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0738 - Luzifers furchtbares Erbe

0738 - Luzifers furchtbares Erbe

Titel: 0738 - Luzifers furchtbares Erbe
Autoren: Jason Dark
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des Wohnraums unterbrachen. Sie hatten noch Holzkreuze, die die Scheibe viertelten und sie so im Rahmen hielten. Dahinter lag die Welt wie in einem dunkelgrauen Tuch verborgen. Die Dämmerung hatte sich über das Land und auch über den Ort gelegt. Sogar Rita war dies aufgefallen, denn sie setzte sich plötzlich so schnell und so starr hin, daß selbst Jiri erschrak.
    »Was hast du?«
    Sie schaute zum Fenster und hauchte, während sie kaum die Lippen bewegte, die Hände aber in das Leder der Sessellehne krallte. »Es… es wird dunkel, dann kommen sie. Das ist ihre Zeit.«
    Jiri drehte den Kopf zu uns. »Habt ihr gehört?« fragte er laut. »Habt ihr es gehört?«
    »Ja, ja«, sagte Suko. Seine Frage galt der jungen Frau. »Wohin gehen sie denn?«
    »Sie verlassen das Geschäft.«
    »Und dann?«
    »Gehen sie durch den Ort.« Rita redete wie ein Automat, in dem eine Schallplatte steckt und sich dreht.
    »Was tun sie da?«
    »Sie suchen. Ja, sie suchen nach Menschen. Sie wollen Fleisch, sie wollen uns. Meinen Vater haben sie schon geholt. Ich aber lebe noch. Niemand weiß, wen sie sich als nächsten aussuchen. Sie nennen es die Überraschung, und sie machen erst Schluß, wenn es keinen mehr von uns gibt. Dann können sie den Ort einnehmen und endlich eine Zentrale errichten. Davon haben sie gesprochen.«
    »War es der Götze?«
    »Auch er.«
    Suko wollte noch wissen, ob sie auch vor den Kindern nicht haltmachten, aber Rita gab keine Antwort mehr. Wahrscheinlich war ihr das Thema zu schlimm. Sie drehte den Kopf dem Fenster entgegen, als würden die Kreaturen der Finsternis dort jeden Moment erscheinen und sich durch das Fenster auf sie stürzen.
    »Keiner weiß, wann er an der Reihe ist«, hauchte sie und schauderte dabei zusammen. »Es kann jeden treffen, in jeder Sekunde und auch blitzschnell. Die Chancen schrumpfen immer weiter zusammen. Sie haben schon die Hälfte der Bewohner geholt, glaube ich. Sie… sie töten sie. Einfach so, nur weil sie sich an ihrem Leiden erfreuen wollen. Sie sind eben so. Geschöpfe der Finsternis, Kreaturen des Satans, Luzifers letzte Riege oder seine Rache gegen uns Menschen, denn schon einmal hat er verloren. Das will er nicht wieder hinnehmen.« Rita strich über Jiris Kopf. »Hast du gehört? Ich bin zu einer Philosophin geworden. Ich habe es mir angewöhnt, sogar über den Tod nachzudenken, der mich irgendwann erwischt. Dann werde ich nicht wie ein normaler Mensch im Bett sterben, sondern durch Gewalt umkommen.«
    Jiri schluckte. Er hockte noch immer vor ihr. Plötzlich sprang er in die Höhe. Er holte Luft, blieb mit zu Fäusten geballten Händen auf dem Fleck stehen. »Wir müssen etwas tun!« keuchte er. »Verdammt noch mal, wir können das doch nicht so hinnehmen.«
    »Werden wir auch nicht!« sagte ich. »Wir müssen ihnen einfach zuvorkommen.«
    Jiri faßte sich an den Kopf, als er nachdachte. »Zuvorkommen«, wiederholte er murmelnd. »Verdammt noch mal, zuvorkommen. Da kann ich doch nur lachen. Es gibt nichts zum Zuvorkommen. Sie sind immer schneller. Sie sind immer besser. Sie haben hier ihr grausames Werk schon fast vollendet. Wir sind zu spät gekommen, viel zu spät. Können Sie sich denken, was das für mich heißt? Daß ich verloren habe, daß ich nicht mehr an mich glaube. Daß ich mich…«
    »Jiri!« Ich ging auf ihn zu, packte ihn an den Schultern, doch er schlug meine Hand weg.
    »Nein, Sinclair! Gehen Sie, gehen Sie hin und nehmen Sie Messer, Äxte und Hämmer. Schlagen Sie die Brut zusammen, zertrümmern Sie die Bestien! Ich kann es Ihnen vormachen! Ich habe es gelernt, und das Mädchen dort war mein Zeuge. Es ist alles grauenhaft. Wissen Sie, wer wir sind, Sinclair? Wir sind die Verlierer, die ewigen Zweiten, die Zuspätkommer. Das und nichts anderes sind wir.«
    »Da mögen Sie recht haben.«
    »Ich habe recht!«
    »Es hat trotzdem keinen Sinn, die Nerven zu verlieren, Jiri. Das einzige, was uns jetzt helfen kann, ist, die Ruhe zu bewahren. Nur nicht in Panik verfallen, denn auf so etwas warten sie. Das brauche ich Ihnen doch nicht zu erzählen.«
    »Vielleicht, John, vielleicht.« Er deutete auf Rita Thornball. »Diesmal verlasse ich sie nicht, das kann ich euch sagen. Diesmal bleibe ich bei ihr, und die Kreaturen werden es nicht schaffen, sie zu holen. Nur über meine Leiche.«
    »So denken wir auch«, sagte Suko.
    Es klopfte an der Haustür.
    Einmal, zweimal…
    Sehr dumpf und hallend. Dann erklang die Klingel. Ein schrilles Läuten wehte durch das
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