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0710 - Der Freund des Satans

0710 - Der Freund des Satans

Titel: 0710 - Der Freund des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eindringen nicht aufgefallen war, aber die Stimme des Vater belehrte ihn eines Besseren, und seine guten Vorsätze sanken noch mehr zusammen.
    Er ging einen Schritt und blieb dann stehen, weil ihm eingefallen war, daß er schon wieder das tat, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Der schaute ihn gar nicht an, sondern fragte nur: »Weißt du eigentlich, daß du hättest tot sein können, mein Junge? Ich hasse es, wenn jemand mein Büro betritt, ohne sich angemeldet zu haben. Sei froh, daß ich dich erkannt habe.«
    »W… wie denn?«
    »Sei froh…«
    Mehr brauchte der Alte nicht zu sagen, und Tommy Li glaubte ihm jedes Wort. Er kannte die Macht dieses Menschen, die in seinen Augen beinahe grenzenlos war.
    Er ging vor.
    Seine Füße schleiften über den Seidenteppich, der den Parkettboden bedeckte. Innerlich gab er sich seine Befehle. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und er betete darum, sich zusammenreißen zu können. Nur keine Schwäche zeigen. Wenn er das tat, war er verloren, dann hatte er überhaupt keine Chance. Sein Vater haßte schwache Menschen, besonders dann, wenn es sich um die Mitglieder der eigenen Familie handelte.
    Er kannte den Weg, den er zu gehen hatte. Jeder Besucher mußte einen Bogen schlagen, so daß der Alte ihn im Auge behalten konnte. Am Ende des Bogens mußte er dann vor dem Schreibtisch in einer gewissen Distanz stehenbleiben. Ein Platz wurde ihm nicht angeboten. Das tat Li Choung auch bei seinem Sohn nicht.
    Tommy Li versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. Er wußte noch nicht, wie er das Gespräch beginnen sollte. Auf keinen Fall wollte er seinem Vater erzählen, daß er das Gespräch zwischen ihm und Sadre belauscht und auch den Teufel gesehen hatte.
    Die alten, wäßrigen Augen schauten ihn prüfend an. »Hast du dich entschlossen, Sohn?«
    Tommy Li schluckte. Sein Speichel schmeckte bitter. In seinem Innern wühlte sich eine Schlange hoch, die sich in seiner Kehle festgesetzt hatte.
    »Ich warte.«
    »Ja, ich habe mich entschlossen.«
    »Das finde ich gut.«
    »Ich weiß nicht, ob…« Als Li Choung die rechte Augenbraue hob, verstummte Tommy Li.
    »Rede weiter, Sohn!«
    Auf einmal brach der Damm. »Ich kann nicht!« keuchte er, »verdammt noch mal, ich kann einfach nicht. Es tut mir leid, aber das ist alles zuviel für mich.«
    »Was?«
    »Du verlangst…«
    »Ich verlange nicht viel von dir. Ich will nur, daß du mir ein guter Sohn bist, so wie es die Tradition befiehlt. Wir leben zwar in Europa, aber wir haben unsere Herkunft nicht vergessen, das weißt du selbst, Tommy Li.«
    »Aber ich nicht, Vater. Ich bin hier aufgewachsen und…«
    »Du bist an uns gekettet, und ich will stolz darauf sein, einen Sohn zu haben. Nicht allen ist dieses Glück geschenkt worden, mir widerfuhr es. Und ich will, daß mein Sohn einmal an diesem Platz sitzt, den ich noch einnehme.«
    »Das… das kann ich auch, Vater!«
    »Dann handle danach.«
    »Du meinst… du meinst, ich soll so werden wie du. Ich soll hier deine schmutzige Arbeit verrichten? Soll Mordbefehle geben und auch gewisse Strafen…«
    »Das gehört dazu.«
    »Nein, Vater, das kann ich nicht. Ich bin nicht der Mensch dazu. Ich bin nicht so wie du, ich bin auch nicht so wie dein Killer Sadre. Für mich sind andere Dinge wichtig, ganz andere…«
    »Ja, ich weiß, der Kontakt mit dem Teufel.«
    Tommy Li schloß für einen Moment die Augen. Er wußte, daß sein Vater einen schwachen Punkt bei ihm getroffen hatte. Tommy Li hatte seinen Weg für den einzig richtigen gehalten, aber das war nun vorbei. Es war eine Täuschung gewesen, er hatte der Verlockung der Hölle nicht widerstehen können, denn der Teufel persönlich hatte die Pläne geschmiedet und tief in die Trickkiste gegriffen.
    Daß er ausgerechnet ihm, dem Satan begegnen würde, damit hatte er nicht rechnen können. Sein Sinnen und Trachten hatte einzig und allein der Frau gegolten, diesem wunderbaren Geschöpf, das ihn und seine Gesinnungsfreunde angelockt hatte.
    »Es war ein Versehen, Vater.«
    Der alte Chinese lachte. »Versehen ist gut. Ja, das ist wirklich gut. Dieses Versehen hat einen Keil zwischen uns getrieben und dich völlig aus dem Tritt gebracht, mein Lieber. Ich möchte, daß du wieder zu dir selbst findest und werde dir deshalb Zeit geben, über die alten Werte nachzudenken.«
    Der letzte Satz hatte Tommy Li überhaupt nicht gefallen. Es war zwar verklausuliert gesprochen worden, doch Tommy Li wußte genau, was dasbedeutete.
    Sein Vater würde ihn

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