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0710 - Der Freund des Satans

0710 - Der Freund des Satans

Titel: 0710 - Der Freund des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tötete.
    Soweit wollte er es nicht kommen lassen. Sadre war verschwunden, und noch bestand die Chance, daß er allein mit seinem Vater redete, ohne den Schatten im Nacken zu spüren.
    Da es nicht so aussah, als würde sein Vater den Platz verlassen, um den Garten zu betreten, ging Tommy Li auf das Haus zu, um es durch einen der Seiteneingänge zu betreten.
    Es war nicht so, daß sich sein Vater allein im Haus aufhielt, dienstbare Geister waren immer vorhanden, auch wenn sie nicht zu sehen waren. Wurden sie gebraucht, waren sie auf ein bestimmtes Signal hin sofort zur Stelle.
    Tommy Li hatte keine Lust, ihnen zu begegnen. Nur Sadre hätte den Sohn des Meisters umgebracht.
    Die anderen hätten dies nicht übers Herz bringen können.
    Die Einrichtung des Hauses zeigte etwas von der Zerrissenheit der Menschen. Sie lebten zwischen zwei Welten, zwei Kulturen, und beides traf sich hier.
    Europa und China gingen in diesem Haus eine Verbindung ein. Die Treppe stammte aus dem Reich der Mitte, die Lampen, die Schalen, die kleinen Altäre und ebenso die vielen Bilder, deren Motive Szenen aus der chinesischen Mythologie zeigten, wo zumeist der Kampf gegen drachenähnliche Ungeheuer im Mittelpunkt stand.
    Modern war die Elektronik, die Küche, überhaupt die Kommandozentrale, über die Li Choung sein Unternehmen leitete. Er gehörte zu den mächtigen Bossen, die sich zu Banden zusammengeschlossen hatten, die Triaden genannt wurden und die erschienen waren, um die Mafia aus dem Geschäft zu drängen.
    Das klappte nicht von heute auf morgen, es würde Jahre dauern, aber die Menschen aus dem asiatischen Raum besaßen kaum Zeit und Geduld. Die Jahre arbeiteten für, aber nicht gegen sie. Mit dieser Einstellung hatten sie schon manches Machtpotential erringen können.
    Daß die Mafia das Eindringen der Haifische in ihre Gewässer nicht hinnahm, lag auf der Hand. Ihre Clans setzten voll dagegen, und mehr als einmal schon war es zu gefährlichen Bandenkriegen gekommen, die sie untereinander ausgefochten hatten.
    Li Choungs Truppe kontrollierte die meisten Chinarestaurants. Die Pächter und Wirte hatten ihre wöchentlichen Abgaben zu entrichten. Wer nicht zahlte und sich mehr als dreimal weigerte, verschwand einfach von der Bildfläche, ohne jemals wieder gesehen zu werden.
    Das wußte Tommy Li, denn sein Vater hatte ihn, als er ein bestimmtes Alter erreicht hatte, in gewisse Geschäfte eingeweiht. Seine Worte aber waren nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Tommy Li sah sich einfach nicht als Nachfolger seines Vaters an. Er war nicht so brutal. Er hatte mehr von seiner Mutter mitbekommen, einer amerikanischen Sängerin, die in zahlreichen Musicals am Broadway mitgespielt hatte, ohne jedoch als Star groß herauszukommen.
    Tommy Li konnte seinen Vater nicht begreifen. Umgekehrt war es ebenso. Aber sie lebten nun mal zusammen, und Li Choung würde es nie erlauben, daß sein Sohn auszog. Dann wäre der Alte erpreßbar gewesen, und Feinde besaß er genug.
    Auf leisen Sohlen bewegte sich Tommy Li. Er war nervös, sein Herz schlug kräftiger und schneller als sonst. Auf seinem Nacken lag der kalte Schweiß, und die Handflächen waren ebenfalls von dieser Schicht bedeckt.
    Er räusperte sich die Kehle frei, als er die Tür aufdrückte. Eigentlich hätte er klopfen müssen, sein Vater verlangte dies. Allein, daß er darauf verzichtete, war für Tommy schon ein Erfolg, ein kleiner Beweis, daß er sich abnabeln wollte.
    Er drückte die Tür nur so weit auf, daß er durch den Spalt schlüpfen konnte.
    Das Zimmer war groß, der Schreibtisch bildete den Mittelpunkt. Auch er stammte aus China, war eine Meisterarbeit gewesen, auf dessen breiter Platte all die Elektronik ihren Platz gefunden hatte, mit der sich der Triadenchef umgab.
    Tommy Li schloß die Tür. Fast wäre ihm die Klinge noch aus den Fingern geglitten, so feucht war seine Handfläche.
    Der alte Chinese rührte sich nicht. Er schien nicht nur mumifiziert, sondern schon versteinert zu sein. Tommy Li konnte gegen das Halbprofil seines Vaters schauen. Für ihn sah es aus wie ein hart gefrorener Schatten.
    Er mußte durch die Nase atmen, spürte eine leichte Übelkeit und hatte plötzlich vergessen, was er eigentlich sagen wollte. All das, was er sich vorgenommen hatte, war mit einemmal verschwunden, als wäre es vor seinem geistigen Auge weggerissen worden.
    »Komm näher!«
    Als er die Stimme seines- Vaters hörte, durchzuckte ihn der Schreck. Tommy Li hatte damit gerechnet, daß sein

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