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0746 - Das ägyptische Grauen

0746 - Das ägyptische Grauen

Titel: 0746 - Das ägyptische Grauen
Autoren: Jason Dark
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unterschätzen.
    Etwas bewegte sich.
    Sukos Haltung veränderte sich von einem Augenblick zum anderen. Er hatte zwar nichts gesehen, aber ein Geräusch gehört, das noch verdammt gut in seiner Erinnerung steckte. Dieses eklige Knirschen, das Brechen, das Kratzen. Es entstand, wenn sich der Mund der Königin öffnete.
    ***
    Darauf konzentrierte Suko seine Blicke.
    Der andere Kopf regte sich nicht. Der König hatte wohl damals nichts zu sagen gehabt, aber die Lippen seiner Frau wurden von einem Zittern regelrecht erschüttert.
    Bekamen sie Risse?
    Suko ging etwas zurück.
    Schwach nur sah er den Mund, doch er bekam deutlich mit, wie die Lippen versuchten, sich voneinander zu trennen. Der Mund wollte sich öffnen. Dabei verstärkten sich die knirschenden Geräusche und es hörte sich an, als würden kleine Steine brechen und kurze Zeit später in einer Knochenmühle zermalmt werden.
    Die Lippen klafften auseinander.
    Die Öffnung entstand.
    Der Leichengeruch hatte freie Bahn. Er wehte Suko entgegen, nur ließ er sich diesmal davon nicht irritieren. Auch etwas anderes war ihm eingefallen.
    Der Inspektor wusste jetzt, wo er Thera, die Frau mit dem magischen Licht, finden konnte.
    Es verstrich noch mehr Zeit und die Lippen rissen weiterhin auf.
    Staubwolken bildeten sich. Der gesamte Kopf bebte. Was sonst so einfach über die Bühne gelaufen war, bereitete diesem Wesen nun die größten Schwierigkeiten.
    Auch das graue Gestein an den Wangen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Dort knackte und knirschte es ebenfalls, kleine Steine lösten sich, rollten herab und fielen mit klackenden Geräuschen zu Boden.
    Suko konzentrierte sich auch weiterhin nur auf den Mund. Die Öffnung war da und hatte bereits die Höhe eines normalen Menschen erreicht. Dort schimmerte auch das Licht. In Kopfhöhe, wie Suko annahm.
    Ein Blitzen, ein Zucken, sehr kalt, nicht von einer feurigen Wärme durchdrungen.
    So nahe hatte er es eigentlich noch nie gesehen, und die Gestalt der Thera trat plötzlich hervor. Es sah so aus, als wollte sie die oberste Stufe der Treppe besteigen, sie aber blieb auf der Unterlippe stehen und schaute auf Suko nieder.
    Sie hielt die Arme vorgestreckt. Ihre Hände lagen so nahe beieinander, dass sich die kleinen Finger berührten. Der Blick ihrer dunklen Augen zeigte eine Ahnung oder ein Wissen. Trotzdem fragte sie noch einmal nach. »Du bist allein gekommen?«
    »Ja.«
    »Wo ist Cadi?«
    »Muss ich das sagen, Thera?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Du hast gewonnen, sonst wäre er ja hier.«
    »Er ist tot.«
    Thera schwieg. Sie senkte den Kopf und schaute gegen das Licht.
    »Hast du ihn getötet?«, fragte sie dann.
    »Nein, es war ein Unglück.« Suko räusperte sich. »Soll ich dir erklären, wie es geschah?«
    Sie nickte sehr langsam und dachte dabei nach. Schließlich stimmte sie zu. »Ja, bitte, ich möchte es hören.«
    Suko sprach sehr genau, auch langsam, und Thera tat nichts. Sie schien ihm die Erklärungen abzunehmen.
    »Die Harke also?«
    »Es war ein Unglück.«
    »Hättest du ihn denn getötet?«
    »Nur in Notwehr.«
    Da lachte Thera, aber sie lachte ihn nicht aus, sondern stimmte ihm zu. »Ja, Suko, ich glaube dir. Es hat zwei Kräfte gegeben, die sich gegenseitig bekämpften. Nur eine Kraft konnte gewinnen. Cadi hat verloren, das muss ich einsehen. Da er verloren hat, habe auch ich verloren. Meine Existenz muss gelöscht werden. Er hat mich erweckt, mich geholt, er wusste von dem Licht, von meinen Eltern. Er hat mich immer versteckt gehalten, bis die Zeit reif war. Aber wir haben verloren. Die Flamme des Lebens soll für mich nicht mehr leuchten, hast du das nicht auch gewollt?«
    Suko blieb bei seiner Ehrlichkeit. »Im Prinzip schon, aber jetzt denke ich doch anders darüber.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Du bist ehrlich, Thera, sehr ehrlich sogar. Du bist eine Zeugung aus einer Zeit, die…«
    »Vergangen ist.«
    »Aber nicht vergessen!«
    Sie schaute Suko mit einem Blick an, der ihm sehr vieles sagte. Es war der Blick des Abschieds. Thera wollte nicht mehr allein leben und sich auch keinen neuen Partner suchen. Sie gehörte nicht in diese Welt, nicht in diese Zeit. Mystik und Magie, vermischt mit unheiligen Beschwörungen, hatten sie bisher am Leben gehalten. Ebenso wie ihre versteinerten Eltern. Das war nun vorbei.
    »Du wirst noch viele Kämpfe gewinnen, hoffe ich für dich«, sagte sie, und es waren Abschiedsworte. Dann schleuderte sie plötzlich das Licht von sich.
    Erst
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