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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume
Autoren: Claudia Kern
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lachte, ein kratzendes, unangenehm heiseres Geräusch. »Meine Belange sind hier nicht von Bedeutung. Ich habe euch nur ein einfaches Angebot zu machen: Ihr unterstützt mich bei der Vernichtung Kuang-shis, und im Gegenzug wird alles hier, wie es einmal war. Du wirst wieder über deinen Staat herrschen und…«
    »Ich will Colorado.« Don Diegos Stimme klang hart. »Versprich mir, dass Astaroth Fu Long zum Vogelfreien erklärt, und unsere Armeen werden dir bis ans Ende der Welt folgen.«
    Astaroth war jener Dämon, dem in der Aufteilung der Welt in die jeweiligen Herrschaftsbereiche Nordamerika zu fiel…
    Smythe sah das Funkeln in Baals Augen und befürchtete für einen Moment einen Angriff, doch dann schüttelte der Dämon nur den Kopf.
    »Nein, ich handele nicht mit dir wie mit einem niederen Geist, aber ich bin bereit, dir Colorado zu schenken -nach Kuang-shis Vernichtung.«
    Diego lächelte. »Ich bin einverstanden.«
    »Gut, dann lasst uns die Abmachung mit einem Schwur besiegeln. Schwört im Namen des Höllenkaisers LUZIFER, dass ihr mir bedingungslos folgen werdet, bis Kuang-shi vernichtet ist und ihr von eurem Schwur entbunden seid.«
    Mollin und Serras sahen Diego an, der stolz und hoch aufgerichtet vor Baal stand. Erst als er nickte, antworteten sie gemeinsam mit Smythe: »Wir schwören im Namen des Höllenkaisers LUZIFER.«
    Baal wandte sich ab. Seine blaue Kutte umschloss ihn wie ein lebendes Wesen.
    »Dann wäre da nur noch eine Sache«, sagte er, »die wir klären müssen.«
    Smythe glaubte einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme zu hören. Was will er?, fragte er sich mit plötzlicher Besorgnis.
    »Was für eine…«, begann Diego, aber da fuhr Baal bereits herum.
    »Niemand!«, schrie er so laut, dass die Grabsteine neben ihm zersprangen und Smythes Trommelfelle platzten. Er sagte noch mehr, aber Smythe hörte nichts außer dem Rauschen in seinen Ohren. Entsetzt sah er, wie Diego zu zittern begann und schwarzes Blut aus seinen Augen tropfte. Die beiden anderen Vampire lagen auf dem Boden, die Hände gegen den Kopf gepresst. Auch sie zitterten, während Baal wie ein Rachegott über ihnen schwebte und lachte.
    Mollin war der erste, der in einer lautlosen Staubexplosion verging, dann Serras - und schließlich, blutend und im Tode aufgebäumt, Diego.
    Smythe taumelte zurück, als Baals Blick ihn traf. An den Mundbewegungen erkannte er, dass zu ihm gesprochen wurde, aber die Worte erklangen nur in seinem Geist.
    »Ich handle nicht, ich diskutiere nicht und ich höre nicht auf den Rat von Narren. Merke dir das, Jeffrey Smythe, Herrscher von Kalifornien.«
    »Das werde ich.« Und dann nach einer Pause: »Herr…«
    ***
    Der Raum, in den die Soldaten Youwei gebracht hatten, war komfortabel und mit allen Annehmlichkeiten eingerichtet, aber trotzdem ließ sich nicht übersehen, dass er als Gefängnis diente. Dafür sorgten schon die Gitterstäbe vor dem einzigen, hoch angebrachten Fenster. Auch die beiden Soldaten, deren Stimmen er ab und zu von draußen hörte, ließen darauf schließen.
    Youwei kletterte auf eine seiner Kisten, die man ihm nach einer kurzen Durchsuchung überlassen hatte, und sah aus dem Fenster. Der Winkel war ungünstig, reichte jedoch aus, um ihn die gegenüberliegende Häuserwand und die Gesichter der Passanten erkennen zu lassen. Es waren tatsächlich Vampire, das erkannte er, wenn sie lachten und ihre Fangzähne zeigten. Nur die halbnackten Sklaven, die unterwürfig hinter ihren Herren herschlichen oder sie in Sänften durch die schmalen Gassen trugen, waren menschlich.
    Eine Stadt voller Vampire, dachte Youwei. Wie ist das möglich?
    Seit über zwanzig Jahren stand er bereits im Dienst des Regenten und hatte in dieser Zeit gelernt, dass einzig und allein die Bürokratie das Reich Shu zusammenhielt. Sie funktionierte nach strikten konfuzianischen Gesetzen - die jeder Beamter als Teil seiner Prüfung auswendig lernen musste - und sorgte für Übersichtlichkeit und Transparenz. Die Beamten organisierten die Besteuerung, führten Volkszählungen durch und ließen Handelsstraßen bauen. Auf ihren Wunsch stießen Entdecker bis in die Dschungel Vietnams und zu den schneebedeckten Gebirgen Tibets vor. Es war undenkbar, dass sie alle über Jahrhunderte hinweg eine solche Stadt übersehen hatten.
    Und doch stand er hier als Gefangener von Wesen, die er noch vor wenigen Stunden als Hirngespinst verlacht hätte.
    Der Regent weiß davon, flüsterten ihm seine Gedanken zu. Er hat dich
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