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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume
Autoren: Claudia Kern
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Hope«, sagte Baal. »Ich bin gerade eingetroffen.«
    »Ich bin Thomas. Du hast dir einen guten Tag ausgesucht, um zu uns zu stoßen. Unser Herr Kuang-shi wird heute sprechen.«
    »Dann habe ich wirklich großes Glück. Wann wird das sein?«
    Thomas wischte sich die Finger an einem Handtuch ab. »Noch vor Sonnenaufgang habe ich gehört. Wir alle glauben, dass er uns heute in die Schlacht schicken wird.«
    »Bemalst du deshalb deinen Körper mit Farbe?«
    »Ja. Wir haben noch keine Uniformen und Agkar hat erzählt, dass die Tulis-Yon in uralten Zeiten nackt und kahl in die Schlacht zogen. Das war natürlich, bevor unser Herr Kuang-shi uns das Geschenk des Wolfskopfs machte.«
    »Natürlich«, stimmte Baal desinteressiert zu. Aus den Augenwinkeln betrachtete er die Höhle im Fels und fragte sich, gegen wen Kuang-shi in dieser Nacht kämpfen wollte. Von den Vampirarmeen konnte er nichts wissen und andere Feinde hätten sich schon früher bemerkbar gemacht.
    Was hat er vor?, fragte sich Baal.
    Ein Gong riss ihn aus seinen Gedanken. Neben ihm sprang Thomas auf, nur um direkt wieder auf die Knie zu fallen und seine Stirn in den Sand zu drücken.
    »Er kommt zu uns«, flüsterte er aufgeregt.
    Baal kniete sich neben ihn.
    Auch die anderen Tulis-Yon lagen jetzt auf den Knien. Nur der dicke Asiate wandte sich ab und verschwand zwischen den Felsen.
    Der Gong ertönte ein zweites Mal. Im Laufschritt verließen rund sechzig kahlgeschorene Tulis-Yon die Höhle. Sie trugen lange Holzstäbe in den Händen, die sie wie Lanzen präsentierten. Als sie in zwei Reihen stehen blieben, trat auch Agkar aus der Höhle. Er ging bis zum Ende der Reihen, drehte sich zur Höhle um und fiel auf die Knie.
    Ein dritter Gongschlag. Baal spannte sich an, ahnte, was als nächstes passieren würde. Und doch war er überrascht, als Kuang-shi ganz allein und in einer einfachen hellen Robe die Höhle verließ. Sein Kopf war schmaler als der eines Menschen und ebenso wie die Hände von weißem Fell bedeckt. Lange Fangzähne ragten wie die eines Säbelzahntigers über seine Unterlippe. Seine Fingernägel waren weit über einen Meter lang und in Spiralen gedreht.
    Baal ließ seine Aura auf sich wirken und lächelte. Kuang-shi war ein würdiger starker Gegner, eine Bedrohung war er jedoch nicht.
    Wie immer, dachte er, lässt sich die Hölle von Gerüchten verrückt machen.
    Die Tulis-Yon neben ihm zitterten in Ehrfurcht vor ihrem Herrn. Einige flüsterten immer wieder seinen Namen, während andere die Augen schlossen, als wagten sie nicht ihn anzusehen.
    Vor ihnen hob Kuang-shi die Arme. Er öffnete den Mund und - nichts geschah. Kein Laut kam über seine Lippen, obwohl Baal die Bewegungen sehen konnte. Irritiert drehte er sich zur Seite und bemerkte, dass die Tulis-Yon konzentriert zuhörten, ab und zu sogar nickten. Er selbst hörte nichts.
    Natürlich, erkannte Baal. Er redet nur zu ihrem Geist. Ein Tulis-Yon kann ihn verstehen, aber diese Hülle, in der ich stecke, ist dazu nicht in der Lage.
    Er versuchte in den Gesichtern der anderen zu lesen, aber menschliche Mimik war ihm zu fremd.
    Nach einigen Minuten sprangen die Tulis-Yon um ihn herum plötzlich auf und begannen Kuang-shis Namen zu brüllen. Baal fiel in den Chor ein und beobachtete, wie die gesamte Prozession wieder in die Höhle zurückkehrte. Offensichtlich war er Zeuge eines wichtigen Ereignisses geworden, das die Tulis-Yon zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss. Er hätte nur zu gerne gewusst, was es war…
    ***
    »Bist du sicher, dass das Hope war?«
    »Absolut sicher. Ich hab sie im Licht der Scheinwerfer erkannt.«
    O'Neill stapfte weiter durch den Sand. Die Tragriemen des Flammenwerfers schnitten in seine Schultern, und seine Finger schwitzten in den dicken Handschuhen.
    »Das war doch weniger als eine Sekunde«, beharrte Obadiah.
    »Ich bin mir trotzdem sicher.«
    Er hätte geschworen, dass sie es war, die für einen Augenblick im Scheinwerferlicht aufgetaucht war, als er den Wagen parkte. Sie war in südlicher Richtung am Strand entlanggegangen.
    Neben ihm spuckte Obadiah den Kaugummi aus. »Ich frage ja auch nur«, sagte er mit angespannt klingender Stimme, »weil wir seit einer scheiß halben Stunde durch diesen scheiß Sand laufen, ohne eine scheiß Menschenseele zu sehen!«
    »Sie ist kein Mensch mehr.«
    »Das ist mir scheiß egal!«
    Es war die längste Unterhaltung, die sie seit O'Neills Enthüllungen über Hope und die Tulis-Yon geführt hatten. Obadiah hatte auf die ganze
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