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0740 - Das Blutgespenst

0740 - Das Blutgespenst

Titel: 0740 - Das Blutgespenst
Autoren: W.K. Giesa
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Scheinwerferlicht des Rolls-Royce auf. Ein Fiat Panda. Die Heckscheibe war mit einer riesigen Schrift überklebt, die jeden Dieb gleich darauf aufmerksam machte, von welchem teuren Hersteller die Stereoanlage im Fahrzeug stammte. Und vermutlich überstieg der Wert der Beschallungsmaschine den des Fiat um das Mehrfache.
    Ted stoppte. Der Fiat Panda war nicht leer. Jemand saß in dem Wagen, dessen Türen offen standen.
    Der Reporter stieg aus und näherte sich dem Panda. Die darin sitzende Person zuckte zusammen und riss die Tür zu. Da war Ted schon auf der anderen Seite.
    »Regina?«, stieß er hervor. »Signori -na Tagilo? Was machen Sie denn hier?«
    Auf den zweiten Blick sah er, in welchem Zustand sie sich befand. Stiefeletten, Slip, BH und eine zerfetzte Bluse. Der Rock fehlte und mochte irgendwo im Auto oder daneben liegen. Ihr Haar war wirr, und in ihrem Blick zeichnete sich Angst ab.
    »Erkennen Sie mich?«, fragte Ted. »Ich tue Ihnen nichts, Signorina. Sie sind überfallen worden, nicht wahr?«
    »Dieser Scheißkerl«, flüsterte sie. »Er wollte mich vergewaltigen. Er lauerte mir auf. Erst dachte ich, Sie wären es, und dann war es dieser… dieser… Ich lief davon, er kam hinter mir her. Ich… ich will nach Hause!« Sie beugte sich vor und schluchzte auf.
    »Ein Angebertyp mit offenem Hemd und Springmesser?«
    »Ein Messer hat er auch? O Gott.« Regina stieß die Tür wieder auf, stieg aus und warf sie ins Schloss. Dann trat sie heftig dagegen, was den Panda erschütterte, eine Beule in der Tür hervorrief.
    »Ich habe den Burschen gesehen«, sagte Ted und bedauerte jetzt, dass er ihn einfach hatte davonlaufen lassen. Aber wie hätte er von der versuchten Vergewaltigung wissen sollen? Dass dem so war, darauf deutete Reginas Zustand sehr eindeutig hin.
    »Er sprach von einem Monster, dem er begegnet sei«, fuhr Ted fort.
    »Schon bald ist es so weit…«, sagte Regina.
    »Wie bitte?«
    »Das hat das Monster gesagt. Ich glaube, dass es das Monster war. Eine entsetzliche Fratze. Sie war plötzlich da. So wie vorher, in der Pension, als ich diesen Albtraum hatte. Ich habe Angst, Signor Eternale. Ich will hier fort.« Plötzlich zuckte sie zusammen. »Was ist mit meiner Großmutter? Wissen Sie etwas von ihr?«
    »Nein«, log Ted. Damit wollte er Regina jetzt nicht auch noch belasten. Er ahnte, dass sie den ganzen Tag über keine Gelegenheit gefunden hatte, die Großmutter zu besuchen - was wohl auch besser für sie war.
    Dabei sollte es erst einmal bleiben. Die Todesnachricht würde sie noch früh genug erhalten.
    »Ich wollte zu Ihnen, Signor Eternale«, sagte Regina. »Ich wollte noch einmal mit Ihnen reden. Über diese schreckliche Erscheinung, über die Träume, über Tinas Tod…«
    Ted lächelte. »Deshalb sind Sie in die Nacht hinausgelaufen? Ich habe hier in Montecastrilli nicht einmal ein Quartier.«
    »Oh.« Sie zuckte zusammen.
    »Ich bringe Sie zurück zu Ihrer Pension«, schlug Ted vor. »Dort können wir ruhiger reden. Bitte, steigen Sie ein.« Er half ihr in den Rolls-Royce. Er suchte noch nach ihrem Rock, fand ihn schließlich auch. Dann setzte er sich hinters Steuer und fuhr los…
    ***
    Nicole starrte Zamorra an. Sie war fassungslos. Die Innenbeleuchtung des Lancia zeigte ihr genug, um Übelkeit in ihr aufsteigen zu lassen.
    Wieso hatte das Amulett nicht reagiert?
    Was war das für ein diabolischer Spuk, der so überfallartig aus dem Nichts auftauchte? Und: Mitternacht beziehungsweise die Geisterstunde zwischen null und ein Uhr war schon längst vorbei. Der Spuk hatte sich also von seinen bisher bekannten Gepflogenheiten gelöst.
    Nicole konnte nicht glauben, dass Zamorra tot war. Es passte nicht ins bisherige Bild. Das, was Nicole sah, würde gleich verschwinden! Aber dann in der kommenden Nacht…
    »Nein«, flüsterte sie.
    Es musste nicht einmal mehr in der kommenden Nacht passieren. Es konnte jederzeit geschehen, wenn das Blutgespenst sich nicht mehr an die bisherige Gewohnheit hielt. Aber selbst ein Zeitrahmen von knapp 24 Stunden wäre äußerst wenig, um das Geheimnis zu enträtseln und das Phänomen unschädlich zu machen!
    Jetzt blieb wahrscheinlich noch sehr viel weniger Zeit!
    Motorgeräusch erklang. Ein anderes Auto fuhr durch die Nacht, tauchte auf und zog vorbei, ohne den am Straßenrand stehenden Lancia zu beachten.
    Für ein paar Sekunden war Nicole dadurch abgelenkt. Als sie wieder nach Zamorra sah, war alles Blut verschwunden.
    Sie ballte die Fäuste. Sie hatte den Wechsel
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