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0727 - Jagd nach dem Leben

0727 - Jagd nach dem Leben

Titel: 0727 - Jagd nach dem Leben
Autoren: W.K. Giesa
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Fliege zu erschlagen.
    Nicole fing ihre Hand ab. »Nicht!«, warnte sie. »Du könntest denn Fluch dabei wieder zu dir zurückholen!«
    »Ich hatte letzte Nacht ein wenig Zeit, darüber nachzudenken«, sagte Zamorra. »Der Zauber hat etwas mit Aggression zu tun. Er sollte Jones die Möglichkeit geben, zu überleben, indem er seinen Körper in einen Zustand vor seinem gewaltsamen Tod zurückversetzte. Es war auch ein aggressiver Akt, als bei eurem Kampf der Zauber auf dich überging, April. Und es war auch ein Akt der Feindseligkeit, der Abneigung, als Nicole dich die Fliege berühren ließ. Du hättest sie lieber totgeschlagen, nicht wahr?«
    »Ja. Und?«
    »Dadurch ist der Zauber auf das Insekt übergegangen.«
    »Und das soll ich glauben?«
    »Schau dir das liebe Tierchen doch an!«
    Es veränderte sich in der Tat rapide - analog zu seiner Lebensdauer, die weit geringer war als die eines Menschen.
    Nur eine Viertelstunde später war sie verschwunden. Zur Larve geworden, dann zum Ei, und - aus.
    Zamorra grinste.
    »Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert…«
    ***
    »Wie bist du darauf gekommen?«, fragte Nicole später.
    »Ich habe die ganze Zeit überlegt, was Vassago mir sagen wollte«, sagte Zamorra. »Da war eine Bemerkung, aber erst als ich diese Schonfliege sah, wurde mir klar, was er meinte, als er sagte: Nichts als das Ende einer biologischen Existenz kann die Magie noch beenden. Stirbt das Wesen, das diesen Verjüngungszauber in sich trägt, endet auch der Zauber für alle Zeiten. Es konnte jede beliebige andere Existenz sein - eben auch diese Fliege. Das Problem war nur noch, den Verjüngungszauber auf das Insekt zu übertragen.«
    »Genial«, gestand April.
    »Schön, dass du das auch endlich erkennst«, sagte Zamorra.
    »Ab sofort liebe ich Fliegen«, log April. »Ich werde dieser speziellen ein Denkmal errichten lassen.«
    Zamorra schmunzelte. »Es gab sogar mal eine Fliege, die ihr Leben der Literatur geopfert hat.«
    »Wie bitte?«
    »Vor gut 20 Jahren hatte ich mal ein nettes Gespräch mit dem deutschen Schriftsteller Hanns Kneifel«, erzählte Zamorra. »Damals war an Computer noch nicht zu denken, fast jeder arbeitete noch mit den alten Typenhebel-Schreibmaschinen. Meister Kneifei natürlich auch. Irgendwie hat sich mal eine Fliege in sein Appartement in einem Hochhaus in München verirrt, in einer luftigen Höhe, die Fliegen normalerweise überhaupt nicht mehr erreichen. Natürlich hatte das Viech nichts besseres zu tun als sich während Kneifeis Arbeit genau auf die Typengabel zu setzen, während er eifrig tippte. Was zur Folge hatte, dass das Insekt beim nächsten Anschlag demselben zum Opfer fiel und per Typenhebel mitten ins Romanmanuskript gematscht wurde. Jeder andere Schriftsteller hätte sich geärgert und das Blatt Papier weggeschmissen. Nicht aber Hanns Kneifei. Er zog das Blatt aus der Schreibmaschine, hängte es zum Trocknen auf und spannte es anschließend wieder ein, um danach sorgsam um das Objekt der Begierde herum weiterzuschreiben und dieses Blatt mit der getrockneten Matschfliege zum Verlag zu tragen.«
    »Gut, dass er keine Kugelkopfmaschine hatte«, seufzte Nicole. »Wenn ich mir vorstelle, dass der rotierende Kopf das arme Tierchen wohl nicht nur auf dem Papier, sondern gleich im ganzen Büro verteilt hätte…«
    April Hedgeson schüttelte sich. Drohend sah sie ihre beiden Freunde an. »Ab sofort gilt: Wer hier noch mal was von Fliegen erzählt, der fliegt!«
    Zamorra seufzte. »Na gut, wir wollten ohnehin wieder nach Hause - wann geht unser Flieger?«
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 725 »Das Krakenmonster«
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 678 »Flucht aus der Ewigkeit«
    [3] Siehe Professor Zamorra Nr. 666 »666 - Die Zahl des Tiers«, und folgende
    [4] Siehe Professor Zamorra Nr. 724 »Vampirträume«
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