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0751 - Gespenster der Nacht

0751 - Gespenster der Nacht

Titel: 0751 - Gespenster der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Verwesungswolke. Wehner drehte den Kopf nach links und entdeckte einen Schatten, der sich über den Boden hinwegbewegte, wobei er in seine Richtung schlurfte.
    Zwei Schuhe, zwei Beine, das Ende einer »Fahne«, die dicht über den beiden Schuhen schwang, aber keine Fahne war, sondern der lange Mantel, den Viktor Maitland trug. Er war also da.
    »Helfen – helfen Sie mir…« Der Satz drang als Flehen aus dem Mund des Mannes, und das gleiche Gefühl lag auch in den Augen.
    Maitland kannte kein Pardon. Er sagte nur ein Wort. »Nein!«
    Wehner war dermaßen geschockt, dass er für einen Moment die Augen schloss. Dies wiederum nutzte der Blutsauger aus.
    Er rammte seinen Kopf nach unten. Dann biss er zu.
    Horst Wehner schrie nicht einmal auf, als sich der Schmerz durch seinen Hals fraß. Er lag starr auf dem Rücken und spürte die kalten Totenlippen an seiner Haut.
    Sie bewegten sich in einem bestimmten Rhythmus, denn der Vampir saugte. Er hatte sich den Weg geschaffen, er wollte an das Blut herankommen, an diesen köstlichen Lebenssaft, von dem doch so viel in den Adern dieses Menschen floss.
    Horst Wehner hatte viel Blut in sich. Und der Vampir hatte großen Durst. Er konnte ihn stillen, während Victor Maitland von oben auf ihn hinabschaute und ihm lächelnd zusah…
    ***
    Dass Arbeit auch in Schufterei ausarten kann, merkten wir, als wir den Weg zu Fuß gehen mussten. Was mit dem Wagen ein Kinderspiel gewesen wäre, zog sich hin, und dabei hatten wir beide das Gefühl, Kilometer zurücklegen zu müssen.
    Ständig bergauf, eine Strecke, die uns viel abforderte.
    Hinzu kam die feuchtschwüle Luft. Als Erinnerung an den sehr warmen Tag hing sie über und zwischen uns. Wir schwitzten beide, was uns aber nicht von der Wachsamkeit ablenken durfte, denn mit Gefahren rechneten wir allemal.
    Die Lampen hatten wir stecken gelassen. Das Licht eines blassen Mondes reichte völlig aus, um die Strecke zu erkennen.
    Wir kamen gut weiter, obwohl der Boden nicht gerade eben war.
    Immer wieder begegneten uns Schlaglöcher oder standen Bodenwellen wie Buckel hervor. Hinzu kamen auch die Wurzeln des nahen Gestrüpps, die sich ihren Weg bis hin zum Pfad gebahnt hatten, wo sie manchmal aus der Erde hervorkrochen und aussahen wie krumme, erstarrte Würmer.
    Wir sahen auch die Spuren, die der Lkw hinterlassen hatte. Dem Fahrer war es nicht immer gelungen, den Wagen auf dem normalen Weg zu halten Okay, der Weg war schmal, aber oft genug war das Fahrzeug von der Stecke abgekommen und hatte die Büsche am Rande berührt und geknickt. Einige waren auch abgerissen, und die Kotflügel des Lasters hatten sogar kleine Bäume umgeknickt.
    Buschwerk und Bäume bildeten zusammen eine dichte Wand. Ich sah nur wenige Lücken, und wenn, dann blieb ich stehen, um in die Höhe zu schauen. Die Burg war nicht einmal zu ahnen.
    Trotz des Mondscheins sah die Dunkelheit aus wie Tinte, und darin musste sich auch der Umriss des Gebäudes verbergen.
    Manchmal ging ich vor, manchmal auch der Kommissar, der hin und wieder keuchte, dass er die Kehren gar nicht mehr zählte. Aber wir kamen höher und wurden nicht belästigt.
    Leider schmerzten meine Knochen. So kam ich nicht so schnell voran, wie ich mir vorgenommen hatte. Auch das Bild hatte ich im Wagen zurückgelassen. Ich wollte es nicht auch noch mitschleppen, denn durch den breiten Rahmen war es nicht eben leicht.
    Wieder eine Serpentine.
    Ich hatte mich an die Spitze gesetzt und blieb auf einmal stehen, denn jetzt war der Blick gut. Ich sah das Gemäuer. Zum Greifen nahe stand es vor mir. Eingehüllt in die absolute Stille und schwarz wie Teer. Ich schaute auf die drei großen Türme an der Vorderseite, die aussahen wie Arme mit ausgestreckten Händen.
    Die alte Burg machte auf mich einen bedrohlichen Eindruck. Auch Harry Stahl, der schwer atmend neben mir stand, dachte so und bekam einen Schauer.
    »Eine Burg des Unheils«, flüsterte er. »Ich kann mir vorstellen, dass sie der ideale Zufluchtsort für einen Vampir ist.«
    Dem war nichts hinzuzufügen.
    Sie lag zwar nicht mehr weit entfernt, aber in der Dunkelheit täuschten Distanzen oft. Ich konnte mir vorstellen, dass wir noch einiges hinter uns bringen mussten, um das Ziel zu erreichen.
    »Kein Licht«, flüsterte Harry. »Nirgendwo ein Schein hinter den Fenstern.«
    »Vampire brauchen es nicht.«
    »Gut gesagt. Glaubst du denn, dass sie schon auf uns lauern?«
    »Im Plural möchte ich nicht reden«, erwiderte ich. »Mir reicht einer durchaus.«
    »Platz
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