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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume
Autoren: Claudia Kern
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schüttelte den Gedanken ab. Zwar war Eile geboten, aber ohne eine geeignete Waffe konnte er nichts unternehmen. Er wäre nur selbst zu einem Opfer geworden.
    Im Nebenraum führte Obadiah bereits das dritte Gespräch. O'Neill ging unruhig im Wohnzimmer auf und ab und blieb schließlich vor einem kleinen Regal voller Videos stehen. Er legte den Kopf schräg, um die Titel zu lesen. Die grünen Teufel vom Mekong, Der längste Tag, Gallipoli, Alamo, Custers letzte Schlacht, eine mehrteilige Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg, weitere Filme über Vietnam, Korea, den Ersten Weltkrieg, den Bürgerkrieg und so weiter. Obadiah schien vom Krieg fasziniert zu sein.
    Jeder braucht ein Hobby, dachte O'Neill schulterzuckend. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die Tür zum Nebenraum geöffnet wurde. Obadiah trat ins Wohnzimmer. Er hatte sich angezogen, trug jetzt Springerstiefel, Cargohosen und eine alte Militärjacke.
    »Okay, ich hab einen Händler erreicht, der dir einen Flammenwerfer ausleihen kann. Er erwartet uns in einer halben Stunde an seinem Laden.«
    Obadiah warf O'Neill eine Militärjacke und Baseballkappe zu. »Zieh das über. Der Typ weiß nicht, dass ich ein Bulle bin und das soll auch so bleiben.«
    »In Ordnung.«
    Schweigend verließen sie das Appartement und stiegen in O'Neills Wagen. Ebenso schweigend fuhren sie durch die Stadt, bis Obadiah in einer Gegend voller Lagerhäuser das Kommando zum Anhalten gab. Er stieg aus und verschwand hinter einem halb geöffneten Rollgitter.
    O'Neill blieb im Wagen zurück. Seine Fingerspitzen trommelten nervös auf dem Lenkrad. Seit Hopes Verschwinden war mehr als eine Stunde vergangen. Das gab ihr genug Zeit, um den Strand zu erreichen.
    Er zuckte zusammen, als sein Handy klingelte. Einen Moment lang suchte er in der unvertrauten Jacke nach der richtigen Tasche, dann zog er es heraus. Die Nummer auf dem Display war ihm vertraut.
    »Hi Nicole«, sagte er in den Hörer.
    »Jack, du hast nicht zurückgerufen. Was ist los?« Ihre Stimme klang besorgt.
    »Es gibt ein paar Probleme. Der Tulis-Yon ist verschwunden.«
    Eine kurze Pause am anderen Ende.
    »Okay«, sagte Nicole dann. »Das ist schlimm, aber noch keine Katastrophe. Mein Flug kommt morgen Abend in L. A. an. Ich schicke dir die genauen Daten per Email. Bis dahin unternimmst du nichts, Jack, verstehst du? Absolut nichts.«
    O'Neill unterdrückte sein schlechtes Gewissen. »Schon verstanden«, log er. »Es passiert nichts, bevor du hier bist. Ich hol dich dann ab, okay?«
    »Bis morgen, Jack.«
    Er unterbrach die Verbindung und steckte das Handy zurück in die Tasche. Es gefiel ihm nicht, Nicole anzulügen, aber er konnte die Nacht nicht so verstreichen lassen. Zu viele Unschuldige waren in Gefahr, zu viele Menschen, die ohne ihn vielleicht den nächsten Tag nicht mehr erleben würden.
    Außerdem, dachte er optimistisch, hat Nicole selbst gesagt, dass ein Flammenwerfer eine gute Waffe gegen die Tulis-Yon ist.
    O’Neill bemerkte, dass Obadiah mit einer vollgepackten Sackkarre am Rollgitter auftauchte, und stieg aus dem Wagen, um den Kofferraum zu öffnen. Zwei Benzinkanister packte er hinein, zwei Paar schwere Handschuhe und zwei rucksackartige Metallkisten, die mit je einem langen Schlauch verbunden waren.
    Er sah stirnrunzelnd auf. »Wieso hast du zwei Flammenwerfer besorgt?«
    Obadiah packte ruhig ein Kaugummi aus und schob es in dem Mund. »Weil«, sagte er dann noch undeutlicher und gedehnter als sonst, »man einen Kameraden nicht im Stich lässt, egal, in welche Scheiße er sich reitet. Nur würde ich die Scheiße gerñe wissen, wenns dir nichts ausmacht.«
    O'Neill grinste und schlug den Kofferraumdeckel zu.
    »Also gut«, begann er.
    ***
    Nach dem ausgiebigen Bad und einer Nacht auf weichen Seidenlaken fühlte sich Youwei wie ein neuer Mensch. Eine scheu lächelnde Dienerin streifte ihm eine frische Robe über und führte ihn aus dem Gästehaus durch einen Garten zum Hauptgebäude. Schon am Vorabend war ihm aufgefallen, dass er sich in einem sehr wohlhabenden und harmonischen Haushalt befand. Möbel und Gemälde waren fein aufeinander abgestimmt, der Garten fast perfekt erbaut, und die Diener schienen gut behandelt zu werden, denn sie zeigten keine Angst, waren nur bemüht, ihre Aufgaben möglichst effizient zu erledigen. Sogar der ein oder andere Scherz fiel zwischen ihnen und ihrem Herrn.
    Äußerst ungewöhnlich, dachte Youwei. In den meisten Haushalten lebte die Dienerschaft in ständiger Panik vor den
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