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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld
Autoren: Volker Krämer
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heruntergefallen war.
    Beide Teile der Geschichte waren einfach unglaublich! Simon konnte nicht fassen, dass Jelena verschwunden sein sollte. Es gab keinen Grund, zumindest keinen erkennbaren. Sicher, da waren Parallelen zu der Sache mit Tina, doch Brik wollte einfach nicht daran glauben. Jelena würde wieder auftauchen, bestimmt! Und was Hugo da an seiner Hauswand hochklettern gesehen haben wollte, das erinnerte Simon doch sehr an einige der Horrorgeschichten, die ihm seine Leser auftischten, nur um vielleicht einmal in einem seiner Bücher aufzutauchen.
    Der Duschvorhang glitt zur Seite, und ein nackter und pudelnasser Hugo kam hervor.
    Brik reichte ihm das große Badetuch, das er bereitgelegt hatte. »Hör zu, Hugo, wenn Jelena morgen nicht wieder nach Hause kommt, gehen wir zur Polizei. Da gibt es keine Alternative.«
    Breiner nickte.
    »Und heute Nacht«, fuhr Simon fort, »schläfst du hier.«
    Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass besagte Nacht im Grunde schon beinahe vorüber war.
    Hugo war so erschöpft, dass er sofort einschlief, nachdem Brik ihn in seinem Gästezimmer verfrachtet hatte. Brik selbst war nun hellwach und setzte sich wieder an sein Notebook, um vielleicht noch ein paar Zeilen zu schreiben.
    Aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Zum einen musste er an Jelena denken, zum anderen machten ihm die immer heftiger werdenden Kopfschmerzen Sorgen.
    Er wollte es nicht wahrhaben, doch wenn er ehrlich zu sich selber war, dann musste Brik Simon sich eingestehen, dass diese stechenden Schmerzen nur einen Grund haben konnten…
    ***
    Taarnfeld - Anno 1702
    Anna war zwölf Jahre alt, als der Bauer sie von ihren Eltern kaufte.
    Natürlich hatte man das nicht so genannt, man sagte, dass' das Mädchen für eine gewisse Zeit auf dem Hof des reichen Mannes arbeiten und leben sollte. Anna war nicht so dumm, dies zu glauben, denn sie hatte den Beutel mit Goldstücken genau gesehen, den ihr Vater zugesteckt bekommen hatte.
    Ihre Eltern hatten vierzehn Kinder, und ein Esser weniger, der auch noch gutes Geld einbrachte, war eine gute Sache. Die Mutter hatte Anna beim Abschied nicht einmal in den Arm genommen, sondern das Kind ohne jeden Gruß ziehen lassen.
    Anna war ein dünnes und unscheinbares Mädchen. Still und ohne Widerspruch verrichtete sie die schwere Arbeit, die man ihr auf dem Bauernhof zuwies. Den Bauern selber bekam sie kaum zu sehen, denn der kümmerte sich um seine Ländereien, war selten zu Hause. Auf dem Gut gab es noch drei weitere Mädchen, die Annas Schicksal teilten, und eine davon, die zwei Jahre ältere Katrin, wurde zu Annas einziger Freundin.
    Mehr als drei Jahre vergingen mit Arbeit, Hunger und manchmal auch Schlägen vom Gutsverwalter und dessen Frau, die die Kinder beaufsichtigten.
    Dann begann sich der Bauer plötzlich um Anna und Katrin zu kümmern.
    Zunächst war alles ganz harmlos. Er brachte den Mädchen kleine Geschenke mit, sorgte dafür, dass sie mehr zu Essen bekamen und teilte sie selbst zu leichteren Arbeiten ein.
    Anna mochte den fetten, ständig schwitzenden Mann nicht, doch er war ihr Herr, und sie fürchtete sich vor ihm.
    Katrin, inzwischen zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen, bekam als Erste zu spüren, worin der Grund der plötzlichen Erleichterungen in ihrem Leben lag.
    Eines Nachts lag sie nicht wie üblich im Stroh in der alten Scheune, die den Kindern als Schlafstätte diente.
    Und Anna konnte vor Sorge und Angst um ihre Freundin nicht einschlafen…
    ***
    Anna sah Katrin erst am nächsten Morgen auf dem Feld wieder. Es war Erntezeit, und die Mädchen mussten hart arbeiten. Katrin sprach kein einziges Wort, vermied jeden Blickkontakt mit ihrer Freundin. Anna war traurig darüber, denn sie verstand nicht, warum sich Katrin so verhielt, bis sie die blauen Flecke an deren Armen bemerkte. Da war ihr klar, dass in der vergangenen Nacht etwas Schreckliches geschehen sein musste! Anna traute sich nicht, die Freundin zu fragen.
    Aus einiger Entfernung beobachtete die Frau des Gutsverwalters die beiden Mädchen. Ihre Lippen waren zusammengepresst, bildeten nur noch einen schmalen Strich.
    Schon wieder!, dachte sie.
    Er hatte es wieder getan, wie bei ihr, als sie als junges Mädchen hier hatte arbeiten müssen. Ihrem Mann hatte sie nie davon erzählt. Sie schämte sich! Immer wieder hatte der Bauer sich Mädchen geholt, immer und immer wieder! Der Blick der Frau blieb auf Anna hängen. Nicht mehr lange, dann würde er sich auch an der Kleinen vergehen.
    Und
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