auf den kalten Steinboden niedergelegt, aber kein Schatten, der sich zwischen den anderen bewegt hätte.
    War Maitland nicht mehr da? Hatte er doch die Verfolgung aufgenommen? Und was war mit dem Wesen geschehen, das sie aus dem alten Bunker geholt hatten?
    Mit Schrecken erinnerte er sich noch an den furchtbaren Leichengeruch. Er konnte sich auch vorstellen, dass Reste von ihm durch das Schlüsselloch drangen, aber die nahm er jetzt nicht wahr. Es blieb bei der verhältnismäßig kühlen Luft auf der Treppe.
    Wehner musste raus.
    Er überlegte nicht länger und bewegte die alte Klinke dem Boden entgegen. Fast hätte er geschrien, als er das widerlich knirschende Geräusch hörte, das die Klinke verursachte. Sie ächzte schwer, und für einen Moment ballte er seine schweißfeuchte freie Hand zur Faust. Dennoch machte er weiter. Der Drang, dem Grauen zu entfliehen, war einfach nicht zu stoppen.
    Schwerfällig glitt die Tür nach außen. Es eröffnete sich ihm eine Lücke, durch die er sich hindurchschieben konnte, mit
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