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0725 - Das Krakenmonster

0725 - Das Krakenmonster

Titel: 0725 - Das Krakenmonster
Autoren: W.K. Giesa
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fragte April stirnrunzelnd. »Gibt es eigentlich irgendeinen Dialekt, den du nicht drauf hast?«
    Zamorra dachte an seine Chinesisch-Kenntnisse, von denen er immer noch nicht sagen konnte, woher er sie besaß. Irgendwie musste das auch mit seiner scheinbaren Vergangenheit im Reich Kuang-shis zu tun haben…
    »Ich bin weit herumgekommen«, sagte er. »Da lernt man so einiges. Vielleicht habe ich vieles auch bei Zeitreisen gelernt, von denen ich selbst noch nichts weiß, weil die erst in meiner Zukunft stattfinden - aber das Wissen mag trotzdem schon in mir verankert sein.«
    »Sheldrakes Theorie von den morphogenetischen Feldern, wie?« April schüttelte den Kopf.
    »Zamorras Theorie von der infiniten Homogenität des Omniversum«, erwiderte der Parapsychologe trocken.
    »Was ist das denn für ein Tier?«, staunte sie. »Kann man das essen?«
    »Kaum…«
    »Aber hoffentlich weißt du selbst dann wenigstens, wie man das schreibt« Die Engländerin grinste. »Schauen wir mal, was Ibrahim macht.«
    Ran Munro trat vor die Tür der Ziegelhütte und klopfte an. Der Fischer öffnete. Er zeigte sich sehr reserviert. Captain Munro und April Hedgeson gegenüber war er dankbar, weil sie ihm das Leben gerettet hatten, aber Zamorra und Nicole kannte er nicht und blieb entsprechend zurückhaltend.
    »Darf ich Ihren Bruder Said sehen?«, fragte Zamorra.
    »Warum?«
    »Vielleicht kann ich ihm helfen, vielleicht auch nicht. Aber das weiß ich erst, wenn ich ihn gesehen und mit ihm gesprochen habe.«
    »Mit Said kann niemand sprechen, weil er mit niemandem mehr spricht. Er ist tot. Ein lebender Toter.«
    »Erlauben Sie es mir dennoch -bitte, Vater Ibrahim!«, bat Zamorra.
    Durch die höfliche Anrede in seiner eigenen Sprache freundlicher gestimmt, stimmte Ibrahim zu und führte Zamorra in die benachbarte Behausung. Die anderen hatten draußen zu bleiben. Zamorra zog seine Schuhe aus und betrat die kleine Wellblechhütte, verneigte sich vor der Frau des Hauses, während Ibrahim einen Redeschwall von sich gab, von dem Zamorra weniger als die Hälfte verstand, weil der Mann zu schnell redete. Die Frau nickte. Ibrahim fasste Zamorra am Arm und zog ihn mit sich ein einen düsteren Raum, in dem ein Mann auf einem Stuhl saß und ins Nichts starrte.
    »Salaam alejkum, Said«, grüßte Zamorra.
    Said reagierte nicht. Er nahm die Anwesenheit seiner beiden Besucher nicht zur Kenntnis.
    »Ich möchte allein mit Said sein«, sagte Zamorra.
    »Nein!«, widersprach Ibrahim.
    »Dann bitte ich Sie, sich über nichts zu wundern und nichts zu tun, um mich an etwas zu hindern«, sagte Zamorra. »Ich versichere Ihnen, dass ich nichts tun werde, was Ihrem Bruder schadet. Ich schwöre es bei Gott und dem Propheten.«
    »Tun Sie, was Sie tun müssen«, sagte Ibrahim. Seine Hand lag auf dem Griff des Dolches, der mit reich verzierter Scheide in seinem Gürtel steckte.
    Zamorra setzte sich Said gegenüber, betrachtete die toten Augen des Mannes.
    Sein Amulett reagierte nicht. Said war zumindest kein Träger Schwarzer Magie geworden. Aber was war geschehen, als der Krake das Fischerboot angriff? Der Krake habe Saids Seele gefressen, hatte Ran Munro Ibrahims Aussage zitiert, während sie hierher fuhren.
    »Siebenauge«, sagte Zamorra leise. »Said - Siebenauge. Kennst du ihn? Den Namenlosen, dem Zamorra auf dem Silbermond einen Namen gab?«
    Said reagierte nicht.
    Zamorra erhob sich wieder.
    Er berührte mit seinem Amulett Saids Stirn.
    Da schrie Said auf.
    Und verstummte wieder.
    Ibrahim war aufgesprungen und funkelte Zamorra wild an, schwieg aber noch.
    Zamorra sah die toten Augen Saids.
    Nein, sie waren nicht ganz tot.
    In ihnen spiegelte sich etwas.
    Das Abbild eines Krakenwesens.
    Zamorra erkannte es, und er wusste jetzt definitiv, dass es sich um Siebenauge handeite!
    ***
    Zamorra schob seine Überlegungen zurück. Er fragte sich, wie er diesem Mann helfen konnte. Er lebte zwar, aber in ihm schien alles gelöscht zu sein, was einen Menschen ausmacht. Er war nicht in der Lage zu sprechen, er reagierte auf nichts, weil es offenbar in seinem Gehirn nichts gab, das Eindrücke irgendwie verarbeiten konnte. Er war noch unbedarfter als ein neugeborenes Kind. Das brachte immerhin schon Erinnerungen an den Mutterleib mit sich, an Töne und Schwingungen. Hier schien überhaupt nichts zu sein.
    Zamorra nickte Nicole auffordernd zu. Dann berührte er Saids Schläfen mit den Fingerspitzen und schloss die Augen. Er versuchte, mit seinen schwach ausgeprägten
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