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0710 - Der Freund des Satans

0710 - Der Freund des Satans

Titel: 0710 - Der Freund des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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festsetzen.
    Er würde ihn nicht mehr aus dem Haus lassen, sondern einsperren wie einen Gefangenen.
    Der junge Mann atmete heftig. »Könntest du das deutlicher sagen, Vater?«
    »Genau das will ich. Obwohl ich davon ausgehe, daß du es begriffen hast. Ich will einfach nicht, daß du hier aus meinem Haus verschwindest. Du wirst bleiben, du wirst unter meiner Kontrolle stehen und Zeit genug haben, über das Schicksal und deine Zukunft nachzudenken. Mehr sage ich dazu nicht.«
    Tommy Li erbleichte. Seine Haut wurde noch dünner. Plötzlich kam ihm der große Raum eng wie eine Zelle vor, deren Wände sich immer zusammenschoben.
    Er schielte zur Seite und zur Glastür, die den Garten vom Haus abtrennte. Im Garten bewegten sich Schatten. Es waren die Aufpasser, die seinem Vater treu ergeben waren. Sie würden eine Flucht unmöglich machen.
    Dennoch stemmte er sich gegen dieses Schicksal an. »Und wenn ich nein sage?«
    Li Choung räusperte sich. »Bleibt dir denn eine andere Wahl, Tommy? Hier habe ich das Sagen, auch wenn ich jemand einen Gefallen habe tun müssen.«
    »Ja!« stieß der junge Mann hervor, der sich nicht mehr beherrschen konnte. »Ich weiß, von welch einem Gefallen du sprichst. Du meinst den Teufel, diesen verfluchten Dämon. Dieses Wesen, das gegen die Menschen ist, das, wir alle…«
    »Genug!«
    »Es ist nicht genug, Vater, denn der Teufel ist…«
    Li Choung tat etwas, das bei ihm selten vorkam. Er sprang in die Höhe und fiel seinem Sohn ist Wort. »Bist du es nicht gewesen, der den Teufel geholt hat? Ist es nicht deine Schuld, daß er bei uns ein- und ausgegangen ist?«
    »Nein, ich…«
    »O ja, du bist es gewesen. Du und kein anderer. Du hattest Kontakt. Du hast nicht auf mich gehört und bist einem bösen Traum nachgelaufen, unter dem wir alle zu leiden haben. Ich könnte dich dafür mit dem Tode bestrafen, aber ich werde noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen, Tommy Li. Ich habe dich nicht töten lassen, aber ich werde dafür sorgen, daß so etwas nicht wieder geschieht.« Er klopfte mit dem spitzen Knöchel seines Zeigefingers auf die Platte. »Das ist mein Haus. Ich bestimme, was geschieht.«
    Tommy war bleich geworden. Er kannte seinen Vater und wußte, daß er nicht scherzte. So alt er auch geworden war, seine Grausamkeit hatte er beibehalten.
    »Nun?«
    Tommy Li schüttelte den Kopf. »Ich gehe meinen eigenen Weg. Ich lasse mich nicht von dir unterdrücken, Vater. Ich habe mich einmal entschlossen, dabei werde ich bleiben.«
    Li Choung setzte sich. Dabei atmete es zischend und tief aus. Er bewegte seine Augenbrauen, legte die Stirn in Falten und sah so aus, als müßte er nachdenken.
    »Dein letztes Wort, Tommy Li?«
    »Mein allerletztes, Vater!«
    »Gut, gut.« Der alte Mann nickte. Er lenkte seinen Sohn durch diese Bewegung von einer anderen ab, denn mit der rechten Hand zog er lautlos eine Schublade auf.
    Der nächste Griff erwischte die Pistole.
    Plötzlich schaute Tommy Li in die Mündung.
    Der Junge wurde blaß. Er hatte gewußt, daß es nicht einfach werden würde, aber daß sein Vater sich tatsächlich dazu durchringen würde, den eigenen Sohn zu erschießen, das war ihm einfach zu viel.
    Automatisch hob er die Hände.
    »Das brauchst du nicht, Tommy Li. Du kannst sie ruhig unten lassen. Ich werde dich auch so erschießen.«
    »Aber…«
    »Auch kein Aber mehr. Ich habe dich bewußt nach deinem letzten Wort gefragt. Du hast es bestätigt, und jetzt ist es vorbei, Verdammter. Du hast nie richtig zu mir gehört. Ich hätte dich ertränken sollen, aber ich tat es wegen deiner Mutter nicht. Außerdem war ich schon sehr alt und wußte nicht, ob ich es noch schaffte, ein zweites Kind - einen Sohn - zu zeugen. Das ist vorbei, denn du hast dich für den falschen Weg entschieden, Tommy.«
    »Deshalb brauchst du mich doch nicht umzubringen!« keuchte Tommy Li.
    »Doch - gerade deshalb, denn du hast es geschafft und die Familienehre besudelt.«
    Für Tommy brach eine Welt zusammen. Ja, er kannte den Ehrenkodex der Chinesen, aber das lag für ihn so weit entfernt und begraben in der Vergangenheit. Sie lebten in der Gegenwart und…
    Der rechte Zeigefinger seines Vaters bewegte sich. Er sah es genau. Der Abzugsbügel erreichte den Druckpunkt. Ein geringes Zittern reichte, um aus der Mündung Tod und Verderben zu speien.
    Erst in diesen langen schrecklichen Sekunden fiel Tommy Li auf, in welch eine Lage er sich hineinmanövriert hatte. Es gab für ihn kein Erbarmen mehr und keine Gnade. Sein

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