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0723 - Kobold-Attacke

0723 - Kobold-Attacke

Titel: 0723 - Kobold-Attacke
Autoren: W.K. Giesa
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bitten.
    ***
    Sam Dios rückte seine feuerrote Krawatte zurecht und betrachtete seinen Besucher nachdenklich. »So was wie dich kenne ich doch, Freundchen«, sagte er. »Du bist kein Mensch, auch wenn du so tust, als wärest du einer.«
    Der Besucher war wenigstens zwei Köpfe kleiner als Dios, und Anzug und Schuhe wollten ihm nicht so recht passen. Das Haar sträubte sich auch immer wieder, und das Gesicht sah aus, als wäre es sehr aufwändig geschminkt worden. Die Finger waren extrem lang ausgebildet, und es sah so aus, als seien die Ohren lang und spitz. Das fiel vorwiegend auf, weil das sich sträubende Haar immer wieder den Hut hochdrückte, und jedesmal zuckte eine Hand des Besuchers zum Kopf und presste den Hut zurück auf den wilden Haarschopf.
    »Guter Herr, natürlich kennt Ihr Geschöpfe meiner Art«, sagte der Fremde mit etwas schriller, nervöser Stimme. »Ihr seid doch der Schutzherr unseres Landes, auch wenn Ihr Euch inzwischen nicht mehr Asmodis nennt. Darf ich den Grund für die Veränderung erfahren?«
    »Namen sind Schall und Rauch«, sagte Sam Dios und lehnte sich zurück. »Richtig - du bist ein Kobold, Freundchen.«
    »Broxo heiße ich, Herr«, sagte der Besucher, der sich in dem mondänen Büro sichtlich unwohl fühlte. Hier wurde mit Immobilien gehandelt - und zwar mit hochwertigen, ab einer Million Euro aufwärts. Sam Dios lächelte verschlagen, als er an das große Geschäft dachte, das er gerade eingefädelt hatte. Der Vatikanstaat kaufte ein Bürohochhaus in Frankfurt/Main, nicht ahnend, dass der bisherige Besitzer, eine Baugesellschaft, in wenigen Tagen in Konkurs gehen würde, was einen Preisverfall von mehr als 50 Prozent zur Folge haben würde. Ebensowenig ahnte man im Vatikan, wer der Makler Sam Dios war, der darauf gedrängt hatte, den Vertrag so schnell wie möglich zu unterzeichnen. So lange Dios alles in seinem Büro erledigen und nicht selbst im Vatikan vorsprechen musste, lief er nicht Gefahr, als das enttarnt zu werden, was er wirklich war: der frühere Fürst der Finsternis, Asmodis, und damit einer der mächtigsten Erzdämonen überhaupt.
    »Meine Sekretärin sagte mir das bereits«, sagte Dios und schob den köstlichen Gedanken daran zurück, dass seine Maklercourtage vorwiegend aus Kirchensteuergeldern finanziert wurde… »Du solltest dir übrigens, wenn du dich als Mensch unter Menschen bewegen willst, bessere Manieren angewöhnen. Angesichts einer Dame nimmt man den Hut ab.«
    »Aber - aber meine Ohren«, stammelte Broxo. »Sie hätten mich doch verraten.«
    »Da wüsste ich Abhilfe«, sagte Dios. »Du schneidest die Haare kurz, trägst ein blaues T-Shirt und schwarze Hosen und nennst dich Spock. Dann hält dich jeder für einen Fan der TV-Serie Star Trek.«
    Davon hatte Broxo nie gehört - wie denn auch, denn im Koboldland gab es kein Fernsehen und kein Kino.
    »Zur Sache: was treibt dich her?«
    »Oh, es war ganz schön schwierig, Euch zu finden, Herr«, begann Broxo. »Da Ihr Euren Namen geändert habt…«
    »Zur Sache!«, drängte Sam Dios. »Ich habe nicht ewig Zeit für dich. In einer Viertelstunde erscheint Monsignore Giacomo Toglietti, um einen wichtigen Vertrag zu unterschreiben. Also, mach vorwärts, Kobold.«
    »Broxo heiße ich, Herr…«
    Sam Dios holte tief Luft.
    Der getarnte Kobold schrak zusammen. »DasKoboldlandwurdevoneinemmächtigenDämonüberfallenundwiralleunterjochtundzumGehorsamgezwungenundderDämonhatunseinengroßenmagischenKäfigbauenlassenundeinenGefangenendarinuntergebracht«, schnatterte er hektisch und kaum verständlich hervor.
    Dios fauchte ihn an. »Du sollst zwar schnell, aber auch verständlich reden!« knurrte er erzürnt. »Das Ganze noch einmal, aber so, dass es auch Nicht-Kobolde verstehen!«
    Der Kobold schluckte mehrmals heftig, dann setzte er erneut an: »Das Koboldland wurde von einem mächtigen Dämon überfallen und wir alle unterjocht und zum Gehorsam gezwungen und der Dämon hat uns einen großen magischen Käfig bauen lassen und einen Gefangenen darin untergebracht, und er hat uns gedroht, uns alle zu vernichten und das Koboldland für alle Zeiten besetzt zu halten… Herr, Ihr habt uns doch einst Euren Schutz versprochen. Helft uns, mächtiger Fürst der Finsternis!«
    »Ich bin schon lange nicht mehr der Fürst der Finsternis«, sagte Asmodis.
    Des Kobolds Augen wurden groß wie Suppenteller. Dann sank er förmlich in sich zusammen.
    »Dann ist alles verloren«, jammerte er. »Dann…«
    »Aber ich fühle mich dennoch
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