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0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche
Autoren: Unbekannt
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konstruktiven Zusammenarbeit mit anderen Menschen hindert. Notfalls sind auch diejenigen zur Mitarbeit aufgefordert, die zwar nicht im Besitz der reinen Vernunft, jedoch zur Teamarbeit befähigt sind."
    Reginald Bull grinste hämisch.
    „Wenn ich Ihre gestochene Diktion in gemeines Terranisch übersetze, dann heißt das: Sie haben einen Plan.
    Die Durchführung des Planes erfordert die Arbeit vieler Menschen in Gruppen. Ihre Aphiliker sind jedoch so in das „Nur an sich selbst Denken" verrannt, daß sie mit anderen Leuten nicht fruchtbar zusammenarbeiten können. Also kommen Sie zu uns, in erster Linie zu den Leuten der LdG, denen Ironside das friedliche Miteinanderauskommen beigebracht hat. Und in zweiter Linie zu solch armen Narren wie Ironside und mir selbst, die die Gnade der reinen Logik niemals erfahren haben, dafür aber um so besser in der Gruppe arbeiten können."
    „Sie können den Sachverhalt formulieren, wie es Ihnen beliebt", antwortete Casalle steif. „An der Lage ändert sich dadurch nichts."
    „Was für ein Plan ist es eigentlich, den Sie da ausgekocht haben?"
    „Der Bau einer Evakuierungsflotte."
    Reginald Bull, der seine Muskeln längst wieder in der Gewalt hatte, sprang auf. Er vergaß, daß er nach wie vor an den Stuhl gefesselt war. Den Stuhl riß er polternd mit sich in die Höhe.
    „Sie wollen die Menschen evakuieren ...?" schrie er.
    „Ja."
    „Sie ... ausgerechnet Sie? Nachdem Sie Enkher Hodj heimtückisch ausgeschaltet haben, weil er dafür plädierte, die Menschheit durch Evakuierung zu retten!"
    „Ja, ich", antwortete Casalle ruhig, ohne sich durch Reginald Bulls Zornesausbruch im geringsten beeindruckt zu zeigen.
    „Damals bestand plausible Aussicht, den Sturz der Erde in den Schlund zu verhindern. Diese Aussicht gibt es heute nicht mehr.
    Also muß die Möglichkeit einer Evakuierung von neuem ins Auge gefaßt werden."
    Die unnatürliche Ruhe des Mannes nahm auch dem aufgebrachten Reginald Bull den Wind aus den Segeln. Er setzte den Stuhl knallend wieder auf den Boden und ließ sich darauf fallen.
    „Das müssen Sie mir erst mal in Einzelheiten auseinandersetzen", knurrte er.
     
    *
     
    Trevor Casalle hatte sich freiwillig in Verwahrung nehmen lassen. Allerdings mußten Reginald Bull und Vater Ironside ihm versprechen, daß sie ihn, unabhängig vom Ausgang der Besprechungen, in spätestens drei Tagen unbeschadet wieder entlassen würden.
    „Ich denke, Sie halten nichts von Versprechen?" höhnte Bull.
    „Ich nicht... aber Sie!" antwortete Casalle kühl und stellte damit von neuem unter Beweis, wie fachmännisch er es verstanden hatte, die von seiner Warte aus unverständlichen Charakterzüge der Immunen zum Bestandteil seines Kalküls zu machen.
    Es war gegen fünf Uhr morgens, als Ironside und Bull, nachdem sie für die sichere Verwahrung ihres „Gastes" Sorge getragen hatten, über Trevor Casalles Vorhaben zu diskutieren begannen.
    „Halten Sie ihn für aufrichtig?" fragte Bull.
    „Nein", antwortete der Mönch mit Nachdruck. „Der Gesandte des Satans ist niemals aufrichtig. Allerdings bin ich überzeugt, daß er es für den Augenblick ernst meint. Er will die Evakuierungsflotte bauen, und er braucht dazu unsere Hilfe. Die Frage ist, was danach kommt."
    „Etwas stört mich an seiner Überlegung", bemerkte Reginald Bull nachdenklich. „Er fiel damals Enkher Hodj in den Rücken, weil er fürchtete, daß die Aphilie verschwinden werde, sobald die Menschheit sich auf einer anderen Welt ansiedelte. Wie denkt er jetzt darüber?"
    „Er wird Sie darüber aufklären", behauptete Ironside. „Der Mensch ist intelligent genug, um zu wissen, daß diese Frage auf ihn zukommt. Dafür etwas anderes: Sie sind der technische Experte ... Halten Sie Casalles Plan für durchführbar?"
    „Ja. Die Frage ist, ob es gelingen wird, die gesamte Menschheit zu evakuieren. Das hängt davon ab, wieviel Zeit uns noch bleibt."
    „In der Frühe werden wir genauere Daten haben", sagte Ironside. „Halten Sie ein solches Unternehmen im Licht unserer neuesten Erkenntnisse überhaupt für sinnvoll?"
    „Ich glaube, ja. Nicht weil dadurch mehr Menschen gerettet würden, sondern weil der Menschheit vor Augen geführt wird, daß man etwas zu ihrer Rettung tut. Fangen wir an, in großem Maßstab Evakuierungsschiffe zu bauen, dann halte ich es für möglich, daß wieder Ruhe einkehrt."
    Ironside nickte.
    „Gut. Ich stimme zu. Wie antworten wir also auf Casalles Ansuchen?" Reginald Bull antwortete nicht
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