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0735 - Die Teleporter

0735 - Die Teleporter

Titel: 0735 - Die Teleporter
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich wollte er mich anschauen. Die Augen wirkten dabei seltsam verdreht und erinnerten an Glaskugeln. Er sagte nichts.
    Aber er atmete.
    Der Mund stand etwas offen. Durch den Spalt zischten die Laute, und Speichelbläschen zerplatzten vor und auf seinen Lippen, wo sie als dünne Schicht blieben.
    »Drusow…«
    Er hatte mich gehört, denn er zuckte zusammen. Unter großen Mühen bewegte er sich.
    »Es ist vorbei, Drusow!«
    Er hustete Speichel und Schleim, jetzt etwas rot gefärbt. Ein Geschoß mußte die Lunge getroffen haben.
    »Wer hat dich finanziert, Drusow? Für wen hast du das getan? Es muß jemand geben.«
    Er grinste.
    »Sag es! Sei wenigstens einmal noch menschlich, verdammt noch mal! Oder willst du alles auf deine Kappe nehmen, zum Teufel? Willst du für deine Hintermänner sterben, die sich die Hände reiben, wenn du ausgeschaltet bist und wir denen dann nichts beweisen können? Denk darüber nach, aber tu es schnell, denn du hast nicht mehr viel Zeit.«
    Er nickte.
    Nein, es war kein Nicken, es hatte nur so ausgesehen. Es war bei ihm das letzte Zucken, gewissermaßen das allerletzte Lebenszeichen, das noch in ihm steckte.
    Ein Kinn war so gut wie nicht zu sehen. Beinahe sah es so aus, als würde er im nächsten Moment abfallen, aber er konnte sich noch halten.
    Ein allerletztes Zittern?
    Es sah so aus, als hätte er einen Anstoß bekommen. Dann erschlaffte der Körper.
    Ich bückte mich und legte die freie Hand unter seinen Kopf. Die Haut fühlte sich glatt wie Stein an, aber auch weich. Beides zusammen war für mich widerlich.
    Auf eine gewisse Art und Weise hatte er schon als Lebender ausgesehen wie ein Toter. Jetzt sah er noch schlimmer aus. Der Kopf, die Augen, die kleine, leicht wulstige Nase, alles wirkte so künstlich, so verlassen und vernichtet.
    Aus und vorbei…
    Ich ließ den Kopf los. Er sackte wieder nach unten. Hinter mir bewegte sich Suko. Als ich mich umdrehte, stand er beinahe vor mir. Seinem Gesicht sah ich an, was er vorhatte - wahrscheinlich wollte er mich umarmen -, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Was hast du?«
    »Nein, Suko, das ist nicht der richtige Augenblick. Es gibt Drusow nicht mehr, aber er hat sein Erbe hinterlassen. Nicht nur Hugo Westlake und Susan Carter, sondern auch andere. Mark Olson, zum Beispiel, und die armen Menschen aus den indischen Slums. Sie werden bis zu ihrem Tod so existieren müssen, als Erinnerung an eine Bestie, der nichts, aber auch gar nichts heilig gewesen ist.«
    Suko hatte bei meinen Worten eine Gänsehaut bekommen. »Verdammt, das ist ja grauenhaft.«
    »Ja. Und vielleicht noch schlimmer.«
    »Wir werden sie dann irgendwo unterbringen müssen, nehme ich an.«
    Ich nickte.
    Suko atmete tief ein. »Deinen Worten habe ich sehr genau zugehört, John, denn da ist noch etwas. Du hast von Hintermännern gesprochen. Ich denke ebenfalls so und kann mir vorstellen, daß dies alles hier der Geheimdienst finanziert hat. Ich glaube nicht einmal an einen fremden, es könnten unsere Leute dahinterstecken. Ich habe auch schon mit Sir James darüber gesprochen, und er steht meiner Theorie nicht mehr negativ gegenüber. Er hält sie für denkbar.«
    »Ich auch.«
    »Gut, John, dann werde ich mich mal hier umschauen. Sir James wird mich schon vermissen. Sein Gesicht möchte ich sehen, wenn er den Wagen öffnet und sieht, daß ich nicht mehr da bin.«
    »Welchen Wagen?«
    »Das erzähle ich dir später.«
    Suko wollte gehen und nach einem Telefon suchen. Auch ich hatte mich wieder etwas entspannt, doch es kam wieder einmal anders. Selbst im Tod bereitete uns dieser Drusow noch eine grausame Überraschung.
    Genau dort, wo er sitzend gestorben war, hörten wir die Musik. Da schien abermals die Knochenflöte zu ertönen, und beide spannten wir uns, als wären wir Sehnen.
    Ich drehte mich zuerst.
    Himmel, er war tot, aber er lebte trotzdem und war dabei, sich zu verändern…
    ***
    »Gütiger Himmel!« flüsterte Suko nur. Zu mehr war er nicht fähig. Ich bekam überhaupt keinen Ton heraus. Was uns da präsentiert wurde, durfte einfach nicht wahr sein.
    Der unförmige Körper bewegte sich. Nicht daß er dabei von der Stelle gerutscht wäre, nein diese Bewegungen entstanden in seinem Innern und wurden von den pfeifenden Klängen dieser widerlichen und nervenzerfetzenden Musik begleitet.
    Es waren die Klänge der Hölle, dirigiert aus dem Totenreich, und Drusow, der Teleporter, war nicht mehr in der Lage, den letzten Akt seines Schicksals zu
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