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0738 - Luzifers furchtbares Erbe

0738 - Luzifers furchtbares Erbe

Titel: 0738 - Luzifers furchtbares Erbe
Autoren: Jason Dark
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und verzweifelt anhörten.
    »Das habe ich nicht gewollt. Ich bin verschwunden, weil ich andere Menschen nicht in Gefahr bringen wollte. Ich konnte ja nicht wissen, daß die Kreaturen die Herrschaft übernommen haben und auch deinen Vater umbrachten.«
    Rita nickte nur.
    Sie mußte furchtbar gelitten haben und war nur ein Schatten ihrer selbst. Nicht nur dünn, sondern regelrecht abgemagert mit bleichen, hohlen Wangen und Augen, die tief in den Höhlen lagen, als wären sie mit Schatten gefüllte Nester. Die Lippen waren ebenfalls so bleich, daß sie von der Haut kaum abstachen. Ihre Teetasse hielt sie mit beiden Händen umklammert. Sie schwebte über dem schwarzen Wollrock, der ihr bis weit über die Waden reichte. Getrunken hatte sie noch nicht. Wahrscheinlich hielt sie die Tasse nur, um die klammen Finger zu wärmen.
    »Daddy ist tot und fast die Hälfte der Bewohner auch. Sie haben sich alle geholt - alle…«
    Ich konnte es ebensowenig fassen wie Suko und Jiri. Während draußen die ersten Schatten der Dämmerung ihr Tuch über den Ort woben, fehlten uns einfach die Worte.
    Die furchtbaren Tatsachen hatten uns mit der Wucht eines Dampfhammers getroffen. Obgleich Suko und ich einiges gewohnt waren, mußten wir das Gehörte erst verdauen.
    Rita lebte, andere nicht mehr. Aber sie steckte tief in einer Trance, wenn sie redete, dann war sie mehr Marionette als Mensch. Ihre Augen hatten keinen Glanz mehr, und sie fing damit an, die Namen der Menschen aufzuzählen, die von den Kreaturen der Finsternis umgebracht worden waren.
    Wir ließen sie in Ruhe. Möglicherweise gehörte das zur Bewältigung dieser schrecklichen Zeit, aber wir wußten auch, daß wir uns mehr um die Gegenwart kümmern mußten. Denn bald würde sie uns entsprechende Fragen beantworten müssen.
    Nach einigen Minuten hatte sie die makabre Liste durch. Sie wollte die Tasse abstellen, schaffte es nicht, und Jiri war ihr dabei behilflich. Im Raum brannte nur eine Lampe. Ansonsten war es düster, denn auch vor dem Fenster hing ein Vorhang. Die Möbel wirkten wie fremde Gestalten, die darauf warteten, ein sonderbares Eigenleben zu entwickeln.
    »Da seht ihr, was ich angerichtet habe!« sagte Jiri unter Tränen. »Verdammt, wäre ich doch nur geblieben!«
    Er bekam keine Antwort. Es hatte keinen Sinn, darüber zu diskutieren, wir mußten einfach vorankommen, und dazu brauchten wir von Rita Informationen, so schlimm das für sie auch sein würde.
    »Können Sie sprechen?« fragte ich.
    Sie schaute mich an. »Ja…«
    »Gut. Ich kann also davon ausgehen, daß diese Kreaturen der Finsternis noch hier sind und den Ort unter ihrer Kontrolle halten.«
    Sie nickte.
    »Wie viele sind es?«
    »Sechs. Und er.«
    »Wer ist er?«
    »Der Götze.«
    »Himmel, der Anführer!« flüsterte Jiri, wobei er einen Schauer bekam.
    Ich ging langsam vor, obwohl mir die Zeit im Nacken saß. »Rita, wir sind vorhin durch Garsdale Head gelaufen und haben einen leeren Ort erlebt. Wir konnten keinen von ihnen entdecken. Wenn sie hier sind, wie Sie gesagt haben, müssen sie sich irgendwo versteckt halten. Ist das so richtig, Rita?«
    »Es stimmt.«
    »Und wo halten sie sich versteckt?«
    »Da wo sie überwintern können, wo sie zu essen haben. Es gibt nur einen Ort, der…«
    »Im Supermarkt«, sagte ich.
    »Ja!«
    O Gott, nur das nicht! Wieder kehrten meine Erinnerungen zurück zu dem apokalyptischen Film, zu der furchtbaren Schlacht zwischen Zombies und Menschen, bei der die Menschen letztendlich die Verlierer gewesen waren.
    Suko hatte gesehen, daß ich bleich geworden war. Teilnahmsvoll klang seine Frage. »Was hast du?«
    Ich erklärte es ihm mit geflüsterten Worten, denn ich brauchte keine Angst zu haben, daß Rita und Jiri mithörten. Die beiden waren mit sich selbst beschäftigt. Jiri hatte sich vor das junge Mädchen gekniet und hielt dessen Hände.
    Suko schluckte, als ich meinen knappen Bericht beendet hatte. »Meinst du wirklich, John?«
    Ich hob die Schultern. »Es braucht nicht so zu laufen, aber es kann so sein.«
    »Möglich, daß auch die Kreaturen den Streifen gesehen und sich nach ihm gerichtet haben.«
    »Es ist alles drin. Ich traue ihnen alles zu. Du darfst nicht vergessen, daß sie ja normalerweise eine menschliche Gestalt haben und die wahre gut verbergen können.«
    »Leider«, flüsterte er. »Deshalb wird es uns auch nie gelingen, sie endgültig zu vernichten.«
    Ich schaute gegen eines der Fenster. Es waren sehr kleine Fenster, die an einer Seite die Wand
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