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0733 - Die Silbermond-Bestie

0733 - Die Silbermond-Bestie

Titel: 0733 - Die Silbermond-Bestie
Autoren: W.K. Giesa
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andere Welten zu besuchen. Er hatte hier genug zu tun, und er konnte sich kaum vorstellen, dass es bessere Welten gab, auf denen die Sauroiden jemals würden leben können. Wo es bewohnbare Welten gab, gab es für gewöhnlich auch bereits Bewohner. Somit waren Konflikte vorprogrammiert. Der Silbermond aber war von seinen Bewohnern verlassen worden.
    Nur wenn sie zurückkehrten, konnte es kritisch werden. Einen Vorgeschmack darauf hatten die Sauroiden schon einmal erlebt. Und es gab neben den wenigen, die an ein Nebeneinander mit entsprechenden Kompromissen dachten, auch viele, die an einer endgültigen Rückkehr der Druidenseelen in die Welt der Lebenden nicht sonderlich interessiert waren.
    Jemand würde eine Entscheidung treffen müssen.
    Sie konnte nicht richtig sein. Es gab in diesem Fall nur falsche Entscheidungen, ganz gleich, welche von ihnen getroffen wurde. Und der Tempelherr war alles andere als froh darüber, dass ausgerechnet er es sein würde, der diese Entscheidung zu treffen hatte.
    Er war der oberste Priester der Kälte.
    Ihm unterstand praktisch alles. Forschung und Lehre ebenso wie Religion. Auch um die allgemeine Verwaltung kümmerten sich Kältepriester.
    Nur Reek Norrs Ordnungshüter waren eine ganz eigene Truppe. Sie kümmerten sich nicht um die Anweisungen, die aus dem Tempel kamen.
    Sie hatten einen Kodex aus Gesetzen und moralisch-ethischen Vorstellungen, der für Gerechtigkeit sorgte. Aber was war schon Gerechtigkeit im Vergleich zu Macht?
    Religion ist Macht, dachte Rakko. Jeder will an etwas glauben, und die Religion gibt es ihm. Jeder will die Verantwortung für sich selbst abschieben, und die Religion nimmt sie ihm.
    Es gab auch viele, die behaupteten: Wissen ist Macht.
    Auch sie hatten Recht.
    Und der Kult der Kälte verband Religion mit Wissen, auf eine Weise, die im Multiversum scheinbar einmalig war.
    Auf seinen Meditationsreisen, getragen von den Schwingen des Geistes, körperlos schauend und lernend in der Vielzahl fremder Welten, hatte Rakko nie etwas Vergleichbares gesehen. Und er hatte seinen Geist oft auf Reisen geschickt, sehr oft. Denn wenn Wissen Macht bedeutete, wollte er so viel Wissen wie möglich in sich aufnehmen. Er hatte schon jetzt, obgleich er noch nicht einmal ein Drittel seiner voraussichtlichen Lebensspanne hinter sich gebracht hatte, mehr gesehen als seine Vorgänger im hohen Alter.
    Und gerade deshalb scheute er die Entscheidung, die er bald fällen musste.
    Die Untersuchung des Monsterbaums würde ihm dabei kaum helfen.
    Warum traf es nicht meinen Vorgänger?, fragte er sich. Warum mich?
    Gern hätte er die Verantwortung von sich geschoben.
    Aber in seinem Fall ging das nicht. Er konnte sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen, dass der Glaube ihm half, dass die Religion bestimmte.
    Denn er bestimmte die Religion. Er war der oberste Priester, er stand an der Spitze der Machtpyramide.
    Andere mochten an Götter glauben.
    Er wusste, dass es diese Götter nicht gab.
    Er selbst war der Gott!
    Und so sehr er die Macht liebte - danach hatte er sich niemals gedrängt.
    Als er Adept und später Priester wurde, als er sich rasch emporarbeitete in der Tempelhierarchie, damals noch in der im Chaos der Entropie zerfallenden Echsenwelt, als Orrac Gatnor von den Sümpfen Oberpriester war und mit radikalsten und blutigsten Mitteln nach einem Weg suchte, sein Volk zu retten und dabei einen regelrechten Krieg gegen Reek Norr und seine Polizisten führte - damals hatte er noch geglaubt. Aber jetzt wusste er, dass dieser Glaube nur ein künstliches Gebilde war. Es gab nichts mehr, was noch über ihm stand. Er stand über dem Glauben. Über der Religion.
    Und er musste über Wohl und Wehe entscheiden und konnte die Verantwortung an niemand anderen und nichts anderes abschieben.
    Manchmal hatte er davor Angst.
    ***
    Das Schmetterlingsmädchen suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Ihr Versuch, durch die Schwerkraftmanipulation die Felswände einzureißen, hatte auch die wenigen Lichtspender zerstört, und nur durch ihr anderes Sehen war sie überhaupt noch in der Lage, etwas von ihrer Umgebung zu erkennen.
    Wie mit Katzenaugen…
    Die Monsterbäume schrien in ihren Gedanken nicht mehr. Das, was in ihnen gelebt hatte, war endgültig verloschen. Das machte T'Carra zu schaffen. Sie war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber sie musste denken können, wenn sie dieser Todesfälle entkommen wollte, zu der ihr Gefängnis geworden war.
    Wenn sie sich bewegte, wirbelte
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