Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
071 - Der Hexer mit der Schlangenhand

071 - Der Hexer mit der Schlangenhand

Titel: 071 - Der Hexer mit der Schlangenhand
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Luft.
    Die Frau
schrie entsetzt auf, taumelte und stürzte zu Boden. John betrachtete sie aus
den Augenwinkeln. In jedem anderen Moment hätte er bewundernd genickt; die
Angerempelte war klein und zierlich, hatte ein schmales Gesicht, das von
schwarzem Haar umrahmt wurde, ganz leicht geschlitzte, mandelbraune Augen,
kleine Brüste unter der dünnen Bluse und aufregend geformte Beine in hautengen
Jeans.
    Nun jedoch
achtete er kaum auf ihre körperlichen Formen, sondern nur auf ihren Blick, der
ihm unsagbar vertraut erschien.
    Genauso
vertraut wie die Schlange, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Die Schlange!
Plötzlich lag sie wieder in seiner Hand, und John Modesty hastete weiter, immer
weiter auf ein Ziel zu, das er nicht mal kannte ...
    Die steinerne
Schlange aber kannte es. Das reichte aus.
     
    ●
     
    Die Luft
brannte in John Modestys Lungen. Vor seinen Augen waberten blutrote Schleier.
Es war ein Wunder, daß er noch auf den Beinen stand.
    Die Gegend,
in die das Idol ihn geführt hatte, war ihm unbekannt. Kleine, geduckte Häuser
säumten hier die Straßen, Hütten fast, aus denen die seltsamsten Gerüche
strömten. Die Menschen auf den Straßen waren kleingewachsen und gelbhäutig.
John Modesty meinte, in einem anderen Erdteil angelangt zu sein.
    Doch das war
nicht der Fall. Er befand sich in jenem Stadtteil Londons, der von Asiaten
bewohnt war, Hongkong-Bürgern, die die Kronkolonie verlassen hatten, um im Herzen
des Commonwealth ihr Glück zu machen. Hier lebten ebenso auch Flüchtlinge aus
Indonesien, China oder Taiwan. So fremdartig die Kultur hier war, die Menschen
waren freundlich und hilfsbereit. Bereitwillig wiesen sie ihm den Weg.
    Die seltsamen
Laute, die über seine Lippen kamen, verstand John Modesty selbst nicht. Doch
die Passanten nickten, wiesen ihn voran und bedeuteten ihm den Pfad, den er
durch dieses Labyrinth einzuschlagen hatte.
    Vor einer
Hütte, die nicht ganz so erbärmlich aussah wie die anderen, blieb er stehen.
    Wie
selbstverständlich trat er durch einen Vorhang aus leichten, holzartigen Fasern
- Bambus? Er glaubte plötzlich, sich an dieses Wort entsinnen zu können...
    Das Innere
des Hauses versetzte ihn in ehrfürchtiges Staunen. Der Boden war mit kühlen,
wie Elfenbein schimmerndem Marmor ausgelegt. Dicke, weiche Teppiche nahmen
diesem Material etwas von seiner schillernden Härte.
    Die Wände
waren mit feingemustertem, dünnem Holz getäfelt. Doch am auffälligsten wirkte auf John der große Altar, ebenfalls aus Marmor, am
Ende des Raumes, und das dahinter aufgerichtete Schlangenbild. Eine gewaltige
Statue, die bis aufs Haar der in seiner Hand glich. Nur war sie um ein
Vielfaches größer...
    Es war kühl
und dunkel hier. Der Geruch von Londons Innenstadt und all die fremden Düfte
dieser kleinen Enklave fielen von John ab.
    Aus der
Finsternis hinter dem Altar schälte sich eine kleingewachsene, aber ungeheuer
muskulöse Gestalt asiatischer Herkunft, gekleidet in weit fallendes Tuch. John
fuhr zusammen, als er die Augen des Mannes sah, der urplötzlich vor ihm stand.
    In ihnen
glitzerte nackte Gier.
    Der Mann
unbestimmten Alters konnte genausogut vierzig wie achtzig sein. Doch nur sein
Gesicht wirkte so unbestimmt, sein Körper war der eines kräftigen jungen Mannes.
    Erstaunt
beobachtete John Modesty, wie der Freund sich ehrfürchtig verneigte. »Ich grüße
Lao To Hiau«, sagte er in seltsamem Singsang. »Die Voraussage ist eingetroffen.
Ein Fremder wird kommen, dessen Blick für andere Wirklichkeiten geöffnet ist,
Lao To Huau erkennen und zu Tsin Schi Huang, seinem
Ersten Priester, bringen. Und damit wird Lao To Hiaus Macht einen neuen Anfang
nehmen und sich in kurzer Zeit zu alter Größe auf schwingen .«
    Andere
Wirklichkeiten? John schüttelte den Kopf. Er verstand das alles nicht...
    »Ich verneige
mich voller Dankbarkeit vor dem Boten«, fuhr der Mann fort, der sich selbst
Tsin Schi Huang genannt hatte. Die Weissagung schließt es aus, daß der Priester
Lao To Hiau selbst in den Tempel holt .«
    »Aber... aber
ich ...«, stammelte John Modesty. »Ich habe doch nicht...«
    Lächelnd
streckte der asiatische Priester die Hand aus. John Modesty zögerte einen
Moment. Aber dann schien es ihm ganz selbstverständlich, das steinerne
Schlangenidol zu übergeben.
    Tsin Schi
Huang schloß die Augen und verneigte sich. »Ehrenwerter Lao To Hiau«, wisperte
er, »dein Priester ist bereit. Die Wärme deines Reiches erwartet dich. Dein
unwürdiger Priester bittet dich, ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher