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0747 - Die Körperlosen von Grosoth

Titel: 0747 - Die Körperlosen von Grosoth
Autoren: Unbekannt
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ansehnliches Schiff.
    Sie stammte vom weit entfernten Kontinent Beschra und hatte rund zweitausend Meilen zurücklegen müssen, um hierherzugelangen.
    Am Abend zuvor war sie eingetroffen und hatte vor Knosaur geankert. Nun waren alle Segel eingeholt, und die Besatzung hatte Gelegenheit, sich von den Strapazen der langen Fahrt zu erholen.
    Fast alle Männer an Bord schliefen noch, auch der Kapitän.
    Nur der Koch war bereits an der Arbeit, und zwei junge Seeleute standen an der Backbordreling und sahen nachdenklich zu der Stadt hinüber. Ihre Mienen waren finster, doch daran war nicht der Nebel schuld.
    „Was ist das hier nur für ein merkwürdiges Land!" sagte Preschtan und spuckte zielsicher auf ein morsches Holzstück, das unter ihnen vorbeitrieb. „Ich bin nun schon ziemlich weit herumgekommen, aber so etwas wie hier habe ich noch nicht erlebt."
    „Die Leute sind merkwürdig, nicht das Land", korrigierte Erwisch und strich sich mit der knochigen Hand durch das fast farblose strähnige Haar. Langsam drehte er sich zur Seite und setzte sein Gesicht den wärmenden Sonnenstrahlen aus, wobei er die schweren Lider über die Augen sinken ließ. Wie alle Tonamer - so nannten sich die Bewohner von Grosocht - verabscheute er die Kälte, die der Nebel erzeugt hatte. Auf einer Welt, die sonst nichts als einen ewigen Frühling kannte, war das nur natürlich.
    Preschtan tat es ihm gleich und nickte dann.
    „Ich verstehe das einfach nicht", knurrte er mißmutig. „Wo wir auch bisher gewesen sind, überall wurden wir freundlich empfangen. Die Waren, die wir bringen, sind begehrt, und die Kaufleute überschlagen sich fast vor lauter Freundlichkeit. Jeder Händler ist bestrebt, möglichst gute Geschäfte zu machen, und jeder kleine Tip in dieser Hinsicht wird von ihnen großzügig mit Geschenken belohnt. Entsinnst du dich noch daran, wie in Hormarsch der dicke Grummol in der Nacht nach unserem Einlaufen heimlich an Bord kam?"
    Erwisch schmunzelte, und die Hautlappen in seinem dunklen Gesicht legten sich in zahllose Falten.
    „Und ob ich mich entsinne, Freund! Eine solche Begebenheit kann man nicht so leicht vergessen. Wir beide hatten Wache, während alle anderen an Land gegangen waren, um sich zu vergnügen.
    Er mußte Schwerarbeit leisten, um das Boot zu rudern, doch die Habgier ließ ihn alles andere vergessen. Nun, wir sind umgängliche Leute, und so ließen wir ihn an Bord kommen, zumal er reichlich Geschenke mitgebracht hatte.
    Er bekam seinen Tip, und seine Freude war so groß, daß er alle Vorsicht vergaß, als er wieder von Bord ging. In der Dunkelheit verfehlte er die Strickleiter, und plumps ...!"
    Preschtan stieß ein glucksendes Lachen aus, das tief aus seiner Kehle kam.
    „Wirklich, es war ein Bild für die Götter. Wenn er wenigstens noch still geblieben wäre - aber nein, er mußte so laut um Hilfe schreien, daß der halbe Hafen rebellisch wurde! So erntete er so viel Spott, daß er freiwillig darauf verzichtete, das beabsichtigte Geschäft mit dem Kapitän zu machen."
    Erwisch nickte tiefsinnig.
    „Er hätte beizeiten schwimmen lernen sollen, der Gute, dann wäre ihm das erspart geblieben. Doch damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt: In allen anderen Häfen werden wir freudig begrüßt, nur hier in Knosaur nicht! Man braucht unsere Waren, deshalb gestattet man uns gnädig das Einlaufen, aber das ist auch schon alles. Ansonsten behandelt man uns, als hätten wir eine ansteckende Krankheit - wir müssen im freien Wasser Anker werfen, statt am Ufer festzumachen, und die ganze Nacht über haben Posten darüber gewacht, daß niemand von uns das Schiff verließ."
    Preschtan öffnete die Augen und deutete dann zur Ufermauer hinüber, die nun schon deutlich zu erkennen war.
    „Sie sind auch jetzt noch da, wenn auch nicht mehr so zahlreich. Aus irgendeinem Grund scheint man uns zu mißtrauen, aber warum nur? Selbst in Knosaur sollte man doch wissen, wonach einem Seemann nach fünfzig Tagen und zweitausend Meilen Fahrt der Sinn steht."
    Der Freund seufzte entsagend.
    „Du sagst es, Preschtan! Endlich wieder einmal Land unter den Füßen zu spüren, einen Bummel durch das Vergnügungsviertel zu machen, um schließlich auf dem Lager eines Mädchens zu landen, das vielleicht teuer, dafür aber auch willig ist... Hier gibt es jedoch nichts von alledem."
    „Nicht einmal ein Vergnügungsviertel, soviel ich weiß", bestätigte der andere. „Es soll schon Seeleute gegeben haben, die hier trotz der Posten
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