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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld
Autoren: Volker Krämer
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werden?«
    Zamorra sah auf die Temperaturanzeige im Display des Bordcomputers: 21° Celsius, und Nici fror!
    »Okay«, setzte er an. »Du hast ja Recht, das hier ist nicht die Côte d'Azur, aber wir haben fast schon Oktober, und so arg grässlich finde ich das alles überhaupt nicht. Ich mag diese Landschaft und die hübschen Dörfer und Orte, durch die wir gekommen sind. Die Leute sehen alle freundlich aus. Es mag zwar draußen nicht hochsommerlich sein, aber du kannst nicht ernsthaft frieren, hm?«
    Zum ersten Mal seit Fahrtbeginn lächelte Nicole. »Gut, ich bin heute eine schlimme Nörglerin, gebe ich ja zu. Aber so langsam könnten wir am Ziel sein, finde ich.«
    Der Parapsychologe zeigte mit ausgestrecktem Finger nach vorn. »Dein Wunsch sei mir zwingender Befehl. Siehst du das Ortsschild?«
    Sie waren da.
    Der Rest würde sich auch noch ergeben.
    Nicole fasste Mut - und hielt Ausschau nach einer hübschen Boutique.
    Wenn man schon mal hier war…
    ***
    Taarnfeld - Anno 1702
    Wenige Tage, nachdem die Verwalterin mit Anna gesprochen hatte, war Katrin verschwunden.
    Niemand sprach darüber, niemand fragte nach ihr. Auch Anna nicht. Sie suchte den Blickkontakt zur Verwalterin, hoffte, dass die Frau noch einmal mit ihr redete, doch nichts geschah.
    Wohin hatte der Bauer Katrin bringen lassen? Anna war klar, dass das Verschwinden der Freundin mit deren Schwangerschaft zu tun hatte. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte Anna diese Zusammenhänge ganz einfach nicht begriffen, denn nach wie vor war sie ja fast noch ein Kind, doch die Kinder dieser Zeit wurden schnell erwachsen und alterten ebenso schnell.
    Das Leben zu Beginn dieses Jahrhunderts, von dem der Pfarrer sagte, es sei das 18. seit der Geburt des Herrn Jesu Christi, war nicht einfach. Erst recht nicht hier, auf dem Lande, wo es galt, täglich um das Überleben zu kämpfen.
    Jeden Abend lag Anna voller Angst auf ihrem Strohlager und konnte nicht einschlafen.
    Sie wartete. Wartete auf die schweren Schritte von Stiefeln, wartete auf die fleischigen Hände, die sie hochziehen und wegschleppen würden. Anna wartete auf den Bauern. Doch der kam nicht.
    Noch nicht!
    Es kam jemand anderes zu ihr. Jemand oder etwas, sie wusste es nicht.
    Zunächst glaubte das Mädchen, die Müdigkeit würde ihr ein Schreckgespenst vorgaukeln. Früher hatte ihr die Mutter von Wesen erzählt, die nachts zu Kindern kamen, sie quälten und manchmal sogar töteten.
    Doch er sprach nicht, bewegte sich nicht, tat überhaupt nichts, sondern stand einfach nur da. Es war nur ein Schatten, aber er existierte!
    Irgendwann legte Anna die Angst vor ihm ganz einfach ab. Er wurde ihr stummer Vertrauter, und sie ahnte, dass er es war, der den Bauer von ihr fern hielt, auch wenn sie keine Vorstellung davon hatte, wie das geschehen könnte. Von dem Abend an konnte sie wieder besser schlafen, mehr noch: sie fühlte sich beschützt und sicher.
    Manchmal glaubte sie am nächsten Morgen, er hätte in ihren Träumen zu ihr gesprochen, in denen seine Stimme wie ein freundliches Wispern zu ihr drang. Doch das bildete sie sich sicherlich nur ein, weil sie sich heimlich wünschte, dass überhaupt irgendjemand mit ihr sprach.
    Der Herbst kam, und noch immer wurde Katrins Verschwinden totgeschwiegen. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger. Eines abends kam er nicht mehr und blieb von da an verschwunden.
    Anna spürte die Angst, die wieder in ihr aufstieg.
    Und erneut lag sie in der Nacht wach und lauschte auf das Geräusch von knarrenden Stiefeln…
    ***
    Dann kam der Tag des Erntedankfestes.
    Nach dem Kirchgang begann die große Feier. Alle Dorfbewohner waren da, niemand musste arbeiten. Niemand, außer der Frau des Verwalters, den Mägden, die die Menschen zu bedienen hatten, und den Kindern, die in der Küche helfen und sich nebenbei noch um das Vieh kümmern mussten. Die Verwalterin hatte das Kommando übernommen und führte es mit harter Hand.
    Die Dämmerung brach schon herein. Draußen wurde noch immer kräftig gezecht, und die Arbeit in der Küche ging unvermindert weiter. In einer ruhigen Minute schaute Anna durch das einzige Fenster des großen Raums auf den Festplatz hinaus.
    Da saß er, ein feister Mann mit hochrotem Gesicht und kleinen Schweinsaugen - ihr Herr, der Bauer. Als würde er spüren, dass sie ihn beobachtete, ruckte plötzlich sein schwitzender Kopf herum und seine Augen stierten direkt zum Fenster, hinter dem Anna angsterfüllt kauerte. Erschrocken wirbelte die Kleine herum und
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