Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers
Autoren: Austin Osman
Vom Netzwerk:
Kranz grünlich flackernder Lichter.
    Die Wassertropfen verdampften bei der Berührung mit den Flammen und bildeten zischend eine umhüllende Wolke.
    Die langen Haare Luizas wirbelten wie wütende Schlangen um ihren Kopf. Ein langes schwarzes Gewand umhüllte sie bis zu den nackten Füßen. Ihr schönes Gesicht hatte alle Weichheit verloren, es wirkte herb und streng, als würde es sich jeden Moment zur Fratze verzerren. Ihre Augen waren ohne Pupillen, von schimmerndem Weiß, als wären sie Einlegearbeiten aus Perlmutt.
    Luiza strömte eine Macht aus, die unbezwingbar schien.
    Das Amulett, dachte Nicole, ich muss das Amulett rufen.
    Aber Merlins Stern ließ sich nicht rufen. Ihre Hände blieben leer.
    Die Indianer scharten sich um den sterbenden Häuptling. Sie begannen, hektisch Zeichen in den Sand vor der Felsnische zu malen, drängten sich dann zusammen und summten eine langsame Melodie.
    Ihr Halbkreis schien eine magische Wirkung zu haben, denn Luiza hielt inne. Sie schwebte immer noch über dem Boden, aber sie schwankte, als spüre sie Widerstand.
    Robert Tendyke war der Einzige, der eine Waffe zur Verfügung hatte. Er feuerte den schweren Colt, den er bei ihrer Flucht am Gürtel getragen hatte, ab. Die Kugeln stoppten als weiß glühende Meteore, bevor sie Luiza berühren konnten, und fielen zischend in den feuchten Sand.
    Die böse Macht Luizas war wieder stärker, wuchs zu einem kaltem Hauch, der nach jedem Herzen griff, es lähmte und ins Stolpern brachte.
    Nicole fiel zur Seite und konnte nur hilflos zu der schwebenden Gestalt aufschauen.
    Luizas Gesicht verzerrte sich. Sie hob die Arme zu einer Beschwörung. Die Luft begann vor Hitze zu tanzen, schob sich in Wellen auf den schützenden Halbkreis zu. Leise und heiser, aber alles durchdringend, begann Luiza ihre Anrufungen. Es klang mehr wie ein Röcheln, aber die Wirkung der Beschwörung war furchtbar.
    Einer der Männer, mit denen Nicole gekommen war, fasste sich ins Gesicht. Blut strömte aus seiner Nase, dann aus seinen Augen und Ohren. Schließlich quoll blutiger Schweiß aus allen Poren.
    Ich brauche das Amulett dachte Nicole Duval, ich brauche es, sonst ist alles verloren.
    ***
    Durch das Lärmen der Fahrzeuge war der Schrei deutlich zu hören. Er klang wie der Ruf eines großen, raubgierigen Vogels.
    Zamorra und Leo zuckten zusammen und schauten sich an. Sie konnten nicht feststellen, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war. Das machte es nur noch unheimlicher.
    Der Alte öffnete die Augen und hob die Hand.
    »So geschieht es denn«, sagte seine Stimme in Zamorras Kopf. »Beeile dich.«
    Bevor Zamorra es verhindern konnte, griff der Alte nach dem Amulett, das der Dämonenjäger um den Hals trug. Die Kette löste sich sofort, und Merlins Stern glitt bereitwillig in die Hand des Alten.
    »Das kannst du hier sowieso nicht brauchen«, sagte er und schleuderte das Amulett in die Luft.
    Zamorra kam nicht dazu, den Flug zu verfolgen. In diesem Augenblick näherte sich ein Fahrzeug, bohrte seine Stützen in den Aschenboden und fuhr scheppernd die Greifer aus.
    Was mache ich hier eigentlich , dachte der Dämonenjäger verwundert. Der Gedanke kam ihm, als er schon aus dem Wald heraus war und auf das Fahrzeug zurannte.
    Der Boden war weich, bei jedem Schritt versank er bis zu den Knien in heißer Asche. Die Luft schmeckte rau und ätzte die Schleimhäute. Selbst auf der Zunge blieb ein Geschmack von Asche, der sich nicht vertreiben ließ.
    Das Fahrzeug ragte vor ihm auf wie ein Haus. Ein senkrechtes Rohr, an dem auf beiden Seiten Sprossen angeschweißt waren, bot die einzige Möglichkeit, hinauf zur Fahrerkabine zu kommen. Zamorra sprang, verfehlte die unterste Sprosse, musste sich noch einmal von dem weichen Boden abdrücken und erwischte dieses Mal das Rundeisen mit den Fingern. Strampelnd brachte er die zweite Hand an die gegenüberliegende Sprosse, verharrte einen Augenblick lang keuchend und zog sich dann hoch.
    Unter ihm tauchte der Junge auf. Leos Gesicht war von einer dicken, grauen Ascheschicht bedeckt, durch die sich Schweißbäche wie helle Risse zogen.
    Zamorra krallte sich mit einer Hand an eine Sprosse und streckte den Arm aus. Leo sprang, der Professor erwischte ihn am Handgelenk und zog den Jungen hoch.
    Dann kletterten sie nach oben.
    Das gesamte Fahrzeug zitterte und vibrierte. Sie mussten sich an jede Sprosse klammern, als hätten sie einen Presslufthammer in der Faust. Aus Entlüftungsschlitzen fauchte kochende Luft, wirbelte Öl mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher