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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger
Autoren: Neal Davenport
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die einen blauen Morgenrock trug, der über der Brust weit aufklaffte. Ihr Haar war kastanienbraun und zerzaust.
    „Ich bin Madelaine Dupont“, sagte die Frau. „Sie haben mich eingesperrt, aber ich konnte die Schwester ausschalten. Ich will fliehen. Kommen Sie mit?“
    „Ich kann mich nicht bewegen“, sagte Gormat.
    „Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu“, sagte Madelaine Dupont. „Das ist ein gespenstisches Sanatorium.“
    „Was meinen Sie damit?“ erkundigte sich Gormat neugierig.
    Die Frau beugte sich vor und senkte ihre Stimme. „Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, da würden Ihnen die Haare zu Berge stehen. Der Arzt ist ein Teufel. Eine Reihe von Patienten, die alle angeblich schwer krank sein sollen, sind offensichtlich kerngesund.“ Sie flüsterte: „Sie bekommen alle Injektionen. Dann können sie sich nicht bewegen. Der Arzt ist verrückt.“
    Gormat hatte eher den Eindruck, daß diese Frau einen Dachschaden hatte. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart unbehaglich.
    „Weshalb sind Sie hier?“ fragte er.
    Sie kicherte und beugte sich noch weiter vor. „Das würden Sie niemals erraten.“
    Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer abstoßenden Fratze.
    Gormat hatte plötzlich Angst. Madelaine Dupont war ihm nicht geheuer.
    „Ich werde es Ihnen sagen“, flüsterte sie verschwörerisch. „Ich erschlug meinen Mann vor ein paar Tagen. Er stritt mit mir, und da packte ich das Beil. Ich schlug ihm den Schädel ein.“
    Sie kicherte wieder.
    Gormat schloß die Augen.
    „Ich floh“, fuhr Madelaine Dupont fort. „Versteckte mich hier im Sanatorium und gab mich als verrückt aus. Aber ich will nicht hierbleiben. Da stelle ich mich lieber der Polizei.“
    Gormat hatte schaudernd zugehört. Er wollte nach der Schwester rufen, doch er hatte Angst, es zu tun, da er nicht beurteilen konnte, wie die Wahnsinnige darauf reagieren würde.
    Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. „Ich packte die Schwester an der Kehle, als sie mir eine Spritze geben wollte. Wir haben nicht viel Zeit. Sie sind sicherlich auch durch Spritzen gelähmt worden.“ „Ich hatte einen Autounfall“, sagte Gormat schwach.
    „Ach was!“ sagte sie. „Ich wette, Sie sind überhaupt nicht verletzt.“
    Um ihre Behauptung zu beweisen, packte sie, die Bettdecke und riß sie weg. Sie prallte entsetzt zurück. Ihre Augen weiteten sich, und sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Gormat drückte den Kopf nach unten – und da sah er es selbst: Er hatte keinen Körper.
    Von seinem Hals liefen dicke Schnüre in einen kleinen Kasten, der in der Mitte des Bettes stand-und aus dem Kasten führten weitere Schläuche und Drähte.
    „Sie haben keinen Körper“, keuchte Madelaine Dupont. „Nur einen Kopf!“
     

     
    Ich hatte mir ein Zimmer in einem Mittelklassehotel in der Avenue de Verdun, unweit des Gare de l’Est, genommen und mich nicht als Dorian Hunter angemeldet, sondern als Peter Garner. Auf diesen Namen lautete mein falscher Paß.
    Nach meinem Kampf mit der weißen Wölfin, bei dem ich auch meinen Bruder Jörg Eklund hatte ausschalten können, war ich von London nach Zürich geflogen.
    Ich hatte von meinem Schweizer Konto eine größere Summe abgehoben und war noch zwei Tage in der Schweiz geblieben. Nachdem ich mich neu eingekleidet hatte, war ich mit der Bahn nach Paris gefahren.
    Auf die Hilfe des Secret Service konnte ich im Augenblick nicht zählen. Ich wollte meinen Kampf gegen die Schwarze Familie allein fortführen. Niemand wußte, daß ich mich in Paris aufhielt, nicht einmal Coco, meine Lebensgefährtin.
    Ich hatte fast alle meine Brüder ausschalten können. Außer Jerome Hewitt, des wegen seines Versagens auf Borneo von der Schwarzen Familie ausgestoßen worden war und nun als fürchterlicher Krüppel vegetieren mußte, war nur noch einer am Leben: Dr. Frederic de Buer. Durch den Secret Service wußte ich, daß er sich in Paris aufhalten sollte, aber ich hatte keinerlei Ahnung, wo.
    Mein Aussehen hatte ich in London geändert. Der Schnurrbart war abrasiert, das Haar kurz geschnitten. Ich sah wie ein lungenkranker Vierzigjähriger aus und gefiel mir gar nicht, aber eine Zeitlang wollte ich diese häßliche Aufmachung ertragen.
    Ich stand am offenen Fenster und starrte auf die Straße hinunter. Es war ein warmer Sommertag und kurz nach fünfzehn Uhr.
    Ich war schon öfters in Paris gewesen, doch mich hatte die Stadt nie besonders beeindruckt. Für mich war es eine Stadt ohne Atmosphäre – wie fast alle anderen
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