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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume
Autoren: Claudia Kern
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weiches, warmes Fleisch.
    Er trank, bis er satt war, dann ließ er die Leiche achtlos fallen und tastete sich mit ausgestreckten Armen weiter den Weg entlang.
    Ich komme nach Hause, dachte er. Und ich habe eine Überraschung für dich, mein hoher Herr und Regent…
    ***
    O'Neill schlief am Lenkrad beinahe ein. Obwohl er das Fenster auf der Fahrerseite geöffnet und das Radio auf einen lauten Rap-Sender eingestellt hatte, fielen ihm immer wieder die Augen zu. Der Kampf hatte ihn bis an den Rand der Erschöpfung gebracht.
    Ich hätte Obadiah fragen sollen, ob ich bei ihm übernachten kann, dachte O’Neill träge. Dann wäre ihm, nachdem er den Kollegen nach Hause gebracht hätte, wenigstens die Fahrt durch die halbe Stadt erspart geblieben.
    Er stoppte den Wagen an einer roten Ampel und lehnte sich gegen die Kopfstütze. Nicole würde sicherlich ein paar passende Worte finden, um seine überstürzte Einzelaktion zu verurteilen, aber er wusste, dass es richtig gewesen war - auch wenn das Ergebnis nicht ganz seinen Erwartungen entsprochen hatte.
    Ein lautes Hupen riss ihn aus seinen Gedanken. Winkend bedankte er sich bei dem wild gestikulierenden Fahrer hinter ihm und fuhr an. Zwei Straßen weiter bog er links in die Seitenstraße ein, in der sein Appartement lag.
    O'Neill hielt es fast für ein kleines Wunder, dass er auf Anhieb einen Parkplatz fand. Mit einem Seufzer zog er den Autoschlüssel aus dem Schloss und steckte ihn in die Tasche. Er löste den Sicherheitsgurt, öffnete die Tür -und kippte haltlos nach draußen.
    Schwer schlug er auf den Asphalt und sah Sterne. Die Welt schien sich zu drehen und er benötigte drei Versuche, bis er sich endlich aufgesetzt hatte. Er bemerkte, dass seine Beine zitterten. Ihm war plötzlich kalt.
    O'Neill stützte sich mit einer Hand auf den Fahrersitz, um wieder hochzukommen. Seine Finger fassten in Feuchtigkeit. Der Sitz, die Rückenlehne, alles war nass.
    Ich hab das Schiebedach doch geschlossen, dachte er benommen. Er zog die Hand aus dem Wagen und starrte darauf.
    Sie war voller Blut.
    Ohne jede Furcht tastete er nach seinem Rücken, berührte seine nasse Jacke und ließ den Arm langsam sinken. Seine Erinnerung fand den kurzen Schmerz im Kampf gegen die Tulis-Yon und sah wieder den Blick, mit dem der Anführer ihn gemustert hatte - nicht wie einen Feind, sondern wie einen Verbündeten.
    O'Neill wollte nach seinem Handy greifen, um jemanden zu warnen, aber seine Arme waren zu schwer.
    »Ich werde nicht mehr ich sein«, flüsterte er.
    Stumm und sterbend blieb er an sein Auto gelehnt sitzen, aber es dauerte noch fast zwei Stunden, bis Jack O'Neill seinen letzten Atemzug als Mensch tat - und seinen ersten als Tulis-Yon.
    Epilog
    Vorsichtig zog Fu Long seinen Arm unter Jin Meis Kopf weg und stand auf. Sie hatte sich in den Schlaf geweint, eine sehr menschliche Reaktion, die zeigte, wie sehr sie noch mit ihrem alten Leben verbunden war. Er hatte sie getröstet, auch wenn er mit einem gewissen Schuldbewusstsein zugeben musste, dass seine Gedanken woanders gewesen waren.
    Zamorra war am Morgen zurück nach Denver gefahren, nachdem er das Angebot, ein paar Stunden im Haus zu schlafen, abgelehnt hatte. Nach dem Vorfall mit Joseph könnte Fu Long es ihm nicht verdenken. Etwas enttäuscht war er nur darüber, dass Zamorra ihm nicht verriet, was sich in seiner Erinnerung abspielte. Er hatte deutlich gesehen, dass etwas geschah, musste jedoch wissen, was es war.
    Wie soll ich ihn auf seine Reise vorbereiten, wenn er mir nicht vertraut?, dachte Fu Long. Wenn er die Prophezeiung richtig gedeutet hatte, stand der Moment des Übergangs kurz bevor. Zamorra tat zwar so, als glaube er nicht an sein Leben in der Stadt der Vampire, aber Fu Long hatte ihn beobachtet und bemerkt, wie er jedes Wort über die goldene Stadt in sich aufsog.
    Ist er wirklich schon bereit?, fragte er sich. Und werden die Götterdämonen uns genügend Zeit geben , um sicher zu sein?
    Sie hatten sich lange über die Texte unterhalten und darüber, was Youweis Vampirwerdung bedeutete. War seine Flucht gescheitert, hatte er Tsa Mo Ra wirklich getötet oder war er Teil eines Plans, die anderen Reiche von innen auszuhöhlen. Eine Frage hatte Zamorra gestellt, die Fu Long seitdem nicht losließ.
    »Wenn damals die Reiche nach und nach von Vampiren übernommen wurden, wo sind sie heute? Sind sie vielleicht immer noch da?«
    Er wusste keine Antwort darauf.
    Es klopfte.
    Jin Mei schreckte hoch, aber Fu Long legte ihr beruhigend
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