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0746 - Das ägyptische Grauen

0746 - Das ägyptische Grauen

Titel: 0746 - Das ägyptische Grauen
Autoren: Jason Dark
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überwuchsen sie auch Spalten wie schmale Brücken.
    Der Wind wehte scharf. Er stach wie eine Reihe von dicht zusammenstehenden Nadeln gegen das Gesicht des Inspektors und drang auch durch die feuchte Kleidung.
    Am Tag hatte einige Male die Sonne geschienen. Immer sehr kurz nur, jetzt war sie verschwunden, und der Westwind schaffte es mühelos, die ersten dicken Abendwolken heranzutreiben.
    Suko holte wieder die Karte hervor und knickte sie so, dass er den Ort erkennen konnte, wo er hinmusste, denn dort befand sich die von den Wissenschaftlern zurückgelassene leere Hütte. Das war seine Basis.
    Natürlich gab er sich keinerlei Illusionen hin. Diese Basis konnte auch zu einer tödlichen Falle für ihn werden, denn die drei verschwundenen Männer hatten sie ebenfalls als Ausgangspunkt benutzt. Er machte sich trotzdem auf den Weg, hielt seine Augen offen und achtete sehr auf seine Umgebung.
    Dabei verstärkte sich bei ihm der Eindruck, schon jetzt unter einer gewissen Kontrolle zu stehen. Er wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
    Schatten entstanden, verschwanden wieder, irritierten ihn, und Suko schob es schließlich auf die Lichtverhältnisse in seiner Umgebung, denn sie änderten sich durch die am und über den Himmel wirbelnden Wolken sehr rasch. Da mischte sich die Helligkeit mit den Schatten der schnell einsetzenden Dämmerung, die dann wieder blitzschnell flog, als hätte jemand einen Vorhang zur Seite gezogen.
    Das war nicht normal. Suko besaß dafür so etwas wie einen sechsten Sinn. Auf ihn konnte er sich verlassen.
    Vor ihm senkte sich das Gelände. Der Vergleich mit einer Rutschbahn kam ihm in den Sinn. Zwischen dem festgebackenen Geröll bewegte sich karges Gras unter den Windböen. Wieder huschten Schatten über den Boden. Suko schaute in die Höhe.
    Er sah die Vögel. Sie hielten sich in seiner Nähe auf, bewegten ihre Schwingen, sodass sich diese als Schatten auf dem Boden abzeichneten und bei jeder Bewegung rasch weghuschten.
    Es waren sehr große Tiere, gut genährt, kräftig und gesund. Suko erhaschte manch schnellen Blick auf Schnäbel und Augen, er sah aber auch den größeren Raubvogel, der hoch über ihm und noch über den Möwen kreiste und ihn beobachtete.
    Das jedenfalls meinte Suko. Dieser Vogel war wie ein fliegender Schatten, der sich auf seine Fersen geheftet hatte. Suko misstraute ihm und beschloss, ihn auch weiterhin im Auge zu behalten. Das war noch nicht seine Zeit. Wenn sich die Dunkelheit über die Insel gelegt hatte, standen seine Chancen besser.
    Suko ging weiter, musste eine natürlich gewachsene Hecke umrunden und konnte dann sein Ziel sehen.
    Die Hütte stand an einem nicht allzu schräg abfallenden Hang.
    Ihre Vorderseite war dem Meer zugewandt und durch das Fenster konnte der Betrachter bis weit auf die See hinausschauen. Um sie vor Stürmen zu schützen, saß sie auf einem Fundament aus mächtigen grauen Steinen, die so dicht zusammengewachsen waren, dass es praktisch keinen Zwischenraum mehr gab. Die eigentlichen Wände der Hütte waren dann aus dicken, etwas ungleichmäßigen Holzstämmen errichtet worden. Im Laufe der Zeit hatte die Witterung sie grau werden lassen.
    Suko ließ sich Zeit.
    Nichts bewegte sich an der Hütte. Nur vor dem Eingang spielte der Wind mit den kargen, dürren Grashalmen. Auf dem grauen Dach hatten sich zwei Möwen niedergelassen und ihre Federkörper aufgeplustert. So wirkten sie wie dicke Enten.
    Tief atmete der Inspektor durch. Man konnte gegen die Insel sagen, was man wollte, die Luft jedenfalls war einfach wunderbar. So herrlich rein und klar, dass ihm der Begriff Umweltverschmutzung gar nicht in den Sinn kommen wollte.
    Er ging auch den Rest des Weges. Suko rutschte den freien Hang hinab, lief an seinem Ende etwas schneller und blieb vor der Hütte stehen.
    Jetzt wusste er auch, was ihn gestört hatte. Es war ein quietschendes und gleichzeitig knarrendes Geräusch gewesen, und Suko erkannte nun den Grund. Es lag an der Eingangstür der Hütte, denn sie war nicht geschlossen und bewegte sich in einem bestimmten Rhythmus hin und her. Es klang in dieser Umgebung ziemlich unheimlich. Suko kam es vor, als sollte er davor gewarnt werden, die Hütte zu betreten.
    Er wartete noch.
    Ein Blick gegen den Himmel. Die Vögel waren verschwunden.
    Keine Möwen mehr, aber auch kein Raubvogel, der über ihnen seine Kreise zog.
    Seltsam…
    Er sah sie trotzdem. Die Vögel hockten nicht weit von ihm entfernt auf den Spitzen und Graten der
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