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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte
Autoren: Claudia Kern
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anderes Kenneth zuordnen. Wer in dem dritten gesessen hatte, wussten sie nicht.
    »Im Kofferraum ist eine Taschenlampe«, sagte Charlie, als sie ausstiegen.
    Kathy schüttelte den Kopf, bevor Nicole etwas sagen konnte. »Zu gefährlich. Das Licht könnte uns verraten.«
    Gemeinsam traten sie durch das schmiedeeiserne Tor. Die Ketten, mit denen es verschlossen gewesen war, lagen am Boden.
    »Dicht zusammen bleiben«, flüsterte Nicole. »Es wäre schlecht, wenn wir uns verlieren.«
    Schlecht vor allem für Kathy und Charlie, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie hatten keine Chance gegen die Telekineten.
    Vorsichtig gingen sie weiter. Irgendwo hörte Nicole ein Knacken und den Schrei eines Nachtvogels. Dann wurde es wieder still. Sie zog den Blaster, stellte ihn auf Betäubung und sah sich um.
    »Was ist das?«, hörte sie Charlie leise fragen. Im ersten Moment bezog sie die Frage auf ihre Waffe, aber dann sah sie seinen ausgestreckten Arm. Sie folgte der Richtung mit den Augen und bemerkte einige Lichter, die hinter den Bäumen verschwanden.
    »Das müssen sie sein«, flüsterte Kathy neben ihr. Nicole nickte. Ihre Augen hatten sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie Umrisse ausmachen konnte.
    »Am besten schlagen wir einen Bogen und schleichen uns zwischen den Bäumen durch«, schlug sie vor. »So bleiben wir länger in Deckung.«
    Sie hörte keinen Widerspruch, übernahm die Führung und duckte sich unter einer Trauerweide hindurch. Jetzt waren die Lichter deutlicher zu sehen. Sie schienen ruhig in der Luft zu hängen, doch als Nicole näher herankam, bemerkte sie, dass es Kerzen waren, die von Menschen in schwarzen Kutten gehalten wurden. Unter den Kapuzen Waren keine Gesichter zu erkennen.
    »Ian sprach von sechs Teilnehmern« flüsterte Charlie, »aber ich sehe nur fünf. Wo…«
    Ein dunkler Glockenschlag unterbrach ihn.
    Das Ritual begann.
    ***
    Die Schwester hatte angefangen, russisch zu sprechen. Sie nannte ihn wieder Sergej, obwohl sie sich vorgenommen hatten, niemals die Namen zu benutzen, die man ihnen als Kinder gegeben hatte. Es symbolisierte den Bruch mit ihrer Vergangenheit, ein Bruch, der jedoch nicht mehr perfekt zu sein schien.
    »Ohne Parapsychologen kein Ritual«, sagte sie mit weinerlicher Stimme.
    Sergej nahm ihre Hand, spürte die Kälte in ihren Fingern. Irina war niemals warm, selbst im heißesten Sommer nicht. Manchmal glaubte er, sie habe in Sibirien etwas verloren, was ihr Körper niemals wiedergefunden hatte. Hier, in der kleinen Gruft, von der aus sie den Ritualplatz im Auge behielten, war es besonders schlimm. Die Kälte schien sie von innen auszuhöhlen.
    »Wir suchen ihn morgen, Irina. Ich verspreche, dass wir ihn finden, aber nicht mehr heute Nacht.«
    Sie wandte sich von ihm ab, zog ihre Hand aus seinem Griff und blickte durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Wand.
    »Es sind nur fünf, hast du das bemerkt? Einer von ihnen hat deinem Ruf nicht gehorcht.«
    Sergej verstand den plötzlichen Themawechsel nicht. »Das ist egal. Wenn die anderen bezahlen, sind wir reich. Vierhunderttausend Pfund, Irina, kannst du dir vorstellen, wie viel Geld das ist?«
    Sie gab ihm keine Antwort, sondern strich sich nur fahrig mit der Hand durch die Haare.
    »Einer ist der Gefangenschaft entkommen, einer hat sich nicht länger versklaven lassen. Wir sind damals auch entkommen. Müssen wir ihn jetzt deswegen bestrafen?«
    Sergej trat neben sie und sah über ihren Kopf hinweg nach draußen. Es stimmte, es waren tatsächlich nur fünf der Eingeladenen erschienen. Er fragte sich, wer den Mut gehabt hatte, sich ihm zu widersetzen.
    »Wir müssen niemanden bestrafen, wenn du es nicht willst«, sagte er sanft. »Wir nehmen ihr Geld ein letztes Mal und dann geben wir sie frei. Sie sollen nicht mehr leiden, ist es das, was du willst?«
    Irina drehte den Kopf. »Würdest du das wirklich für mich tun?«
    »Wenn es dein Wunsch ist, lasse ich sie gehen.«
    Sie schwieg, aber er sah in ihren Augen, dass sie es wünschte.
    »Wirst du dann ein letztes Mal an dem Ritual teilnehmen?«, fragte er.
    »Ja, und danach finden wir den Parapsychologen und zerschmettern ihn. Niemand soll je wieder so leiden wie wir.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte mit der anderen Hand die Starttaste des CD-Players.
    »Ich verspreche es«, sagte Sergej über das Geräusch eines lauten Glockenschlags.
    ***
    Ian sah seine Freunde nacheinander an, während sie sich um den Grabstein von Henry »Black Devil« Wilson
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