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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit
Autoren: M.H. Rückert
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kurz, dann sagte sie wie aus der Pistole geschossen: »Die fünf Stunden!«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun, du wolltest erst später hier ankommen. Könnte es sein, dass dir die Regenbogenblumen diese Zeitspanne von deiner Energie abgezogen haben?«
    »Dann brenne ich das unnütze Kroppzeug ab«, schimpfte Zamorra.
    »Und woher willst du neue nehmen, um in Sekundenschnelle irgendwo hinzugelangen?« Duval lachte, aber es war kein fröhliches Lachen.
    Er winkte ab, um zu zeigen, dass ihn dieses Problem jetzt nicht belastete. Erst wollte er den Zamorra dieser Welt und seine Begleiter töten, danach konnte er sich um das andere Problem kümmern.
    Er bedeutete seiner Begleiterin stehen zu bleiben. Sie blickte auf den Eiswind, der ihnen in einem Abstand von etwa zwei Metern folgte und in ungefähr derselben Höhe schwebte.
    Zamorra konzentrierte sich und ließ die magische Kugel rotieren, bis sich die verschiedenen Blautöne wieder vermischten.
    Eine winzige Windhose bildete sich heraus.
    »Warum tust du das?«, wollte Duval wissen. »Ich denke, du bist nicht im Vollbesitz deiner Kräfte und die Kugelgestalt ist noch am leichtesten zu lenken…«
    »Mach dir keine Sorgen um mich«, antwortete Zamorra mit harter Stimme. »Ich weiß, was ich tue…«
    »Das sagt Sledge Hammer auch immer wieder und dann macht er alles kaputt.«
    »Eben deshalb«, kicherte der Spiegel -welt-Zamorra. »Genau das möchte ich ja. Außerdem muss der Eiswind einsatzbereit sein. Wenn wir auf unsere Feinde stoßen, kann ich ihn nicht extra so auf die Schnelle entstehen lassen. Wir müssen einsatzbereit sein, wenn wir auf die anderen treffen…«
    Und für den Fall, dass die gemeinsam stärker sein sollten als wir, habe ich eine schöne Überraschung für dich, Nicole, dachte der Magier. Bloß dürfte sie dir weniger gefallen als mir…
    Nur etwa fünfzig Meter entfernt und auf der anderen Straßenseite sah er eine blonde Frau in einem hellen Kleid, die Händchen haltend mit ihrem Begleiter die Schaufenster entlangspazierte. Alle paar Schritte blieben beide stehen und diskutierten gestenreich, augenscheinlich über die Schaufensterinhalte.
    »Aber die da vorne kenne ich«, knurrte er. »Auch wenn sie jetzt ihren Arztkittel nicht trägt. Das ist die Notärztin, die mich auf der Parkbank entdeckt hatte…«
    Duval nickte. Sie wusste, dass diese Worte das Todesurteil für die junge Frau bedeuteten.
    ***
    »Wie kann man nur so borniert sein? Aber es ist eure Schuld, das es so weit gekommen ist. Davon bin ich felsenfest überzeugt. So was getraut sich dieser Vollidiot zu sagen!«, schimpfte Gryf ap Llandrysgryf, als er mit Zamorra und Nicole Duval zusammen den Wohnblock verließ.
    »Nicht aufregen«, empfahl ihm Nicole, die ebenfalls sauer auf Cascal war, »das bringt doch nichts.«
    »Sagst du! Aber das ist nicht so einfach. Die Krönung von allem war sein letzter Satz: Jetzt müsst ihr alleine dafür sorgen, dass wieder alles in Ordnung kommt! Der hat sie doch nicht mehr alle!«, versuchte der Druide, seinem Zorn Luft zu machen. Menschen, die in der Lage waren zu helfen und ihre Hilfe dennoch verweigerten, konnte er nicht ausstehen.
    »Seid still!«, befahl Zamorra, der sich bis jetzt noch nicht an den Unmutsäußerungen beteiligt hatte. »Falls die anderen wirklich in der Nähe sind, müssen wir sie nicht noch extra auf uns aufmerksam machen.«
    »Yessir!«, schnarrte Gryf verärgert. »Aber der Typ hat wirklich ein Rad ab«, flüsterte er weiter.
    Trotz seiner Anspannung musste Zamorra schmunzeln. Gryf schien sich über Ombres Weigerung, gegen den Spiegelwelt-Doppelgänger zu kämpfen, noch mehr zu ärgern, als er selbst.
    »Sind ja nicht mehr viele Leute auf der Straße«, maulte Nicole. »Außerdem sieht man nichts genaues bei der Dunkelheit. Ist zwar eine Schaufensterbeleuchtung an der nächsten…«
    Sie kniff die Augen zusammen, um im Dunkeln besser sehen zu können.
    »Ich bin mir nicht sicher, aber die beiden da vorne…«, sie deutete mit der Hand in die gemeinte Richtung, »die kommen mir bekannt vor…«
    ***
    Nachdem seine drei ungebetenen Besucher die Wohnung verlassen hatten, saß Yves Cascal minutenlang regungslos da und starrte durch das verschmutzte Fenster.
    Seit seine Schwester Angelique fort war, verlotterte alles immer mehr.
    Er wirkte wie eine Statue. Stumm und bewegungslos.
    Zuerst war da nur eine Leere, die ihn bis in die letzten Winkel seines Bewusstseins erfüllte. Als ihm das Schlagen seines Herzens in der Stille auffiel,
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