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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers
Autoren: Austin Osman
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Dann wurde sie starr.
    Aus dem Dschungel trat der Indianer und ging langsam auf den Wagen zu.
    »Leg ihn um«, befahl Saramango dem Schützen. Aber bevor der den Finger krumm machen konnte, kam ein lautes »Nein!«, aus dem Mund Luizas.
    »Was soll das?«, fauchte Saramango.
    »So darf es nicht sein. Wir müssen die Regeln beachten.«
    »Welche Regeln, zum Teufel? Drehst du jetzt durch?«
    »Sprich nicht so mit mir, als würdest du deine alte Vettel anschnauzen, Saramango. Sie war nichts als eine blutgierige Stümperin, und ich - bin eine blutgierige Meisterin. Befehle deinem Lieblingstotschläger, diese Rothaut zu töten! Und zwar in einem Kampf Mann gegen Mann.«
    Saramango brauchte keinen Befehl mehr zu geben. Luiza hatte leise gesprochen, dennoch war ihre Stimme durchdringend und der MG-Schütze hatte sie verstanden.
    Ohne ein Wort zog er die Beine durch die Dachluke und sprang über die Motorhaube auf die Erde. Er trug einen Tarnanzug. Während er auf den Gegner zuschritt, riss er sich mit einer ungeduldigen Bewegung die Jacke vom Leib. Sein Oberkörper mit den furchterregenden Muskeln lag frei und musste einschüchternder wirken als eine Waffe.
    Die beiden Männer trafen sich an dem einen unsichtbaren Punkt, den ihr Instinkt als Mitte des Kampffeldes erkannt hatte, und begannen, sich zu umkreisen. Die trockenen Erde spie unter ihren schleichenden Schritten kleine, braune Staubwolken empor.
    Es war plötzlich still. Das Lärmen des Urwalds hatte aufgehört, nur noch das Knistern des brennenden Wagens war zu hören.
    Saramangos Mann war wesentlich größer als sein Gegner. Aus einiger Entfernung wirkten sie wie ein Erwachsener und ein Kind. Es gab zwischen ihnen keine Gemeinsamkeit - wenn man von dem tätowierten Adler absah, den beide auf der Schulter trugen.
    Der kleinere Kämpfer war körperlich unterlegen, aber geschickt und schnell. Er konnte die Absichten des Riesen aus kleinsten Andeutungen erkennen, sprang bei einem plötzlichen Angriff zur Seite und trat dem Gegner direkt unter die Kniescheibe.
    Der Riese geriet ins Stolpern, ließ sich fallen, rollte ab und sprang wieder auf die Beine. Fast knickte er an der verletzten Seite wieder ein, aber mit einem wütenden Schrei richtete er sich dann doch auf.
    Er versuchte einen Faustschlag, erwischte mit seiner Faust nur die Luft und musste den Konter unter die Achsel einstecken. Der Schlag in die Herzgegend ließ den Riesen wanken. Ein Krampf packte ihn. Starr, mit gesenktem Kopf stand er da. Ein Zittern lief über seinen muskulösen Körper.
    Dann begann er sich zu verwandeln. Das lange Haar wuchs in die Breite, bis es als Federn den Kopf und den Nacken bedeckte. Das Gesicht verzog sich, verkrampfte sich unter Schmerzen und Qualen. Ein starker Schnabel wuchs, die Augen veränderten ihre Form und wanderten an die Seiten des Adlerkopfes, der nun auf den Schultern des Mannes saß.
    Der muskulöse Riese mit dem Adlerkopf stieß einen schrillen Schrei aus.
    Dann griff er an, und jetzt schien die Schwerkraft keine Gewalt mehr über ihn zu haben. Mit einem Satz überwand er die Distanz zum Gegner, sprang hoch und ließ sich wieder herabfallen.
    Sein Schnabel hackte dem Gegner eine blutende Wunde in die Schulter.
    Der junge Indianer verbiss sich einen Schmerzensschrei und versuchte, sich zu wehren. Aus der Wunde rann das Blut an seiner Seite herab und tropfte in den Staub.
    Doch der Kampf war schon entschieden.
    Der Verwundete taumelte, stürzte dann und blieb reglos liegen.
    Der Vogelmann trat über den gefallenen Gegner und trieb ihm den Schnabel tief in den Nacken. Die Schnabelspitze traf nur die Erde, denn die Konturen des sterbenden Indianers lösten sich auf, wurden durchscheinend, bis er verschwunden war. Und als er verschwand, stürzte auch der Vogelmann zu Boden und blieb leblos liegen.
    »War es das, was du wolltest?«, heulte Saramango vor Wut. »Ich habe meinen besten Mann verloren! Wir hätten den Bastard durchlöchern und die Gringos verfolgen sollen. Jetzt sind sie verschwunden.«
    »Du verstehst nichts«, antwortete Luiza verachtungsvoll. »Du wirst nervös. Es ist alles so geschehen, wie es geschehen sollte. Ich kann die weiße Frau verfolgen. Sie lässt mich nicht in ihre Gedanken hinein, aber sie trägt eine Sorge in sich, und darum kann ich sie verfolgen. Sie wird uns zum Häuptling führen, ohne es überhaupt zu merken. Ist das nicht köstlich, geliebtes Brüderchen?«
    ***
    Neun Männer trieben den Einbaum gegen die Strömung voran. Sie knieten
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