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0718 - Tango Fatal

0718 - Tango Fatal

Titel: 0718 - Tango Fatal
Autoren: Jason Dark
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Steintreppe. Die Stufen selbst waren ziemlich hoch und sahen ausgetreten aus.
    Die Holztür zeigte einen dunkelroten Anstrich, der die ursprüngliche grüne Farbe nicht ganz hatte überdecken können. Weinranken waren um die Türecke herumgewachsen und hielten mit ihren Blättern das schmale Klingelschild verdeckt.
    Der Wind wehte mich von der Seite her an. Er brachte einen frischen Geruch mit.
    Als die Glocke der Kirche plötzlich anfing zu läuten, schaute ich auf die Uhr.
    Mittag - high noon!
    Konnte es idyllischer sein?
    Bei der Ankunft hatte ich vergeblich versucht, durch die kleinen Fenster zu schauen, deshalb klingelte ich. Als nach dem dritten Schellen noch immer nicht geöffnet worden war, wurde ich unruhig.
    Okay, ich kannte Pierre Piccard zwar nicht gut und auch nicht lange, aber vom ersten Kontakt her hatte ich ihn doch als einen Menschen eingeschätzt, auf den man sich verlassen konnte. Daß er mich so sitzenließ, wollte mir nicht in den Kopf.
    Oder hatten wir uns verpaßt?
    Die Unruhe in mir verstärkte sich. Ich gehörte zwar nicht zu den Menschen, die nur aus Mißtrauen bestanden, doch meine Arbeit und alles, was damit zusammenhing, hatte mich schon mißtrauisch gemacht. Das Gefühl konnte ich auch in dieser wunderschönen Gegend nicht abschütteln.
    Ich legte meine Hand auf die Klinke, auch mit der Vorausgabe, daß die Menschen in den kleinen Orten ihre Häuser und Wohnungen oftmals nicht abschlossen. Das waren sie von altersher gewohnt, und niemand dachte daran, dies zu ändern.
    Auch hier war die Haustür offen.
    Mit der Fußspitze drückte ich sie auf. Langsam schwang sie nach innen und gab den Blick in einen schmalen Flur mit dunklen Wänden frei. Daß in diesem Haus kaum jemand wohnte, war zu riechen.
    Es war der typische Geruch ohne Leben, der zwischen den Wänden hing. Ich konnte ihn schlecht beschreiben, jedenfalls war er da, und es lag möglicherweise auch an der Kälte. Viele heizten ihre Häuser bereits, denn die Nächte waren empfindlich kühl.
    Rechts lagen die Zimmer und auch die sehr niedrigen Türen. Ich mußte schon den Kopf einziehen, wenn ich über die Schwelle trat. Unter meinen Füßen knarrten die Dielenbretter. Das Holz war alt und weich. An einigen Stellen roch es auch nach Bohnerwachs.
    Ich betrat den ersten Raum.
    Es war die Küche.
    Nicht modern eingerichtet, sondern so wie früher. Und das kam ja immer mehr in Mode. Der alte Herd wurde noch mit Kohle beheizt. Der Schrank bestand aus dunklem Holz, die Lampe unter der Decke besaß einen geschwungenen Schirm. Auf ihm lag eine dünne Fettschicht.
    Keine Spur von Pierre Piccard. Das Haus atmete.
    Es atmete eine ungewöhnliche, bedrückende Stille. Es kam mir vor, als würde sie aus den Wänden strömen, und ich hatte das Gefühl, von dieser Ruhe eingepackt zu sein.
    Als ich den Flur wieder betreten hatte, ging ich vor bis zur Treppe und blieb dort stehen.
    Schmale Stufen führten nach oben. Auf dem Flur der ersten Etage befand sich ein schmales Fenster, durch das Tageslicht sickerte. Sehr rasch schon wurde es von der Dämmerung geschluckt.
    Ich blieb unten, drückte mich an der Treppe vorbei und sah die nächste Tür.
    Sie stand spaltbreit offen.
    Ich öffnete sie weiter. Ein dunkler Raum lag vor mir. Erst nach Sekunden sah ich die hohen, mit Büchern gefüllten Regale. Vor die beiden Fenster waren graue Gardinen gezogen worden, damit nicht zu viel Licht in den Raum fallen konnte.
    Soviel ich sehen konnte, war der Raum menschenleer. Einen Schreibtisch entdeckte ich noch. Er bestand ebenfalls aus einem dunklen Holz, war sehr wuchtig und stand so, daß sich die Regale in seinem Rücken befanden.
    Ich ging auf das Möbelstück zu.
    Beladen war es mit aufgeschlagenen Büchern und zahlreichen Blättern. Ich ging links um den Schreibtisch herum, sah erst jetzt den Stuhl mit der hohen Lehne und wollte mir die Blätter und Bücher im Licht meiner kleinen Lampe anschauen, als ich stutzte.
    An der anderen Seite des Schreibtisch ragte etwas hervor.
    Zwei dunkle Gegenstände, die ich nicht genau erkennen konnte. Erst als ich noch einen Schritt nach vorn gegangen war, sah ich sie besser.
    Es waren zwei hochkant gestellte Schuhe. Und darin steckten zwei Füße.
    Sie gehörten dem Mann, der rücklings auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte.
    Es war Pierre Piccard.
    Er war tot!
    ***
    Beinahe brutal hart stach das Licht meiner Bleistiftleuchte in das starre Gesicht mit den eingefallenen Wangen, den weit und erschreckt aufgerissenen
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