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072 - Die Schlangengöttin

072 - Die Schlangengöttin

Titel: 072 - Die Schlangengöttin
Autoren: Dämonenkiller
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der mir Unsterblichkeit durch Seelenwanderung gewährte, doch die Erinnerungen schlummerten meistens in meinem Unterbewußtsein. Mein Geist hätte sonst den Ballast an Erfahrungen und Erlebnissen nicht verkraften können. Ich war nicht böse darum, daß ich in meinem jetzigen Leben als Dorian Hunter die Unsterblichkeit verloren hatte. Wenn ich diesmal starb, würde es endgültig sein. Aber dafür fand ich auch den Frieden jenseits der Schwelle des Todes. Kein Geschöpf dieser Erde war dazu bestimmt, unsterblich zu sein; das mußte auf die Dauer gesehen zu einer fürchterlichen Belastung und Qual werden. Selbst die Dämonen starben und vergingen, allerdings erst nach Zeitspannen, gegen die ein menschliches Lebensalter ein Nichts war.
    Seltsam, daß ich mich nicht daran erinnern konnte, was damals 1556 nach der Landung auf Kandia vorgefallen war. Hatte Hekate, alias Alraune, die sich damals Selva Farsetti nannte, ihren Racheschwur wahrgemacht? War ich als Michele da Mosto auf Kandia gestorben oder hatte ich weitergelebt? Und unter welchen Umständen?
    Viele Fragen gab es, und keine Antwort. Wieder näherte ich mich der Insel Kreta, auf einem ganz anderen Weg und viel schneller als damals vor über vierhundert Jahren mit der Galeasse der venezianischen Adelsfamilie da Mosto. Würde ich auch diesmal dort auf Hekate stoßen? Hatte sie etwa veranlaßt, daß ich mich an all die Vorkommnisse aus meinem früheren Leben erinnerte?
    1556 war ich Hekate oder Selva Farsetti auf Kandia begegnet. Das wußte ich, mehr aber auch nicht. Alles Nachdenken und Grübeln brachte mich nicht weiter.
    Kurz nach sechzehn Uhr Ortszeit stieß die Boeing 727-200 der Lufthansa durch die Wolkendecke und landete auf dem Flughafen der kretischen Hauptstadt Iraklion. Es war ein kleiner Flughafen.
    Die Zollabfertigung dauerte nicht lange. Dann standen wir draußen vor dem Terminal und warteten auf den Bus, der uns in die Stadt bringen sollte.
    Mit uns waren nur zwanzig Leute angekommen, Geschäftsreisende und ein paar Touristen. Ich schaute über die Dächer von Iraklion auf das verkarstete Gebirge im Hintergrund. Seit 1556 hatte sich viel geändert. Jetzt standen nur noch Reste der damaligen venezianischen Befestigungsanlagen. Ein weiterer Splitter meiner Erinnerung kehrte zurück. Ich dachte an den Seehafen von damals, an die vielen Schiffe und Nationalitäten, die sich dort versammelt hatten. Viele Schiffe des osmanischen Reiches - vor dem die Welt gezittert hatte - hatten im Hafen vor Anker gelegen, Schiffe aus Venedig, Koggen der Hanse und ein paar Spanier.
    Endlich kam der Bus. Wir fuhren ins Zentrum. Mit 65.000 Einwohnern war Iraklion nicht gerade eine Großstadt. Gegen London und Frankfurt wirkte es sehr provinziell.
    Im staatlichen Reisebüro, an das man uns bereits bei der Flughfeninformaton verwiesen hatte, nannte man uns das Hotel Ambrakia. Es war nicht sehr weit entfernt, aber ich hatte ebensowenig Lust wie Thomas Becker und Peter Plank, mich noch länger mit dem Gepäck herumzuschleppen. Peter Plank und ich kamen mit einem Köfferchen aus, dafür hatte Thomas Becker gleich zwei große Reisekoffer und eine gewichtige Tasche bei sich, die wir mitschleppen durften.
    Ein Taxi brachte uns zum Ambrakia, das in der Altstadt lag. Hier herrschte ein buntes Gewimmel. In Läden und an Straßenständen wurde gefeilscht. Vor den Straßencafes saßen schwarzhaarige Männer mit gebräunten, verwitterten Gesichtern und tranken schwarzen Kaffee. Oft genug stand ein Gläschen Ouzo dabei.
    Das Ambrakia befand sich zwischen einem Bazar und einem Juweliergeschäft. Das Hotel machte einen recht guten Eindruck. Wir trugen uns an der Rezeption ein, und zwei Pagen schleppten unsere Koffer die Treppe hinauf. Einen Lift gab es nicht. Ein abgetretener roter Teppich lag auf der Treppe. Wir bezogen unsere Einzelzimmer. Ein Bad mit Dusche befand sich am Ende des Flurs. Es war uns recht, daß wir die ganze Etage für uns hatten und uns nach niemandem zu richten brauchten.
    Ich stellte meinen Koffer in eine Ecke, öffnete das Fenster und lüftete den Raum durch. Die Einrichtung war ein wenig altmodisch für meinen Geschmack, aber sauber und gediegen. Ich legte mich auf das Bett und steckte mir eine Player's an.
    Während ich so dalag und rauchte, wurde ich immer schläfriger. Ich drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem Nachttisch aus und schloß die Augen. Kurze Zeit später war ich eingeschlafen.
    In der Nacht hatte ich wenig Schlaf bekommen, weil wir bis spät
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