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0725 - Das Krakenmonster

0725 - Das Krakenmonster

Titel: 0725 - Das Krakenmonster
Autoren: W.K. Giesa
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Munro nahm sie ihr ab und reichte sie an Ibrahim weiter.
    »Der Prophet kannte keinen Whisky, also konnte er ihn auch nicht verbieten«, sagte er.
    Ibrahim sah den Skipper nachdenklich an. »Du bist ein Hakim«, sagte er. »Ein Weiser.«
    »Ich versuche die ersten Schritte auf dem Weg zur Weisheit und bin mir bewusst, dass ich sie ohne Hilfe des Allerhöchsten niemals erreichen werde.«
    »Inshallah«, murmelte Ibrahim, öffnete die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck, dann noch einen und einen dritten. Dann hustete er und trank noch einmal. Ein Viertel des Flascheninhalts fehlte, als er sie an Munro zurückgab.
    Er rülpste kräftig.
    »Was genau ist passiert?«, fragte Munro. Er wollte Informationen, ehe der Alkohol bei Ibrahim zu wirken begann. »Sag mir alles, Vater Ibrahim. Was ist dir oder den anderen aufgefallen? Vorher, meine ich, ehe der Krake euch angriff.«
    »Wir sind zum Fischen hinausgefahren, wie immer«, sagte Ibrahim. »Und dann - hatten wir diesen Scheitan im Netz. Sage mir, Hakim, wie kann ein Krake hier in diesem Wasser leben? Einer, der so groß ist? Das ist doch nicht normal! Was haben wir getan, dass wir so gestraft sind?«
    »Vielleicht entgegen dem Willen des Propheten dem Alkohol zugesprochen«, lästerte Abdallah.
    »Verschwinden Sie, Abd«, sagte Munro leise.
    Abdallah zuckte zusammen, dann schlich er sich davon.
    Munro sah, wie auch April Hedgeson sich wieder zurückzog. Munro lächelte Ibrahim an. »Versuche dich zu erinnern, mein Freund«, sagte er. »Jede Einzelheit kann wichtig sein. Ein widriger Wind, eine falsche Strömung, zu wenig oder zu viele Fische, ein bestimmter Geruch, ein Licht -was auch immer.«
    »Warum willst du das wissen, Hakim Munro?«
    »Je mehr man über den Feind weiß, desto schwächer wird dieser Feind«, sagte Munro.
    »Aber wie willst du den Scheitan bekämpfen, den Teufel selbst?«
    »Das kann ich erst entscheiden, wenn ich mehr weiß als jetzt. Sprich dich aus, mein Freund. Wir bringen dich heim. Wenn du willst, reden wir mit den Familien deiner Freunde…«
    »Meiner Brüder«, murmelte Ibrahim tonlos. »Sie waren meine Brüder.«
    »Said ist es noch.«
    »Said ist tot. Seine Seele hat der vielarmige Scheitan verschlungen.«
    »Said lebt noch.«
    Ibrahim schüttelte den Kopf. »Schau ihn dir an. Er ist tot, obgleich er nicht tot ist.«
    Ran Munro presste die Lippen zusammen.
    Als Captain der SEASTAR II hatte er in den letzten Jahren einiges an Seltsamkeiten erlebt, und er entsann sich auch deutlich daran, dass sie es schon einmal mit einem Krakenungeheuer zu tun gehabt hatten. Aber das war größer gewesen, viel größer - und der manifestierte Wahnsinn eines Mannes, der diesen Wahnsinn abstreifte und damit auch einen Teil seiner Erinnerung.
    Das lag lange zurück.
    Dieses Krakenmonstrum war etwas anderes.
    Aber was?
    ***
    »Schauen Sie sich das an«, sagte Marconi, der Elektroniker. Er hatte das Video ausgewertet, das die Bugkamera der Yacht aufgenommen hatte. Er hatte die Aufnahmen gerastert und vergrößert, und nun zeigten sich Details, die vorher niemand wahrgenommen hatte.
    Ran Munro, der Ibrahim und Said persönlich in einer der Gästekajüten untergebracht hatte, beugte sich leicht vor, als könne er so besser erkennen, was der Plasmabildschirm ihm zeigte. Marconis Finger flogen über die Tasten, sorgten für weitere Detailausschnitte und Vergrößerungen.
    »Das ist doch kein normaler Krake, oder?«
    Munro sog an seiner Pfeife.
    »Offensichtlich nicht«, nuschelte er. »Kraken, die Krebsscheren an den Enden ihrer Tentakelarme tragen, gibt es nicht. Sollte da ein Jünger des freundlichen Herrn Doktor Victor Frankenstein seine experimentierenden Fingerchen reingesteckt haben?«
    »Da ist noch etwas«, sagte April Hedgeson. »Marconi, etwas weiter links unten…«
    Marconi schaltete. Der Bildausschnitt der Extremvergrößerung wanderte aus.
    »Kraken, die einen Papageienschnabel besitzen?«
    Und wie groß der war! Ein Maßstabgitter wurde eingeblendet. Danach war dieser Schnabel fast einen Meter lang. Freßwerkzeuge normaler Oktopoden sahen anders aus und stachen auch nicht dermaßen hervor.
    »Und - die Augen…«, murmelte April.
    Über dem Schnabel besaß der Krake, absolut ungewöhnlich für seine Spezies, ein handtellergroßes Auge, das von sechs weiteren, wesentlich kleineren Augen ringförmig umgeben wurde.
    Sieben Augen…
    »Verdammt! Das ist…«, stieß April hervor. »Marconi, versuchen Sie über das Funktelefon Château Montagne in
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