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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg
Autoren: Jason Dark
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Straße verschwamm in der nächtlichen Dunkelheit. Da der Himmel von zahlreichen Wolken bedeckt war, funkelten auch keine Sterne. Die Nacht gehörte zu den dunklen, wo die Schatten überhand nahmen und diejenigen Gestalten oder Geister deckten, die sich in ihr tummelten. Das Gefühl, von diesen unsichtbaren Wesen umgeben und beobachtet zu sein, wollte bei ihm einfach nicht weichen, aber es war nicht so stark, daß es ihn zur Umkehr gedrängt hätte.
    Er setzte seinen Weg fort.
    Und er konnte sehr bald schon die Quelle des Lichts besser erkennen. Es war wie auf der Bühne, wo ein Künstler einen besonderen Hintergrund geschaffen hatte.
    Das ungewöhnliche Licht streifte an einem sehr breiten und vom Durchmesser her unwahrscheinlich dicken Baumstamm hoch. Massow blieb stehen und staunte, denn einen derart großen Baum hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Die ebenfalls überdicken, knorrigen, mächtigen Äste und Zweige bildeten ein dichtes Dach. Die unteren Äste hingen tief; durch einen Sprung hätte Massow sie durchaus erreichen können.
    Der Baum war für ihn Nebensache. Seine Rinde wirkte im Licht wie eine alte Haut, und das Filigran aus Runzeln und Furchen wirkte so, als wollte es sich zu geheimnisvollen Gesichtern und Figuren zusammensetzen, die von einer anderen Welt berichteten.
    Die Umgebung des Baums und damit des Lichts wirkte wie von biologischen Unrat befreit. Sie lag ziemlich frei, nichts störte ihn mehr, wenn er weiterging.
    Er blieb trotzdem sehr bald stehen, denn ihm wurde noch unheimlicher zumute, weil er keine Lichtquelle sah.
    Okay, es gab sie, aber sie war nicht normal, denn das Licht strömte aus dem Boden.
    Oder irrte er sich?
    Wieder wischte Helmut Massow über seine Augen, schlich einen Schritt näher an das Ziel heran, senkte den Kopf und suchte gleichzeitig nach irgendwelchen Spuren.
    Er sah keine.
    Nur das Licht war da.
    Es strömte aus dem Boden, als wäre dieser nichts anderes als eine poröse Gummimatte, unter die jemand mehrere helle Lampen gestellt hatte. Der Vergleich gefiel ihm sogar, wie Massow fand.
    Möglicherweise war das die Erklärung, daß sich unter dem Boden eine Fallgrube befand, in der die Lampen standen.
    Stellte sich nur die Frage, welchen Sinn das haben sollte. Massow jedenfalls wußte darauf keine Antwort.
    Eine innere Stimme riet ihm, nicht zu neugierig zu sein und lieber zu verschwinden. Keine Untersuchung, nicht nach einer Fallgrube schauen, das konnte zu leicht ins Auge gehen. Möglicherweise waren hier Gruppen am Werk, deren Identifikation für einen Fremden im günstigsten Fall gesundheitsschädlich war.
    Zurückziehen.
    Die Polizei benachrichtigen.
    Das schoß ihm durch den Kopf. Er befand sich auch schon in der Drehung, als er erstarrte.
    Eine zischelnde Stimme hatte ihn von irgendwoher erreicht.
    »Du bist es nicht, Mensch… nein, du bist es nicht. Wenn du nicht im Feuer der Hölle verglühen willst, dann geh! Lauf weg, flieh vor mir. Lauf weg, Mann!«
    Helmut Massow wollte ja, er konnte nur nicht. Seine Beine gehorchten ihm nicht. Er stand auf der Stelle, als hätte man ihn festgenagelt. Diese Stimme hatte er noch nie gehört. Er wußte auch nicht, wo sich der Sprecher - oder war es etwa eine Sprecherin - versteckt hielt. Der Wald war einfach zu dicht und bot für geisterhafte Wesen eine regelrechte Schutzzone. Er ärgerte sich selbst darüber, daß er so dachte, aber etwas anderes kam ihm nicht in den Sinn.
    Das hier war unheimlich, das konnte er sich nicht erklären, das war ein Spuk.
    Die Stimme blieb auch weiterhin stumm.
    Dafür vernahm er etwas anderes, und zwar in seiner Nähe, auch für ihn identifizierbar.
    Direkt vor ihm…
    Mein Gott, wer kratzte da? Es hörte sich an, als wären lebendig Begrabene dabei, mit ihren Fingernägeln unter Sargdeckel zu kratzen?
    Die Furcht in Massows Innern war wie ein Feuer, das bis hoch in seinen Kopf stieg und die Haut im Gesicht zum Glühen brachte. Nie hätte er als erwachsener Mensch gedacht, daß so etwas möglich sein könnte. Trotz der Hitze überfiel ihn ein kalter Schüttelfrost.
    Dann hörte er wieder die zischelnde Stimme. Er war so angespannt, daß er jedes Wort verstand, den Sinn aber nicht begriff. »Du bist es nicht - nein, du bist nicht der Liebling der lebenden Leichen. Du nicht, mein Freund. Noch einmal, flieh, sonst werden sie dir das Fleisch vom Körper reißen und dich fressen.«
    Gleichzeitig verstärkte sich das Kratzen vor und unter ihm, so daß er beides hören konnte.
    Massow fing an zu
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