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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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schlimm fand.
    Sie hätte es noch schärfer und härter getrieben. Wäre bis zum letzten gegangen. Hier auf der Tanzfläche und vor aller Augen.
    Dann brach sie zusammen.
    Es war ein gekonnter bewußter und gezielter Zusammenbruch, begleitet von den Beifallsstürmen der anderen Gäste. Die Hände ihrer Tänzer zogen sie wieder in die Höhe, hielten sie auf den Beinen und schleppten die Schweratmende in Richtung Bar.
    Man machte einen Sitz für sie frei, auf dem sie niedersank. Was man ihr zu trinken gab, wußte sie nicht, sie hatte nur das Gefühl, mit jedem neuen Schluck einen Teil des Feuers in sich zu löschen.
    Man gratulierte ihr, man sprach sie an, jeder wollte etwas von ihr wissen, doch die beiden Tänzer hielten ihr die anderen Gäste vom Leib. Anne fühlte sich irre.
    Sie lachte viel, sie bewegte sich mal tranceartig, dann wieder hektisch und rückte mit dem Vorschlag heraus, in die Wohnung zu gehen.
    »Beide?« fragte der Travolta-Typ.
    »Klar.«
    Er grinste mit dicken Lippen. »Schaffst du es denn mit uns zwei, Süße? Wir sind gut.«
    »Ich bin besser.«
    »Was zu beweisen wäre.«
    »Werde ich. Außerdem ist da noch eine Freundin.«
    »Ist sie so heiß wie du?«
    »Noch heißer.«
    Der Travolta-Verschnitt wollte, der andere nicht. »Ich kann nicht mit«, sagte er.
    Anne Wilde lachte grell. »Nichts drauf, wie?«
    »Hast du eine Ahnung.«
    »Dann komm mit.«
    Er blieb hart. »Bin verabredet.« Er tätschelte ihre Wange. »War stark mit dir, echt stark.«
    »Halt’s Maul, du Angeber.«
    »He, was soll das?« Er rutschte vom Hocker. »Es gibt auch noch andere Tage.«
    »Nicht mit dir.« Anne drehte sich nach links, wo der Travolta-Typ auf Körpernähe mit ihr stand und einen Drink kippte.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    Er setzte das Glas ab. »Nenn mich Ricky.«
    »Scharfer Name, paßt zu dir.«
    Seine Augen fingen an zu leuchten, während er die linke Hand unter ihre Jacke schob und damit begann, ihre Brust zu streicheln.
    »Hauen wir ab, Süße? Ich platze sonst.«
    »Kannst du haben.« Er zahlte die Zeche.
    Arm in Arm gingen sie in Richtung Ausgang, noch immer von Beifall umrauscht.
    »Das war ein Tanz«, stöhnte er.
    »Irre, nicht?«
    »Und wie.«
    Draußen umfing sie die kalte Luft. Dunst kroch über das Pflaster, als wären Geister befreit worden. Beide fröstelten, denn beide waren noch naßgeschwitzt. Das Pflaster glänzte matt. Irgendwo lagen noch ein paar Pfützen. In ihnen spiegelte sich das Licht der Laternen. Es war eine einsame Gegend, obwohl die Reihen der hohen Häuser nicht zu weit entfernt lagen. Ohne den Dunst wären sie klar zu sehen gewesen. Jetzt konnte man sie nur mehr ahnen, weil innerhalb der Schwaden vereinzelte Lichter schwammen wie ferne Laternen auf einem riesigen Geisterschiff.
    Sie gingen nach links.
    »Wie weit wohnst du weg?«
    »Keine zehn Minuten.«
    »In den hohen Buden?«
    »Klar.«
    »Ich auch.«
    Anne lachte und warf dabei ihren Kopf zurück. »Dann haben wir uns noch nicht getroffen?«
    Ricky verzog das Gesicht. »Kein Wunder bei den vielen Menschen, die man dort eingepfercht hat.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Die Abkürzung kennst du auch?« fragte er und blieb einfach stehen. Dabei drehte er sich nach links und zog Anne Wilde mit.
    »Nein.«
    »Ich zeige sie dir.«
    Sie drückten sich hinter eine Plakatwand, wo ein leeres Grundstück begann. Irgendwann würde auch hier gebaut werden. Noch baute sich auf der Fläche das Unkraut auf wie ein großer Wall von unterschiedlicher Höhe, dessen Spitzen sich im Wind bewegten.
    Die Abkürzung war ein schmaler Pfad, den man kennen mußte, um ihn zu finden. Ricky kannte ihn, und er geleitete seine neue Flamme durch die Natur.
    »Hier habe ich zum erstenmal gebumst.«
    »Wie schön für dich. War es Sommer?«
    »Nee, Herbst, aber warm.« Er lachte. »Wann hast du es zum erstenmal getrieben?«
    »Nicht auf dem Acker.«
    »Klar, im Bett, wie?«
    »Im Auto.«
    »Ist auch nicht neu.«
    »Aber gemütlicher.«
    »Stimmt.«
    Die Hochhäuser lagen rechts von ihnen. Durch den dünnen Dunst schimmerten die Lichter, wie helle Schwämme, die durch Flüssigkeit aufgedunsen waren.
    Sie mußten aufpassen, denn der Boden war ziemlich uneben. Zudem hatten sich einige Umweltverschmutzer das Gelände als wilde Müllkippe ausgesucht. Was da alles herumlag, spottete jeder Beschreibung. Berge, die widerlich stanken. Ein Abfallgemisch, über das man nur die Nase rümpfen konnte. Auch ein Platz für Ratten, und Ricky konnte es nicht lassen, er
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