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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger
Autoren: Neal Davenport
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Ich hatte mit Melville vereinbart, daß ich ihn bei seinem Wagen treffen wollte, nur wußte ich nicht, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Aufmerksam blickte ich mich um und schritt die Straße entlang. Nach hundert Metern sah ich endlich Melvilles Wagen.
    Er war nicht allein. Das blonde Mädchen saß neben ihm. Ich klopfte gegen die Scheibe, und Melville öffnete die Wagentür. Rasch schlüpfte ich in den Fond des Wagens.
    Das Mädchen blickte mich ängstlich an. Sie zitterte.
    „Guten Abend“, sagte ich.
    „Das ist Sybill Ferrand“, sagte Melville. „Peter Garner ist ein Kollege von mir.“
    Sybill Ferrand nickte.
    „Fahren Sie endlich los!“ bat sie.
    „Ich habe entsetzliche Angst. Was bei dieser Séance geschah, war einfach furchtbar.“
    Melville startete und reihte sich in den Verkehrsstrom ein.
    „Wurde die Polizei verständigt?“ fragte ich.
    „Nein“, sagte Melville. „Marquet war strikt dagegen. Seine Gäste rannten wie aufgeschreckte Hühner auf und davon, und Sybill Ferrand wollte sich auch grußlos empfehlen. Aber ich konnte sie einholen, und …“
    „Sie haben mich festgehalten“, sagte Sybill böse. „Und mich in Ihren Wagen gezerrt. Was wollten Sie von mir?“
    Melville ging auf ihre Beschwerden nicht ein.
    „Sie folgten Pellegrin?“ sagte er zu mir.
    „Ja, aber ich verlor ihn aus den Augen. Er war plötzlich spurlos verschwunden.“
    Ich wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Er hätte mir ohnedies kaum geglaubt.
    „Das ist Pech“, sagte er, und ich nickte.
    „Wurde Pellegrins Schädel gefunden?“ fragte ich.
    „Nein. Einer der Männer, die an der Séance teilgenommen hatten, ist auch spurlos verschwunden.“ „Stimmt“, sagte ich. „Und da kommen wir nun zu Ihnen, Fräulein Ferrand.“
    Das Mädchen blickte mich an. Ihre Lippen bebten.
    „Sie kannten diesen Mann“, stellte ich fest. „Sie ließen ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. Wer ist er?“
    „Das kann ich nicht sagen“, murmelte das Mädchen schwach.
    „Und warum nicht?“
    „Ich habe Angst“, sagte sie. „Es ist alles so furchtbar. So unglaublich.“
    „Sie brauchen keine Angst zu haben“, sagte ich sanft. „Wir sind bei Ihnen, und nichts kann Ihnen geschehen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht darüber sprechen. Lassen Sie mich aussteigen! Bitte!“ „Nein“, sagte ich hart. „Es gibt für Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie erzählen uns Ihre Story, oder wir bringen Sie zur Polizei. Sie können wählen, was Ihnen lieber ist.“
    „Das ist eine glatte Erpressung“, sagte sie wütend.
    Ich grinste. „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Los, erzählen Sie!“
    „Sie sind anscheinend ziemlich sicher, daß ich nicht eine Aussprache mit der Polizei vorziehe, was?“
    „Ja. Ziemlich sicher sogar.“
    „Haben Sie vielleicht eine Zigarette?“ fragte sie.
    Ich gab ihr eine. Sie rauchte hastig und wandte mir ihr Profil zu. Ihr Mund öffnete und schloß sich nervös.
    „Es ist eine ziemlich seltsame Geschichte“, begann das Mädchen endlich. „Wahrscheinlich glauben Sie mir kein Wort.“
    „Das wird sich herausstellen“, meinte Melville.
    „Es war vor etwa einer Woche“, fuhr Sybill Ferrand fort. „Ich besuchte eine Freundin in Versailles. Auf der Rückfahrt nach Paris fuhr mein Wagen nicht mehr. Ein Mann nahm mich mit. Er nannte sich Pierre Gormat.“
    „Pierre Gormat!“ rief Melville überrascht. „Aber das ist doch das erste Opfer …“
    „Genau“, sagte Sybill Ferrand. „Wir fuhren in Richtung Paris. Es regnete ziemlich stark, und plötzlich verlor Gormat die Kontrolle über den Wagen. Wir durchbrachen die Leitplanke und prallten gegen einen Baum. Ich wurde herausgeschleudert, blieb aber unverletzt. Bevor ich noch nach Gormat sehen konnte, tauchten zwei vermummte Gestalten auf, die den Bewußtlosen aus dem Wagen zerrten, ihn in einen Krankenwagen verfrachteten und mit ihm wegfuhren.“
    „Verständigten Sie die Polizei?“ fragte Melville.
    „Lassen Sie mich weiter erzählen“, sagte das Mädchen. „Mir kam das nicht ganz geheuer vor, vor allem, weil einer der Männer von einer Falle sprach. Es schien mir, als wäre der Unfall sorgfältig vorbereitet gewesen. Ich hatte entsetzliche Angst und wußte nicht, was ich tun sollte. Schließlich ging ich zur Straße zurück, und ein anderer Autofahrer nahm mich mit. Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zu tun. Am nächsten Morgen bat ich eine Freundin, mir meinen Wagen abzuschleppen. Dabei kam ich an der Unfallstelle vorbei.
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