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0746 - Das ägyptische Grauen

0746 - Das ägyptische Grauen

Titel: 0746 - Das ägyptische Grauen
Autoren: Jason Dark
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eigentlich nichts passieren. Nur kam er nicht mehr dazu.
    Am Ende des Weges, wo es besonders dunkel war, entstand eine Bewegung. Zuerst dachte Purdell, sich getäuscht zu haben, ein zweiter Blick überzeugte ihn jedoch davon, dass er sich nicht geirrt hatte.
    Da stand tatsächlich jemand.
    Hank Purdell hätte beinahe vor Freude aufgelacht, als er sah, dass es ein Mensch war, der sich dort aufhielt. Und vor einem Menschen hatte er sich noch nicht gefürchtet.
    Zudem war er bewaffnet. Er hielt den schweren Revolver wieder mit beiden Händen fest und zielte auf die Gestalt. Der Finger lag am Abzug. Er brauchte ihn nur zu krümmen, um der Person den Garaus zu machen. Und er würde sie mit Vergnügen in die Hölle schicken.
    Er tat es trotzdem nicht.
    Der Killer wusste nicht, was ihn davon abhielt. Erbarmen konnte es nicht sein, das kannte er nicht. Es musste also einen anderen Grund für ihn geben.
    Vielleicht die Neugierde, mehr zu erfahren? Endlich herauszubekommen, was hier lief? Er kehrte nicht gern von einem Auftrag zurück, dessen Inhalt er nicht begriffen hatte.
    Die Gestalt bewegte sich sogar.
    In Purdells Augen trat ein kalter Glanz. Ihn sahen seine Feinde zumeist als Letztes, bevor sie starben. Sollte der andere kommen, Purdell war bereit.
    Die Gestalt bewegte sich mit weichen Schritten und irritierte den Killer damit. Er suchte nach einem anderen Vergleich, kam darauf, dass es nur wenige Männer gab, die so gingen.
    Es war kein Mann.
    »Scheiße, eine, Frau?«, flüsterte er. Damit hatte er nicht gerechnet.
    Wie kam die Frau auf diese Insel? Oder sollte Cadi etwa eine weibliche Person sein?
    Der Killer hörte ein Knirschen. Das konnte nur entstehen, wenn sich etwas bewegte. Deshalb schaute er nach links.
    Die Steinfigur hatte sich bewegt. Sie stand nicht mehr starr. Sie hatte sich auch verändert. Ihr Mund war nicht mehr geschlossen. Er stand so weit offen, dass auch der Körper eines Menschen hindurchgepasst hätte.
    Purdell wusste selbst nicht, weshalb ihm dieser Vergleich einfiel.
    Nur war ihm plötzlich klar, dass ihm die Kräfte auf dieser verdammten Insel überlegen waren.
    Erst war es der Vogel gewesen, dann die Figuren, auch die Frau zählte er dazu.
    Er drehte den Kopf und schaute wieder hin. Sie war näher an ihn herangekommen. Sie hatte sich gestreckt, beide Arme hoch erhoben und die Hände beinahe über dem Kopf zusammengeführt, wobei sie etwas zwischen ihnen hielt, das aussah wie eine Kugel oder ein Kelch, genau konnte er das nicht erkennen, weil er plötzlich von einem hellen Licht geblendet wurde, das ihm direkt aus der Kugel her entgegenstrahlte.
    Purdell handelte, wie ein Killer in seiner Lage auch reagieren würde. Er warf sich zu Boden.
    Dann schoss er. Seine Waffe spie Tod und Verderben. Die Echos zerrissen die Luft und er lachte, als er das Geräusch hörte. Für ihn war es Musik in seinen Ohren.
    Das bedeutete den Tod, die Vernichtung des anderen.
    Nach dem vierten Schuss hörte er auf. Die Luft an seinem Gesicht roch scharf. Er stemmte sich auf die Knie, weil er erwartete, die weibliche Gestalt tot zwischen den beiden übermächtigen Figuren liegen zu sehen. Durchlöchert von den Geschossen seines Revolvers.
    Jetzt spürte er auch wieder das Brennen der Wunden, ärgerte sich darüber und hob den Blick, um eine bessere Sicht zu haben.
    Er sah. Und er sah das Gesicht!
    War es die Frau, oder war es die flache Maske eines Monstrums, die dicht vor ihm schwebte? Purdell konnte es nicht sagen, denn dieses Gesicht war keines mehr, obgleich es noch die Umrisse hatte.
    Es war der Schrecken an sich, das Grauen, wie es nur in der Hölle geboren werden konnte. Kein Teufel, ein menschliches Gesicht mit teuflischem Einschlag, und der Name Cadi irrte durch das Hirn des Killers.
    Gab es ihn zweimal?
    Purdell hielt seine Waffe noch in der Hand. Obwohl er früher sofort geschossen hätte, waren seine Reflexe in dieser Situation wie gelähmt. Er dachte nicht mehr daran, die Waffe hochzureißen und die Mündung gegen das Gesicht zu richten. Die Fratze über ihm war einfach zu schlimm. Sie war glatt und trotzdem entstellt. Er konnte sie nicht beschreiben.
    Dann presste sich etwas auf seine Lippen. Schwer wie Stein, eine regelrechte Pranke, die ihm den Atem raubte.
    Der Killer bewegte sich. Die Waffe brachte er nicht mehr hoch. Etwas drückte an einem bestimmten Punkt gegen seine Kehle und löschte blitzartig das Leben des Mörders aus. Der Revolver rutschte aus seiner Hand, die ebenso schlaff geworden war
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