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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger
Autoren: Neal Davenport
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korrespondierten seit mehr als einem Jahr miteinander. Soweit ich unterrichtet war, wollte er mit seinem Urahnen in Verbindung treten, doch er hatte wohl keinen Erfolg damit?“
    „Sie’ sind Engländer?“ fragte mich Pellegrin.
    „Ja. Vielleicht erzählte Ihnen Sanson etwas über mich?“
    „Er korrespondierte mit vielen Leuten“, sagte er, diesmal weniger abweisend.
    Da ich keinen Namen genannt hatte, war es schwierig für ihn, zu beurteilen, ob meine Behauptung stimmte.
    „Ich wollte Sanson besuchen“, fuhr ich fort. „Da erfuhr ich, daß er …“
    Pellegrins Gesicht verdüsterte sich.
    „Eine fürchterliche Sache“, sagte er. „Ich kann es noch immer nicht fassen, daß er tot ist.“
    „Mich würde interessieren, ob Sanson Erfolg mit seiner Beschwörung hatte.“
    Pellegrin biß sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Nein, er hatte keinen Erfolg. Gil hatte einige Tage vor seinem Tod von einem Doktor geschwärmt, der ihm bei seinen Bemühungen, den Geist seines Urahnen anzurufen, helfen wollte, aber er nannte keinen Namen.“
    „Versuchen Sie sich zu erinnern“, drängte ich.
    „Sinnlos“, sagte Pellegrin. „Ich fragte ihn nach dem Namen des Doktors, doch er wollte ihn mir nicht nennen.“
    „Schade“, sagte ich enttäuscht.
    In diesem Augenblick betraten Claude und Tilda Marquet das Zimmer.
    „Meine Herrschaften“, sagte Marquet. „Folgen Sie mir, bitte!“
    Das Ehepaar durchquerte den Raum und zog einen Vorhang zur Seite. Dahinter lag ein schmaler Gang.
    Ich warf dem blonden Mädchen einen Blick zu. Sie schloß sich dem Mann an, den sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte.
    „Ich würde gern nach der Séance mit Ihnen weitersprechen“, sagte ich zu Pellegrin.
    „Das hat wenig Sinn“, sagte er. „Ich will nicht über Sanson reden.“
    Er ließ mich einfach stehen und schloß sich den anderen an. Melville und ich folgten.
    Der Raum, in den wir kamen, war mittelgroß, quadratisch, und die Wände und die Decke waren mit dunklem Stoff verhangen. In der Mitte stand ein kreisrunder Tisch, über den ein dunkles Tuch gebreitet war. Die einzige Beleuchtung war ein Kerzenleuchter, dessen drei dicke Kerzen düsteres Licht erzeugten. Um den Tisch standen einfache Holzstühle.
    Claude Marquet schloß die Tür.
    „Bitte, nehmen Sie Platz!“ sagte er.
    „Tilda Marquet dient als Medium“, flüsterte mir Melville zu, als wir uns setzten.
    „Meine lieben Freunde“, sagte Marquet salbungsvoll. Er saß uns genau gegenüber. „Einige von Ihnen nehmen zum erstenmal an einer Sitzung bei mir teil. Es ist nicht voraussehbar, was geschehen wird. Sie brauchen sich nicht zu konzentrieren. Sie müssen sich nur entspannen.“
    Ich lehnte mich zurück, und plötzlich spürte ich die dämonische Ausstrahlung. Sie mußte von einer der anwesenden Personen ausgehen. Die Ausstrahlung war ziemlich stark, und ich wunderte mich, daß ich sie vorher nicht gespürt hatte. Ich versuchte herauszufinden, von wem sie ausging, doch das gelang mir nicht.
    Einige Augenblicke hatte ich nicht auf Marquets Worte geachtet.
    „Legen Sie, bitte, Ihre Hände auf den Tisch!“ sagte er jetzt.
    Wir folgten.
    „Fassen Sie nun Ihre Nachbarn an den Händen!“
    Ich nahm Melvilles Hand und reichte meinem anderen Nachbarn auch eine Hand. Melvilles Hand war warm, die den anderen Mannes eiskalt. Es war ein kleingewachsener Mann, der einen struppigen Vollbart trug.
    Plötzlich war ein lautes Sausen zu hören, und von der Decke kam ein kalter Lufthauch, der die Kerzenflammen zum Flackern brachte. Der Luftstrom wurde immer stärker, und die Flammen erloschen schließlich. Ein simpler Trick.
    Völlige Dunkelheit umgab uns nun.
    Ich hörte das schwere Atmen meines Nachbarn.
    Die Ausstrahlung des Bösen hatte sich verstärkt. Mein Herz schlug schneller. Ich ahnte, daß irgend etwas geschehen würde.
    „Entspannen Sie sich!“ sagte Marquet. „Schließen Sie die Augen!“
    Ich versuchte, mich zu entspannen, doch es wollte mir nicht gelingen. Ich saß verkrampft auf dem Stuhl und hatte die Augen weit aufgerissen.
    Minuten vergingen, und nichts geschah. Hatte ich mich getäuscht? Nein, das war nicht möglich. Die dämonische Ausstrahlung war noch immer da. Sie hüllte uns ein.
    Ein Geräusch störte die Stille. Es war überlaut zu hören. Ein Stuhl wurde gerückt.
    Ich ließ Melvilles Hand los und holte meine Bleistiftlampe hervor. Schritte kamen langsam näher-und verstummten. Und dann war ein Schrei zu hören.
    „Was
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