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0727 - Jagd nach dem Leben

0727 - Jagd nach dem Leben

Titel: 0727 - Jagd nach dem Leben
Autoren: W.K. Giesa
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als zitternde, faltenreiche Greisin am Stock gehen oder im Rollstuhl sitzen, während du in voller jugendlicher Schönheit im Grab lägest… Nein, Nicole, mein Neid hält sich wirklich in Grenzen.«
    »Es sagt ja keiner, dass du deine Seele dafür verkauft hättest«, mischte Zamorra sich ein. »Aber der Vorgang findet nun mal statt. Wir müssen so viel wie möglich darüber wissen. Gibt es noch eine andere Möglichkeit, als dass Cayman Jones die Schuld daran trägt? Vielleicht etwas, das parallel dazu passierte. Oder etwas, das auch mit den Träumen nichts zu tun hat, sondern vielleicht tatsächlich erst viel später einsetzte - vor einem halben Jahr vielleicht…«
    »Ich hatte genug Zeit, darüber nachzudenken«, sagte April.
    »Vielleicht hast du es vergessen, so wie du dich nicht daran erinnern kannst, dass du dieses verschwundene Bild zu uns brachtest.«
    »He!«, protestierte April. »So senil bin ich nun auch noch nicht! Das sind zwei verschiedene Dinge!«
    »Schön. Trotzdem solltest du versuchen, auch die kleinste Möglichkeit in Betracht zu ziehen.«
    »Ich könnte dir dabei helfen«, schlug Zamorra vor. »Unter Hypnose erinnerst du dich vielleicht tatsächlich an Dinge, die dir bereits entfallen sind - oder die dir nicht als wichtig erschienen. April, wir dürfen nichts außer Acht lassen. Dieser Verjüngungsprozess muss gestoppt werden, egal wie.«
    »Notfalls, indem ich mich erschieße«, seufzte sie und nahm einen Schluck Wasser. »Dann gehts auf keinen Fall damit weiter.«
    »Denk nicht mal an den Blödsinn«, sagte Nicole.
    »Es ist schon verrückt«, sagte Zamorra. »Dass ein Schwarzmagier einen anderen Menschen mit einem Alterungszauber belegt, um ihn früher ins Grab zu bringen, kennen wir ja schon. Aber eine Verjüngung - das passt in absolut kein Schema.«
    »Wann fangen wir an?«, wollte April wissen. Sie gähnte ausgiebig.
    »Du bist müde, nicht?«, fragte Nicole.
    »Mir fehlt Schlaf. Seit Wochen.«
    »Sieht man dir allerdings nicht an.«
    »Wenn ich noch so aussähe wie vor einem Vierteljahr, würde man es mir ansehen. Ich weiß, dass nur der Schlaf mich retten kann, aber ich ertrage die Albträume nicht. Deshalb schlafe ich zu wenig.«
    »Und die Spirale dreht sich weiter«, sagte Nicole. »Trotzdem - versuche es. Du solltest wenigstens etwas ausgeruhter und entspannter sein, wenn Zamorra dich in Trance versetzt, um in deiner Erinnerung zu kramen.«
    »Verdammt, ich will, dass es aufhört«, sagte April. Sie setzte das leere Wasserglas hart auf die polierte Thekenplatte, wandte sich ab und verließ den Raum. Das noch halb volle Whiskyglas ließ sie einfach stehen.
    ***
    Nicole wartete vor der Schlafzimmertür, als April aus dem Bad kam. »Soll ich heute Nacht bei dir bleiben?«, fragte sie leise. »Zamorra wird auch ein paar Stunden ohne mich überleben, aber vielleicht brauchst du einfach nur jemanden, der bei dir ist.«
    Die dunkelhaarige April sah an Nicole vorbei, überlegte. Dann nickte sie langsam. »Vielleicht ist es besser so«, murmelte sie. »Es ist Platz genug.«
    »Weiß ich«, lächelte Nicole. Sie kannte Aprils Schlafzimmer von früher her, wenn sie gemeinsam irgendwelche scharfen Klamotten für die nächste Party anprobiert und ausgetauscht hatten. »Ich sage ihm nur eben Bescheid.«
    April legte ihr die Hand auf die Schulter. »Danke«, sagte sie und verschwand im Zimmer.
    Nicole kehrte zu Zamorra zurück.
    »Gute Idee«, stellte der fest. »Und -vielleicht redet sie ja im Schlaf, oder so…«
    »Oder denkt etwas lauter als sonst«, sagte Nicole. »Keine Sorge - ich werde nicht nur dekorativ herumliegen und schlafen, sondern mich ein wenig um April kümmern. Ich bin schließlich noch nicht müde.«
    Zamorra und sie waren eher nachtaktiv und nutzten dafür den Vormittag zum Ausschlafen. Das kam ihnen hier vielleicht zugute.
    »Noch etwas«, sagte Nicole. »Cayman Jones - kannst du dir vorstellen, dass er tatsächlich noch lebt?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Zamorra. »Auch wenn sein Leichnam damals verschwand. Leute wie Rob Tendyke sind etwas Einmaliges. Jones war sicher kein Unsterblicher.«
    »Aber er hat es überlebt, dass Munro ihn mit einer Kugel niederstreckte.«
    »Zu schade, dass wir das mit der Zeitschau nicht überprüfen können«, bedauerte Zamorra.
    Nicole verabschiedete sich mit einem heißen Kuss von ihm und verschwand. Der Dämonenjäger betrachtete Aprils Whiskyglas, dann beschloss er, den guten Stoff nicht den Göttern zu schenken und nahm einen
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