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0720 - Teufelsnächte

0720 - Teufelsnächte

Titel: 0720 - Teufelsnächte
Autoren: Claudia Kern
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wartete ungeduldig darauf, dass Kathy ihr Gespräch beendete. Über dreißig Minuten hatte es gedauert, bis der Rückruf der Polizei endlich kam, eine Zeit, in der Nicole mit Fragen förmlich bombardiert worden war. Sie war froh, dass es nicht um Dämonen oder andere Höllenwesen ging, deren Existenz Nichteingeweihten nur schwer zu vermitteln war, sondern um eigentlich gewöhnliche Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Gerade das betonte Nicole immer wieder, ebenso wie ihre und Zamorras Erfahrung im Umgang mit solchen Phänomenen. Damit erreichte sie zumindest, dass man sie als Expertin anerkannte und das Thema Verstärkung vom Tisch war.
    Kathy steckte das Handy ein und riss den Zettel, auf dem sie die Friedhof-Adresse notiert hatte, vom Block.
    »Highford Cemetery«, sagte sie. »Weiß jemand, wo das ist?«
    Charlie nickte. »Ein alter Friedhof oben im Norden.«
    Er zog seinen Mantel an und nahm die Autoschlüssel hervor. »Worauf warten wir noch?«
    »Moment.« Nicole hob die Hand. »Ich glaube nicht, dass euch klar ist, worauf ihr euch da einlasst. Sergej und Irina haben Hunderte getötet. Wir können nicht einfach auf den Friedhof spazieren und sie bitten, den Teufelsjüngern ihr Geld zurückzugeben.«
    Kathy zeigte demonstrativ auf die Pistole an ihrer Hüfte. »Es sind Menschen, oder?«
    Nicole verzichtete darauf, sie daran zu erinnern, dass sie nicht auf Timble geschossen hatte, obwohl der sie umbringen wollte. Sie sah auch so, dass Kathy fest entschlossen war, mitzukommen - ebenso wie Charlie, der außerdem der Einzige war, der wusste, wo der Friedhof lag und mit dieser Information wohl auch nicht freiwillig herausrücken würde.
    Schulterzuckend ergab sie sich in ihr Schicksal, obwohl sie wusste, dass sie, wenn es zu einem Kampf kam, nicht nur auf die Gegner, sondern auch auf ihre Begleiter achten musste. Sie hoffte nur, dass Zamorra ebenfalls dort war und den Nachteil ausglich.
    »Gehen wir«, sagte Nicole ohne Enthusiasmus.
    ***
    Johnny übergab sich geräuschvoll in den Eimer, der neben seiner Couch stand. Die hämmernden Kopfschmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen und lösten einen Schwindél aus, der seine Umgebung verschwimmen ließ.
    Shit, dachte er. Wie soll ich so zum Ritual gehen ?
    Er konnte kaum aufstehen, geschweige denn laufen, und die Kopf-Schmerztabletten, die er genommen hatte, blieben nicht lange genug in seinem Magen, um Wirkung zu zeigen. Eigentlich, das war ihm klar, hätte er ins Krankenhaus gemusst, aber das Ritual war wichtiger.
    Johnny griff nach seinem Handy, zögerte, als er die Tasten doppelt sah, und gab dann langsam eine Nummer ein. In gewisser Weise war es Timbles Schuld, dass er in diese Lage geraten war, da hatte er wohl das Recht, um etwas Hilfe zu bitten.
    Die Tür zu seinem Büro öffnete sich knarrend.
    Johnny sah auf und kniff die Augen zusammen, um die verschwommene Gestalt besser erkennen zu können. Im nächsten Moment wurde er auch schon gepackt und hochgerissen.
    Eine Stimme sagte etwas, das er über das Rauschen in seinem Kopf nicht verstand. Er hörte sich selbst stöhnen, dann spürte er die Couch wieder unter sich.
    »…das Ritual?«, fragte die Stimme deutlicher.
    Johnny wischte sich die Tränen aus den Augen. Die beiden Gesichter über ihm schmolzen zu einem zusammen und er erkannte Zamorra.
    »Scheiße!«, fluchte Johnny.
    »Wo findet das Ritual statt?«
    Konzentrier dich, dachte Singh, obwohl es ihm schwer fiel, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Was für ein Ritual?«, fragte er zurück.
    Zamorra beugte sich über ihn.
    »Gerade«, sagte er langsam, »hat sich Timble vor meinen Augen erschossen, weil er den Gedanken an die Morde, die er begangen hat, nicht mehr ertragen konnte. Also…«
    »Timble ist tot?«, unterbrach Johnny ihn. Er warf einen Blick auf das Handy mit der unvollendeten Nummer eines toten Mannes auf dem Display.
    Zamorra ignorierte ihn. »Ich weiß von eurem Pakt, ich weiß von dem Geld, und ich weiß, dass heute Abend ein Ritual stattfinden wird. Die einzige Information, die mir fehlt, wirst du jetzt liefern. Also noch einmal: Wo findet das Ritual statt?«
    Johnny wünschte, er hätte die Zeit für eine halbe Stunde anhalten können, um sich eine Ausrede zu überlegen. Die Nachricht von Timbles Tod und der Gedanken an die Morde vermischten sich mit seinen Schmerzen und der Angst vor der eigenen Hilflosigkeit zu einem undurchdringbaren Wirrwarr. Johnny gab auf.
    »Highford Cemetery«, sagte er. »Das ist nördlich
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